Niefernheim Verschollen geglaubte Sorten und moderne Etiketten beim Donnersberger Weinforum

Die Besucher nutzten ausgiebig die Möglichkeit zum Probieren.
Die Besucher nutzten ausgiebig die Möglichkeit zum Probieren.

Erzeugnisse von 19 Weingütern konnten Weinliebhaber beim zwölften Donnersberger Weinforum in Zellertal-Niefernheim probieren. Besonders gefragt: bio, unbekannte Namen und kreative Etiketten.

„Bei uns verlangen die Gäste immer nur die allseits bekannten Weine. Etwas Neues anzubieten, ist da sehr schwer“, sagte Michael Blauth, Geschäftsführer der Zellers-Weinlounge, der stets auf der Suche nach neuen Kreationen ist. Im Weingut Bremer, das seine Pforten für andere Aussteller öffnete und seine schmucken Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, konnte er fünfig werden.

Sorte erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt

Jeder Stand hatte etwas Einzigartiges zu bieten, das es anderswo nicht gab. „Wir Winzer konkurrieren nicht, es beruht alles auf einer freundschaftlichen Basis“, erläuterte Thilo Holstein. Der Winzer aus Kindenheim stellte gleich drei uralte Weinsorten vor, die wohl viele Besucher für längst verschollen gehalten hatten: Roter und Blauer Muskateller sowie Grüner Adelfränkisch. „Früher war es so: Wenn ein neuer Graf oder Bischoff an die Macht kam, wurden die alten Reben des Vorbesitzers herausgerissen, um die Lieblingsweine des neuen Gutsbesitzers zu pflanzen“, schilderte Holstein. „So verschwand der über 250 Jahre alte Muskateller und wurde erst vor wenigen Jahren verwildert am Feldrand wiederentdeckt.“ Die Sorte wurde von den Gästen vermehrt zum Probieren verlangt.

Roter und Blauer Muskateller sowie Grüner Adelfränkisch vom Weingut Holstein.
Roter und Blauer Muskateller sowie Grüner Adelfränkisch vom Weingut Holstein.

Aber auch Bewährtes stand hoch im Kurs. Das Weingut Bremer hat sich auf Burgundersorten spezialisiert, deren Reben vor mehr als 40 Jahren aus Frankreich bezogen wurden und von denen heute noch geerntet wird. „Wir haben hier Kalkböden, ähnlich wie in Burgund. Aber im Zellertal ist es kühler, was die Reife verzögert und säureerhaltend wirkt. Hinzu kommt der ständige Westwind, der unsere Trauben am Südhang vor Fäulnis schützt“, erklärte Önologe Michael Acker. „Das verschafft uns ausgereifte Aromen und eine hervorragende Qualität.“ Der Önologe unterstützt mit seinem Fachwissen die Quereinsteiger und Jungwinzerinnen Rebecca, Anna und Leah Bremer, die sich vor zehn Jahren mit großer Leidenschaft dem Thema Wein verschrieben haben.

Die Veranstalter Ingrid (Zweite von links) und Rainer Schulmeyer (Mitte) mit Michael Acker, Rebecca und Anna Bremer (von links)
Die Veranstalter Ingrid (Zweite von links) und Rainer Schulmeyer (Mitte) mit Michael Acker, Rebecca und Anna Bremer (von links) vom Weingut Bremer.

Warum Steine in den Schaukästen liegen

Jene Begeisterung für Wein war auch am Stand von „Klohr Wines“ aus Einselthum intensiv zu spüren. „Wir produzieren nur kleine Weinlinien nach unserem Geschmack, spritzig und leicht zu trinken“, erklärten die Jungwinzer Inga und Steven Klohr, die erst seit 2020 eigenen Wein herstellen. Neben den beiden waren viele weitere junge Winzer vertreten. Es fällt auf, dass die neue Generation verstärkt auf kreatives Marketing setzt – zu erkennen vor allem an den Weinetiketten. Das Label ZWAJ von Anna und Justus Göhring, Jungwinzer aus Mölsheim, steht für Zellertaler Weine und die Anfangsbuchstaben der beiden Vornamen. Auch sie haben ihr einstiges Hobby zur Profession gemacht. Am meisten nachgefragt in der Probierrunde mit bekannten Sorten wurde der Albisheimer Riesling.

In zahlreichen Schaukästen waren neben den Weinflaschen auch Steine ausgelegt. Diese sollen einen Hinweis aufs Terroir, die Lage der Weine geben. Die Ton-Schieferteilchen des Roten Hangs beim Niersteiner Weingut Alex Senfter machten die vorbeiziehenden Besucher so neugierig, dass viele den Riesling Terra Rubra probieren wollten.

Meist etwa 300 Besucher

„Wir haben immer Weingüter aus den angrenzenden Regionen dabei, um die Vielfalt von unterschiedlichen Lagen abzubilden“, erklärten Ingrid und Rainer Schulmeyer, die Veranstalter des Weinforums. „Wir haben meist um die 300 Besucher, heute beim Regenwetter sind es etwas weniger, und alles findet drinnen statt.“ In der Vinothek war das Gedränge an einigen Ständen groß und das Durchkommen nicht immer einfach. Wer genügend Zeit mitbrachte, konnte dennoch jeden Stand anlaufen, interessante Gespräche mit den Weinerzeugern führen und seine Wein-Vorliebe durch reichliches Probieren ausfindig machen.

Der Sauvignon blanc wurde beim Weingut Bernhard-Räder am meisten nachgefragt.
Der Sauvignon blanc wurde beim Weingut Bernhard-Räder am meisten nachgefragt.

Viele Besucher zeigten sich dabei gesundheitsbewusst und nahmen vorrangig Bio-Erzeugnisse und vegane Weine in die engere Auswahl. Diesen Trend spürte man besonders am Stand des Weinguts Bernhard-Räder aus Flomborn in Rheinhessen. Dort wurde der Lage-Wein Sauvignon blanc vom Goldberg am meisten zum Verkosten nachgefragt. Die Gäste zeigten sich überaus aufgeschlossen gegenüber neuen Trends, so wie Viktor Bernhard aus Wachenheim: „Ich bin zu Fuß hier, weil ich einfach mal alles probieren möchte. Und danach kann man ja kein Auto mehr fahren.“

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