Bad Dürkheim Literaturgesprächskreis widmet sich einem Werk des Literaturnobelpreisträgers Abdulrazak Gurnah
Gurnah, der den berühmtesten Literaturpreis der Welt 2021 erhielt, erzählt in dem Roman die Geschichte des Jungen Yusuf vor dem Hintergrund der Kolonialzeit um 1900 – und in Analogie zum biblischen Josef, im Koran Yusuf. Mit seiner Familie führt der Zwölfjährige zunächst ein einfaches, aber glückliches Leben auf dem Land. Doch als sein Vater sich verschuldet, wird er von seinen Eltern als Sklave verkauft und gelangt nach Sansibar, wo er die multiethnische Vielfalt dieser von Arabern, Afrikanern, Indern, Europäern bevölkerten Insel erlebt, aber auch die Auswirkungen des Kolonialismus. Als er seinen Herrn auf einer Handelskarawane aufs Festland, ins Landesinnere der deutschen Kolonie im heutigen Tansania, begleitet, endet seine Jugend abrupt. Die Reise zu den Einheimischen ist ein gefahrvolles Unternehmen, das zu Desillusionierung, Krankheit und Tod führt. Nach seiner Heimkehr verliebt sich der junge Mann kopfüber, aber er und alle um ihn herum werden brutal mit der neuen Realität der deutschen Kolonialherrschaft konfrontiert. Das Besondere besteht daher nicht zuletzt darin, dass das Buch ein in Deutschland weitgehend vergessenes Kapitel der Geschichte aus der Perspektive der Einheimischen beleuchtet.
Gurnah wurde 1948 selbst auf Sansibar geboren. Mit 18 Jahren gelangte er als Flüchtling nach Großbritannien, wo er englische Literatur studierte und seitdem lebt. Mit „Das verlorene Paradies“ schaffte er es 1994 auf die Shortlist des Booker Prize, was für ihn den Durchbruch als Schriftsteller brachte. Weitere wichtige Romane von ihm sind „Schwarz auf Weiß“, ,,Donnernde Stille“ „Die Abtrünnigen“ sowie „Nachleben“.
TERMIN
Der Literaturkreis trifft sich am Dienstag, 23. April, um 20 Uhr in der Stadtbücherei Bad Dürkheim. Eintritt: 4 Euro.