Rheinpfalz Schwieriger Kampf gegen Frost

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NEUSTADT. Die Rückkehr des Winters hat Bauern und Winzer in große Sorgen versetzt. In der Nacht zum Donnerstag sackten ihren Befürchtungen gemäß die Temperaturen in der Pfalz teils so tief und anhaltend unter null, dass es vor allem in Weinbergen, aber auch in Obstanlagen Schäden von noch unbekanntem Ausmaß gab. Zur Abwehr der Gefahr wurden nach Möglichkeit diverse Schutzmaßnahmen ergriffen – von der Frostberegnung bis zu Hubschrauber-Einsätzen.

Schlapp hängen frische Triebe an den Reben, verfärben sich von Grün zusehends in Braun und beginnen zu vertrocknen: An von dem Kälteeinbruch hart getroffenen Weinbergen waren die Auswirkungen gestern auch für Nichtfachleute bereits zu erkennen. Als „stellenweise erheblich“ bezeichnete Jürgen Oberhofer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt die durch den Spätfrost entstandenen Schäden in Weinbergen. Erste „verlässliche Einschätzungen“ zum Ausmaß könnten aber erst im Verlauf der nächsten Tage getroffen werden. Schon jetzt seien deutliche Unterschiede je nach Sorte und Entwicklungsstand der Reben erkennbar. Insgesamt sind diese damit im Vergleich zum langjährigen Mittel aufgrund des zunächst warmen Frühlingswetters deutlich voraus. Weshalb ihnen die eisige Kälte – die in der Nacht auf Donnerstag im Weinbaugebiet Pfalz Werte von bis etwa minus sieben Grad erreichte – umso mehr anhaben konnte. Sowohl im Wein- als auch im Obstbau gebe es Frostschäden von – auch je nach Sorte und Lage – „sehr unterschiedlichem Ausmaß“, äußerte sich diesbezüglich gestern Andreas Köhr, Sprecher des Bauern- und Winzerverbandes (BWV) Rheinland-Pfalz Süd, ebenfalls zurückhaltend. Der Obstbau scheint zumindest bei der ersten Spätfrostnacht nach Aussagen einiger anderer Fachleute, darunter Ingo Schick, Vorsitzender des Großmarktes in Weisenheim am Sand, „mit einem blauen Auge davongekommen“ zu sein. Vorerst keine Einschätzung zu den Schäden abgeben wollte Obstbauexperte Dirk Metzlaff vom DLR. Wie er zum Entwicklungsstand der Obstbäume erklärte, ist bei einem Großteil die Vollblüte schon vorbei. Doch seien auch die kleinen Fruchtansätze frostempfindlich. Er betonte aber, dass sogar nur zwischen fünf und 20 Prozent der Blüten noch für einen Vollertrag ausreichten. Sowohl in Obstanlagen als auch auf Kartoffeläckern wurde nach Möglichkeit die Frostschutzberegnung genutzt, um zu versuchen, die Gefahr durch die Minusgrade abzuwehren. Wie Dirk Gerling, Bezirksgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes im Bereich Vorder- und Südpfalz, dazu erklärte, bildet das gefrierende Wasser einen Schutzpanzer aus Eis um die Pflanze. „Durch das Gefrieren des Wassers wird Erstarrungswärme freigesetzt und dadurch die Temperatur angehoben.“ Über Weinbergen bei Niederkirchen und Rupperstberg sowie erstmals auch in Ellerstadt und Bad Dürkheim waren zwecks Verwirbelung der Luftschichten Hubschrauber im Einsatz. Dabei war es diesmal aber anders als in vergangenen Jahren problematisch, dass sie, so Gerling, erst eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang starten dürfen. Denn in der Nacht auf gestern sanken die Temperaturen im betreffenden Bereich schon vor Mitternacht unter die Null-Grad-Marke und es war über Stunden eisig kalt, bevor die Maschinen aufsteigen konnten – weshalb es teils trotzdem zu Schäden an den Reben kam. In Neustadt-Duttweiler schalteten sich ab 22 Uhr automatisch die neun dort fest in Weinbergen installierten Windräder ein. Diesmal war es jedoch laut Reinhard Bossert, der dieses Projekt mitinitiierte, nicht möglich, die Temperaturen in der Rebenzone über die Frostgrenze anzuheben. Denn dazu waren auch die durch die Rotoren nach unten beförderten oberen Luftschichten zu kalt. Immerhin seien aber Werte von minus eineinhalb bis minus zwei Grad erzielt worden. „Im Prinzip sind wir schadensfrei“, stellte Bossert hinsichtlich der Rebflächen im Windräderbereich nach deren Einsatz am Donnerstag zufrieden fest. |rö/psp

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