Streaming-Tipps Horror mit Poe und Urlaub mit Hape: Serien-Highlights im Oktober bei Netflix und Co.

Inkognito im „Club Las Piranjas“: Edwin Öttel, gespielt von Hape Kerkeling.
Inkognito im »Club Las Piranjas«: Edwin Öttel, gespielt von Hape Kerkeling.

Neues von Hape Kerkeling, Edgar Allan Poe berühmteste Kurzgeschichte als Horrorserie und blutige Gesellschaftskritik aus Korea: Wir stellen interessante Neuerscheinungen vor, die im Oktober bei Streaminganbietern oder in Mediatheken starten.

Inkognito im »Club Las Piranjas«: Edwin Öttel, gespielt von Hape Kerkeling.
Inkognito im „Club Las Piranjas“: Edwin Öttel, gespielt von Hape Kerkeling.
Der aus der Sitcom bekannte Psychiater an neuer Wirkungsstätte: Frasier (Kelsey Grammer).
Der aus der Sitcom bekannte Psychiater an neuer Wirkungsstätte: Frasier (Kelsey Grammer).
Poe-Horror in Serie: Carla Gugino als Verna in »Der Untergang des Hauses Usher«.
Poe-Horror in Serie: Carla Gugino als Verna in „Der Untergang des Hauses Usher“.
»Bargain«: No Hyung-Soo (Jin Sun-Kyu als ) in Not. Seine Organe werden versteigert.
„Bargain“: No Hyung-Soo (Jin Sun-Kyu als ) in Not. Seine Organe werden versteigert.
Als abgehalfterte Musiker: Marc Hosemann (r.) und Heinz Strunk in »Last Exit Schinkenstraße«.
Als abgehalfterte Musiker: Marc Hosemann (r.) und Heinz Strunk in „Last Exit Schinkenstraße“.

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„Bargain“ (ab 5.10., Paramount+)

Von der brutalen Erfolgsserie „Squid Game“ bis zum verstörenden Fahrstuhlthriller „Der Schacht“: Gesellschaftskritik im Gewand blutiger Horrorerzählungen ist in Mode. Ebenso schockierend wie faszinierend ist auch die Ausgangssituation des koreanischen Sechsteilers „Bargain“: Männer wie No Hyung-Soo (Jin Sun-Kyu) werden von vorgeblichen Teenager-Prostituierten in ein abgelegenes Gebäude gelockt, das sich als Auktionshaus des Grauens entpuppt – die Gäste werden überwältigt und ihre Organe meistbietend an Interessenten versteigert, die Opfer liegen gefesselt auf der OP-Liege und müssen alles mitanhören. Als ein Erdbeben das Haus erschüttert, beginnt zwischen den Überlebenden in den Trümmern ein Hauen und Stechen. Ein spannendes, etwas plakatives Zerrbild einer kapitalistischen Gesellschaft, die der Gier jegliche Moral geopfert hat.

„Last Exit Schinkenstraße“ (ab 6.10., Prime Video)

abgehalfterte Tanzmusiker landen auf der Suche nach dem rettenden Strohhalm am Ballermann, wo sie mit dem schnell gezimmerten Partysong „Breit in 100 Sekunden“ einen Hit erzielen: Der Sechsteiler „Last Exit Schinkenstraße“ ist die erste Fernsehserie von Kultautor Heinz Strunk („Der goldene Handschuh“), der darin die Unterhaltungsszene auf Mallorca aufs Korn nimmt. Strunk schrieb das Drehbuch, komponierte mehrere eingängige Partyhymnen und spielt eine der Hauptrollen: Nach einem miesen Auftritt bei der Jubiläumsgala des „Rohwurstforums“ sind Trompeter Torben (Marc Hosemann) und Saxophonist Peter (Strunk) arbeitslos, aber als Schlagersänger Pierre Panade startet Peter in El Arenal durch. Die Comedyserie verzichtet auf drögen dramatischen Überbau, sie steckt voller Liebe zum Detail und ist eine originelle Parodie auf prolligen Humor.

„Der Untergang des Hauses Usher“ (ab 12.10., Netflix)

Es ist eine der berühmtesten Schauererzählungen der Literaturgeschichte: Edgar Allan Poes „Der Untergang des Hauses Usher“ ist ein Klassiker des Genres – es geht um ein marodes Gemäuer, einen geistig zerrütteten Schlossherrn und seine lebendig eingemauerte Schwester. Netflix hat daraus nun eine Serie gemacht, die den Stoff aus dem 19. Jahrhundert in die Gegenwart holt und auch Elemente aus Poes Gedicht „Der Rabe“ einarbeitet. Im Mittelpunkt stehen die Zwillinge Roderick und Madeline Usher (Bruce Greenwood und Mary McDonnell), die sich in der Pharmabranche skrupellos an die Spitze gesetzt haben – doch nun sinnen die Leichen in ihrem Keller auf Rache. Der Achtteiler von Mike Flanagan („Spuk in Hill House“) wechselt zwischen modernem Gerichtssaal und finsterem Herrensitz, klassische Schreckmomente, Gruselfratzen und schwarzer Humor inklusive.

„Eine Frage der Chemie“ (ab 13.10., AppleTV+)

Amerika zu Beginn der 50er Jahre: Elizabeth Zott (gespielt von „Captain Marvel“-Star Brie Larson) ist eine hochbegabte Chemikerin und hat keine Lust auf die übliche Rolle des bescheidenen, dienstbaren Heimchens, das für die Herren der Schöpfung den Kaffee kocht und nur Mode im Kopf hat. Sie will Wissenschaftlerin werden, doch ihren Job als Laborgehilfin an einer von Männern dominierten Universität verliert sie wegen Intrigen und Sexismus. Zott nimmt einen Job als Moderatorin einer Kochsendung an und nutzt die Gelegenheit, ihrem (vorwiegend weiblichen) Publikum nicht nur Rezepte beizubringen und wissenschaftlich zu erklären, sondern auch über Emanzipation und patriarchalische Strukturen zu reden. Die beschwingte feministische Zeitreise basiert auf einem Bestseller von Wissenschaftsjournalistin Bonnie Garmus.

„Frasier“ (ab 13.10., Paramount+)

In der goldenen Ära der US-Sitcoms war „Frasier“ eine der beliebtesten und ein Dauerbrenner: „Ich bin ganz Ohr“ lautete das Motto von Frasier Crane (Kelsey Grammer), dem Psychiater und Moderator einer Beratungssendung im Radio. Von 1993 bis 2004 liefen 264 Episoden um den weltfremden Snob, der in einer WG mit seinem raubeinigen Vater lebte – jetzt gibt es ein Revival des Serienklassikers, in dem der Therapeut von Seattle nach Boston zieht. Auf den pointierten Schlagabtausch zwischen Frasier, seinem neurotischen Bruder Niles und ihrem Vater müssen Fans in der Fortsetzung verzichten, statt dessen liefert sich der Doc Wortgefechte mit neuen Figuren wie dem schrulligen Harvard-Professor Alan (Nicholas Lyndhurst) – das ist witzig, aber nicht dasselbe wie früher.

„Club Las Piranjas“ (ab 19.10., RTL+)

Es war ein Paukenschlag, als Hape Kerkeling 2021 nach langer Auszeit sein Comeback ankündigte. Jetzt startet seine Miniserie „Club Las Piranjas“, die an den gleichnamigen Kinofilm von 1995 anknüpft. Der Entertainer spielt erneut den Animateur Edwin Öttel, inzwischen eine verkrachte Existenz. Er besucht aus Gründen, die hier nicht weiter erörtert werden sollen, inkognito eine Hotelanlage auf Mauritius, um die Heirat seines Sohnes mit einer Angestellten zu vereiteln, einer vermeintlichen Erbschleicherin – erwartungsgemäß stiftet Öttel das totale Chaos. Gaststars wie Cordula Stratmann als patente Ruhrpott-Wirtin oder Andrea Sawatzki als abgetakelte Schlagersängerin nutzen die Bühne, um zu glänzen, und Hape Kerkeling punktet als sympathischer Loser. Insgesamt wirkt der Humor aber ziemlich vorgestrig.

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