Donnersbergkreis Joachim Bayer hat bei Landratswahl nichts zu verlieren

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Nein – Joachim Bayer stört es kein bisschen, dass er unter den drei Donnersberger Kandidaten für die Landratswahl am 7. Mai der große Außenseiter ist.

Joachim Bayer kennt die Nordpfälzer: Seit vielen Jahren ist er in der Region ehrenamtlich aktiv – so hat der verheiratete Vater dreier erwachsener Kinder 19 Jahre lang den Förderverein der Rockenhausener Realschule geleitet. Seit 40 Jahren ist er als Ausbilder beim DRK-Kreisverband tätig, hat zahlreiche Menschen in Erster Hilfe ausgebildet. Joachim Bayer kennt auch die Nordpfalz: Seit über 40 Jahren ist er für den Landesbetrieb Mobilität in der Straßenmeisterei Rockenhausen tätig, seit 1988 als Bauaufseher. Die Redewendung, wonach der Straßenbaumeister jeden Stein in der Region persönlich umgedreht hat, kommt der Realität ziemlich nahe. Der gebürtige Finkenbacher weiß also genau, wie die Menschen hier ticken. Und so versteht er sich auch: als Mann und Sprachrohr des Volkes. Sicher kommen manche seiner Aussagen etwas plakativ („Geld im Land ist doch da – sonst hätten sich die Abgeordneten nicht gerade die Diäten erhöht“) oder floskelhaft („Investitionen in Kinder und Bildung sind Investitionen in unsere Zukunft“) daher. Fest steht aber, dass Bayer über Land und Leute, Mentalität und Marotten rund um den Donnersberg Bescheid weiß. Und er nimmt kein Blatt vor den Mund, redet so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Bayer hat ja auch – siehe oben – nichts zu verlieren. Zumindest eine Eigenschaft hat er dann doch mit erfolgreichen Politikern gemein: ein gesundes Selbstbewusstsein. Das kommt beispielsweise zum Ausdruck, wenn er auf seine langjährige Erfahrung in der Straßenbauverwaltung, in verschiedenen Personalvertretungen oder als DRK-Ausbilder verweist. „Meinen Sie, da sei ich nicht in der Lage, eine Kreistagssitzung zu leiten?“ Doch warum bewirbt sich jemand, der offensichtlich mit der politischen Klasse nur relativ wenig anfangen kann, plötzlich für das höchste Amt im Kreis? Die Antwort klingt so simpel wie einleuchtend: weil jetzt die Gelegenheit dazu ist. „Jahrelang war Winfried Werner die Nummer eins im Kreis“, sagt Bayer. Doch nun werden die Karten neu gemischt – und der Waldgrehweilerer sitzt bei der Ausgabe mit am Tisch. „Etwas verändern“ möchte er gerne, seiner Meinung nach plätschert sowohl die Kreis- als auch die Landespolitik so vor sich hin. „Ab und zu muss man einen Stein rein werfen, damit das Wasser mal in eine andere Richtung läuft.“ Er setzt auf seine Eigenständigkeit – wie Guth ist er parteilos, im Gegensatz zu diesem wurde er aber von keiner Partei nominiert. Protestwähler, Nichtwähler, Unzufriedene: In diesem Becken möchte Bayer fischen. Dabei sieht er es sogar als Vorteil an, auf keine Parteizwänge Rücksicht nehmen zu müssen: „Es geht bei Entscheidungen doch darum, das Bestmögliche für alle rauszuholen – und nicht etwas zu machen, weil die Partei das wünscht.“ Viele Politiker seien mehr mit sich und ihren Interessen als mit der Arbeit für die Bürger beschäftigt, so sein Eindruck. Ein detailliertes Wahlprogramm hat Bayer nicht entworfen – gleichwohl gibt es Themen, die ihm besonders am Herzen liegen. Als Chef der Kreisbehörde würde er zunächst ein Auge darauf haben, „dass die Mitarbeiter zufrieden und mit Spaß bei der Sache sind. Wenn ich frustrierte Leute habe, geht vieles schief.“ Höchste Priorität hätten für ihn Investitionen in Kitas und Schulen: „Die Kinder sollen sich dort wohlfühlen. Wenn Geld zu bekommen ist, sollte es hier als erstes eingesetzt werden – und zwar gleichberechtigt für alle Einrichtungen.“ Der Bildung gibt er sogar Vorrang vor seinem Steckenpferd: „Ob eine Straße ein Jahr früher oder später gemacht wird, ist doch nicht so wichtig“, sagt der 57-Jährige. Was nichts daran ändert, dass er auch hier Handlungsbedarf sieht: So seien die K 4 (Winnweiler–Wingertsweilerhof) und die K 51 (Dannenfels-Donnersberg) in einem „elenden“ Zustand: „Es ist ein Armutszeugnis, dass man den Fremdenverkehr hereinholen will und dann solche Straßen hat.“ Apropos: Einen Ausbau des Tourismus hält Bayer für ebenso nötig wie das Bereitstellen von Mitteln für Feuerwehr und Katastrophenschutz: „Das Hochwasser von 2014 hat ja gezeigt, dass es teilweise an der Ausrüstung hapert, dass etwa Schlammpumpen notwendig sind.“ Und Potenzial sieht er auch beim Abschöpfen von Geldern bei Bund und Land für den teils nach wie vor stockenden DSL-Ausbau. Einen aufwendigen Wahlkampf wird Bayer aber nicht führen: Dafür fehlten ihm sowohl die Zeit als auch die finanziellen Mittel. 10.000 Flyer zum Verteilen hat er erstellen lassen, ist zudem auf Facebook aktiv. Plakate mit seinem Konterfei wird es dagegen nicht geben. „Hier muss ich immer an Loriot denken, der sagte: ’Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen’“, so Bayer schmunzelnd. Falls er nicht Landrat wird – will er sich dann trotzdem kommunalpolitisch engagieren? „Das lassen wir mal offen“, sagt er lächelnd. Joachim Bayer hat nichts zu verlieren ...

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