Bad Dürkheim Darinka Keil: „Spritze mir selbst seit Jahren Botox"

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Nach ihrem Besuch beim „Weltkongress Anti Aging“ spricht Dermatologin Dr. Darinka Keil im Interview über neue Trends, Sucht und volle Lippen.

Frau Dr. Keil, Sie waren gerade einige Tage auf dem Anti-Aging-Weltkongress in Monte Carlo. Gibt es etwas Neues an der Botox-Front?

Es gibt auf jeden Fall neue Trends weltweit. Die Entwicklung geht weg von den operativen Eingriffen, hin zu den sanfteren Behandlungen. Weltweit sind Botox und Hyaluron immer noch an erster Stelle. Was in den östlichen Ländern schon gang und gäbe ist, ist das Fadenlifting zur Gesichtsstraffung. Am Körper ist die Kryolipolyse ein Thema, also eine Behandlung mit Kälte gegen Fettansammlungen und zur Hautstraffung. Alles ambulante Behandlungen, sogenannte „Lunchtime Treatments“. Das ist der große Trend. Wir leben in einer älter werdenden Gesellschaft, die immer jünger aussehen will. Warum machen immer mehr Menschen Schönheitsbehandlungen? Ich sage meinen Patienten immer: „Wahre Schönheit kommt von innen.“ Die Leute wollen heute natürlich aussehen. Alle möchten frischer und vitaler wirken, aber sie möchten kein anderer Mensch werden. Es geht um den natürlichen Look. In den östlichen Ländern ist das anders. Dort ist es ein Statussymbol. Da soll man sehen, dass man sich diese Behandlung leisten kann. Da wird extrem übertrieben, dort werden beispielsweise übertrieben große Lippen gespritzt. Wie viel Prozent Ihrer Tätigkeit hier in Bad Dürkheim beschäftigen sich tatsächlich mit Behandlungen, die zu jüngerem Aussehen führen sollen? Wir machen auch ganz normale Dermatologie, aber hier in der Praxis ist der Schwerpunkt Ästhetik mit rund 80 Prozent Behandlungen mit Hyaluron, Botox und Laser. Das machen wir seit über 15 Jahren. Dazu gehören tägliche Durchführung, Routine und ständige Fortbildung. Übung oder nicht: Botox ist ein Nervengift. Botox ist ein Eiweiß, das aus Bakterien hergestellt wird, und wird in sehr kleiner Dosierung angewendet. Es wird als Heilmittel in der Medizin gegen übermäßiges Schwitzen, gegen Migräne, bei Spastiken sogar bei Kindern angewendet. Es ist eines der sichersten Produkte auf dem Markt. Wir wenden es jeden Tag mehrfach in der Praxis an. Ich spritze es auch bei mir selbst seit Jahren. Es wird nach maximal sechs Monaten vom Körper abgebaut und wirkt nur in dem behandelten Muskel. Woher kommen Ihre Kunden? Ein Großteil kommt hier aus der Gegend, wobei sich diese Behandlung durchaus jeder leisten kann. Sie kostet pro Botoxbehandlung zwischen 200 und 300 Euro. Inzwischen kommen viele von weiter her. Sie waren jetzt auf diesem Weltkongress. Gibt es Dinge, denen Sie kritisch gegenüber stehen? Ja, man muss wirklich sehr aufpassen. Die asiatischen Firmen sprießen wie die Pilze aus dem Boden. Sie machen Billigprodukte, die nicht zertifiziert sind, und versuchen, sie auf den Markt zu bringen. Da waren wir ziemlich geschockt, dass auch viel Unseriöses angeboten wird. Zum Beispiel? Zum Beispiel nachgemachtes Billig- Botox oder auch minderwertige „Bio“-Hyaluron Filler. Wie groß ist der Anteil an Männern, der zu Ihnen kommt? Es sind inzwischen vielleicht fünf Prozent, deutlich mehr als früher. Die meisten Männer lassen sich Botox spritzen , weil sie erholter aussehen wollen. Hinzu kommen Hyaluron-Filler zur Faltenunterspritzung. Dritthäufigster Grund ist die Lidstraffung für frischere Augen, und auch Fettabsaugung am Bauch. Gibt es eigentlich das eine Schönheitsideal? Wie muss eine Frau im Gesicht aussehen, die nach objektiven Maßstäben vielen gefällt? Es geht um entspannte Linien in der Mimik. Bei den Lippen weiß man, dass das Verhältnis Ober-/Unterlippe ein zu zwei Dritteln sein sollte. Sie selbst haben ja auch Hyaluron- Filler benutzt, um vollere Lippen zu haben. Warum sind voluminöse Lippen ein Schönheitsmerkmal? Schon seit Jahrhunderten stehen volle Lippen für Sinnlichkeit und Erotik, im ewigen Kreise der Verführung, den Mann zu bezaubern und für sich zu gewinnen. Bei Menschen, die tätowiert sind, entwickelt sich oft eine Art Sucht. Sie werden zu ,Wiederholungstätern’. Wie ist das mit dem Suchtpotenzial bei Schönheitsbehandlungen? Viele Patienten kommen wieder, wenn sich etwa der Hyaluron-Filler abgebaut hat. Von einer richtigen Sucht würde ich nur dann sprechen, wenn jemand keine Grenzen mehr kennt. Solche Patienten gibt es, sie haben ein gestörtes Selbstbild. Das gilt es als Arzt zu erkennen und anzusprechen. Die äußere Schönheit kann eventuelle Beziehungsprobleme nicht lösen. Wichtig ist es, dass der Mensch sich in seiner Haut wohlfühlt. Zur Person Darinka Keil, Jahrgang 1970, ist seit 2002 als promovierte Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Bad Dürkheim niedergelassen. Sie absolvierte ihr Medizinstudium an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg sowie in England und Frankreich. Seit 2008 betreibt sie eine weitere Praxis in Haßloch. Sie hat sich auf Fettabsaugung, Faltenbehandlung, Lippenmodellierung sowie Oberlidstraffung und das Entfernen von Tränensäcken spezialisiert. Sie ist verheiratet und Mutter von vier Kindern. |als

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