Rheinpfalz Raser nur noch auf Sparflamme sensibilisiert

MAINZ. Zu hohes Tempo zählt zu den Hauptursachen bei Verkehrsunfällen mit Toten und Verletzten. Das gilt auch für Rheinland-Pfalz, wie aus der Unfallstatistik für das vergangene Jahr hervorgeht. Am Blitz-Marathon hat sich das Bundesland gestern dennoch nicht beteiligt. Stattdessen blieb es den Polizeipräsidien überlassen, im Rahmen ihrer Kapazitäten zu kontrollieren.

Vor zwei Jahren hatte die rheinland-pfälzische Polizei die Bürger noch um Empfehlungen gebeten, wo sie überall ihre „Radarfallen“ aufstellen sollte. Alle Kontrollstellen wurden rechtzeitig vor dem Blitz-Marathon-Tag im Internet aufgelistet. Denn, so Innenminister Roger Lewentz (SPD) damals: „Wir wollen Autofahrer für eine angepasste Fahrweise sensibilisieren.“ Ein Jahr später fiel der landesweite Aktionstag ins Wasser. Die glaubwürdige Begründung: Die Polizei sei „durch die Einsatzsituation um die Flüchtlingslage nach wie vor hoch belastet“. In diesem Jahr hat das Mainzer Innenministerium erst gar keine Begründung für den erneuten Verzicht auf die Teilnahme an dem Aktionstag genannt. Das Ministerium erklärte vielmehr lapidar, es unterstütze den „Speed (Geschwindigkeits-) Marathon“, zu dem das „Tispol“ abgekürzte Netzwerk der europäischen Verkehrspolizeidienststellen aufgerufen hatte. Bemerkenswert daran ist die Tatsache, dass Tispol selbst sich auf das deutsche Vorbild des Blitz-Marathons beruft. Minister Lewentz überließ es allerdings den rheinland-pfälzischen Polizeipräsidien zu entscheiden, in welchem Umfang sie sich an den europaweiten Geschwindigkeitskontrollen mit zusätzlichen Messstellen beteiligen. Auch wurde darauf verzichtet, die von den Präsidien dem „Speed-Marathon“ gewidmeten Standorte auf einer zentralen Internetseite vorab als Warnung für die Autofahrer zu veröffentlichen. „Damit wird auch nicht deutlich, wie wenig zusätzlich kontrolliert wird“, hieß es hinter vorgehaltener Hand aus Polizeikreisen. Statt dessen verwiesen manche Präsidien via Twitter auf aktuelle Radarkontrollen. Nicht immer wurde dabei klar, ob es sich um einen ohnehin geplanten oder um eine zusätzlichen Anti-Bleifuß-Einsatz handelte. Die anfängliche Begeisterung für den bundesweiten Blitz-Marathon ist allerdings auch in anderen Bundesländern geschwunden. Nur noch sieben der 16 Länder machten gestern mit (Bayern, Brandenburg, Bremen, Hessen, Saarland, Sachsen und Thüringen). Manche Länder führten die angespannte Personallage der Polizei aufgrund der Terrorgefahr und die Flüchtlingssituation als Begründung für ihren Verzicht an. Nordrhein-Westfalen verwies auf den bevorstehenden AfD-Parteitag in Köln, der Kräfte binde. Fachleute bezweifeln zudem die Sinnhaftigkeit eines solchen Kontrolltages: Es werde dabei viel Personal gebunden, ohne dass er sich nachhaltig positiv auf das Fahrverhalten auswirke, wie die Unfallstatistiken zeigen. Trotz solcher seit Jahren erhobener Einwände befürwortet der ADAC den Blitz-Marathon, zumindest im Grundsatz: Solche Aktionen „können nach Ansicht unserer Experten einen Beitrag dazu leisten, den Verkehrsteilnehmern die Gefahren durch zu schnelles Fahren bewusst zu machen und sie zu sensibilisieren“. Allerdings sollten nicht unbedingt genervte Pendler zur Ader gelassen, sondern „notorische Raser“ ins Visier der Laserpistolen und Radargeräte genommen werden, fordert der Automobilclub. Um diesen Effekt zu erreichen, sollte vor allem nachts, an Wochenenden und auf Motorradstrecken kontrolliert werden. Einwurf

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