Donnersbergkreis Morgen lässt er’s nochmal richtig krachen

Feiern morgen auf dem Gelände der Schützengemeinschaft Schweisweiler ihr 25-jähriges Bestehen: die Böllerschützen vom Donnersber
Feiern morgen auf dem Gelände der Schützengemeinschaft Schweisweiler ihr 25-jähriges Bestehen: die Böllerschützen vom Donnersberg. Zu der Gruppe, die sich über jüngere Mitstreiter freuen würde, gehören (von links) Karl Strauß, Astrid Benner, Ingeborg Strauß, Edith und Roman Dillmann sowie Manfred Benner.

«HOCHSTEIN.»Für Wehmut war noch keine Zeit: Manfred Benner ist dieser Tage vollauf mit den Vorbereitungen für die morgige Feier zum 25-jährigen Bestehen der „Böllerschützen vom Donnersberg“ beschäftigt. „Trotz monatelanger Planung ist noch immer viel zu tun“, sagt der 68-Jährige – lächelt aber dabei. Immerhin kann er so verdrängen, dass er im Laufe des Jubiläumsfestes den Kommandanten-Stab der zur Schützengemeinschaft Schweisweiler gehörenden Gruppe an seinen Nachfolger Roman Dillmann übergeben wird. Zwar mit einem weinenden Auge, aber auch fester Überzeugung, denn: „20 Jahre sind einfach genug“.

Und das sagt einer, der sein Hobby seit 1998 mit voller Leidenschaft ausübt. Was reizt aber einen sympathischen Zeitgenossen wie den Hochsteiner daran, mit Gleichgesinnten Pulver mit einem lauten Knall in die Luft zu jagen? „Neben der Gemeinschaft vor allem die Pflege von Tradition und Brauchtum“, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Wobei Pistole das falsche Wort ist: Beim Equipment der Böllerschützen handelt es sich eben nicht um Waffen, sondern laut Definition lediglich um „Krachmachgeräte“. Gleichwohl deren Benutzung strengen Vorschriften unterliegt, die von einer speziellen Ausbildung über das Anmelden einer Veranstaltung beim Ordnungsamt bis hin zu der alle fünf Jahre zu erneuernden Genehmigung für die Apparaturen selbst reichen. Eher zufällig ist Benner zu seiner Passion gelangt, die seine Ehefrau Astrid – ebenfalls bei den Böllerschützen aktiv – mit ihm teilt: Als er sich 1998 über Bekannte den Schweisweilerer Schützen angeschlossen hat, existierte dort schon seit fünf Jahren eine Gruppe, „die aber eher wild rumgeballert hat“, wie der pensionierte Englischlehrer, der unter anderem als Konrektor an der Alsenzer Nordpfalzschule tätig war, schmunzelnd erzählt. Er selbst habe rasch gemerkt, dass er nicht zum Sportschützen geboren ist: „Mit den Langwaffen, das ging noch, ich war auch mal Schützenkönig, aber Pistolen waren gar nicht mein Ding.“ Als ihn dann einer der Böllerschützen angesprochen hat, war er rasch Feuer und Flamme. Endgültig gepackt hat es Benner, als er gemeinsam mit dem damaligen Kommandanten Thomas König ein Treffen im fränkischen Großhabersdorf besuchte: Hunderte Böllerschützen, alle in Tracht – „es war ein wunderbares Erlebnis“. Rasch teilten sich die beiden die Verantwortung in der Führung. Eine ihrer ersten Amtshandlungen war das Anschaffen einer eigenen Tracht. Bald folgten Anfragen für Auftritte, zu denen etwa die Teilnahme an Kerweumzügen, Firmenfeiern, Vereinsjubiläen oder Hochzeiten zählen. Dazu ist jedoch viel Training notwendig. Denn das „Abtun“ (es wird nicht geschossen!) der Böller folgt strengen Regeln, die in der Bayerischen Böllerschützenordnung festgelegt sind. Sie gilt bundesweit, da im Süden der Republik dieser alte Brauch noch besonders gepflegt wird. Für dessen Herkunft gibt es übrigens unterschiedliche Erklärungsansätze, die sich nicht ausschließen: Dazu zählt das Vertreiben von wilden Tieren oder schlechtem Wetter ebenso wie die Ehrerbietung gegenüber Herrschern und Fürsten. Benner jedenfalls ging rasch auf in seinem neuen „Job“, beherrschte im Nu die einzelnen Böller-Formationen: „Beim Reihenfeuer böllern die Schützen in Folge mit zunehmendem Tempo, beim Doppelschlag treten immer zwei vor und tun die Böller kurz nacheinander ab. Beim Salut werden alle Geräte auf einmal gezündet.“ Und es gibt viele Variationen: zum Beispiel das gegenläufige Reihenfeuer, bei dem es abwechselnd links und rechts knallt, oder der Ehrensalut, etwa bei Staatsempfängen. Ganz unterschiedlich sind auch die „Waffen“: Hand- (erinnern an Pistolen) und Schaftböller (ähneln Gewehren) werden per Hand abgetan, während die Standböller (senkrechte Rohre) sowie Kanonen meist elektronisch mit einer Konsole gezündet werden. Deren Bedienung liegt – wie auch der Befehl zum Feuern – in der Hand des Kommandanten. Dieser ist mit dem Können seiner kleinen, aber feinen Truppe sehr zufrieden: „Ich denke, wir brauchen uns – auch bundesweit – nicht zu verstecken.“ Benner verschließt aber nicht die Augen vor den Problemen: Die „Böllerschützen vom Donnersberg“, wie die Abteilung der SG Schweisweiler seit 2008 offiziell heißt, umfasst gerade noch sechs Aktive. Nachwuchs ist nicht in Sicht, der künftige Kommandant mit 55 Jahren der Jüngste. Auch deshalb wird der 68-Jährige als „einfacher“ Böllerschütze weitermachen: „Wenn man mich braucht, stehe ich natürlich mit Rat und Tat zur Seite.“ Nur die Verantwortung möchte Benner abgeben, zumal er nach einer schweren Erkrankung 2015 gesundheitlich angeschlagen ist. Umso mehr Kraft zieht er aus den vielen Erlebnissen und Freundschaften, die ihm das Böllerschießen beschert hat. Unvergessen die Mitwirkung der Gruppe an der Feier „50 Jahre Helden von Bern“ in Kaiserslautern im Beisein des inzwischen verstorbenen Bundespräsidenten Johannes Rau. Oder als Griechenland 2004 mit Trainer Otto Rehhagel sensationell Fußball-Europameister wurde „und wir zu Ehren von `Rehakles` bei unserem Hochsteiner Wirt Saki im Hof geböllert haben – natürlich mit vorheriger Genehmigung“, so Benner. Leuchtende Augen bekommt er aber vor allem beim Erzählen von zig Teilnahmen an bayerischen und fränkischen Böllertreffen: „Da kommen teilweise tausende Böllerschützen zusammen, das ist erhebend und das Nonplusultra.“ Man spürt, mit wie viel Herzblut Benner sein Amt ausübt. Ab morgen vielmehr: ausgeübt hat. Zunächst hofft er jedoch, dass bei dem von ihm gewohnt akribisch vorbereiteten Jubiläum alles glatt läuft. „Ich mache drei Kreuze, wenn das rum ist“, sagt er – und freut sich trotzdem drauf. Ab Sonntag ist dann Zeit für Wehmut. Zuvor wird es aber Manfred Benner noch mal richtig krachen lassen.

Manfred Benner.
Manfred Benner.
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