Gonbach Warum sich zwei Geschwister gleichzeitig selbstständig machen

Das Geschwisterpaar mit seinen Meisterstücken. Metallbauer Johannes Vatter präsentiert sein Treppengeländer, seine Schwester Mar
Das Geschwisterpaar mit seinen Meisterstücken. Metallbauer Johannes Vatter präsentiert sein Treppengeländer, seine Schwester Marie-Luise hat eine farbenfrohe Hochsteckfrisur gezaubert.

Sie sind beide offizielle Meister ihres Fachs – und jetzt auch Jungunternehmer. Die Geschwister Marie-Luise und Johannes Vatter aus Gonbach haben sich fast gleichzeitig selbstständig gemacht, allerdings in völlig unterschiedlichen Branchen.

„Seit meinem zweiten Lehrjahr wusste ich, dass ich den Meister machen und einen eigenen Salon eröffnen will“, erzählt Marie-Luise Vatter begeistert. Anfang 2024 wurde ihr Wunsch zur Wirklichkeit: Die 26-Jährige betreibt im Kaiserslauterer Stadtteil Hohenecken ihr eigenes Friseurgeschäft. Der Meisterbrief sei in ihrem Gewerk Voraussetzung für das Führen eines eigenen Salons, erläutert sie. Zurzeit managt sie ihren Salon „Die Haarmanufaktur“ im Alleingang.

Schon über Azubis nachgedacht

Ein Aushang an der Kaiserslauterer Meisterschule habe sie im Sommer zuvor auf das Verkaufsangebot in Hohenecken aufmerksam gemacht. „Das ging dann alles sehr schnell, die Übernahme hat gut geklappt. Ich konnte auch viele Kunden im Salon übernehmen“, berichtet sie erfreut.

Perspektivisch könne sie sich vorstellen, eine Mitarbeiterin einzustellen – und auch übers Ausbilden denke sie nach, sagt Vatter. Der Umgang mit Mitarbeitern und Auszubildenden sei auch Teil ihres Meisterlehrgangs gewesen. Vier Ausbildungsschwerpunkte habe dieser umfasst: Neben dem theoretischen, praktischen und kaufmännischen Bereich habe auch der pädagogische Teil eine wichtige Rolle gespielt.

Blond ist nach wie vor der Renner

Ihre eigene Ausbildung zur Friseur-Gesellin hat die Gonbacherin von 2017 bis 2020 in Kaiserslautern absolviert. 2022 sei dann die Entscheidung für die Meisterschule gefallen. Zwar wäre auch eine zweijährige Teilzeitausbildung möglich gewesen, sie habe sich aber für das einjährige Kompaktprogramm entschieden, schildert Marie-Luise Vatter. Der Unterricht habe dabei viermal pro Woche jeweils ganztägig stattgefunden.

Herrenschnitte machten ihr generell viel Spaß bei ihrer Arbeit. Bei den Damen arbeite sie sehr gerne mit natürlichen Looks, sagt Vatter. Am stärksten nachgefragt bei ihren Kundinnen sei ein Klassiker: „Blond ist immer noch das, was jeder will. Ob als Strähnchen oder global blond. Das gilt für alle Varianten von warm bis zum kühlen ,Granny-Look’“, berichtet die Friseurin.

Hauptfirmensitz in Gonbach

Bei ihrem jüngeren Bruder Johannes dagegen geht es rustikaler zu. Der 24-Jährige hat sich zeitgleich mit seiner Schwester selbstständig gemacht. Seit Anfang Januar hat er seinen Betrieb „Stahlbau Vatter“ im heimischen Gonbach. Dort sei auch der Hauptfirmensitz. Produktions- und Fertigungsstätte sei eine gemietete Halle in Kaiserslautern, berichtet Vatter. Hierfür habe er die entsprechenden Maschinen angeschafft und eingerichtet.

Seine Kundschaft bestehe hauptsächlich aus Privatleuten. Vor allem Treppengeländer, stählerne Balkonbrüstungen sowie Carports und Vordächer seien gefragt. Auch Anfragen von Industriekunden sowie für Arbeiten auf Basis einer „Lohnschweißerei“ fielen im Metallbau an. Aufträge für Neubauten und kommunale Ausschreibungen hingegen bedürften eines recht großen bürokratischen Aufwands, erklärt Johannes Vatter.

Mit dem Start zufrieden

Die Arbeiten im Betrieb erledige er zurzeit noch im Alleingang. Mit der Auftragslage durch die Privatkunden ist er in nach den ersten Monaten zufrieden: „Wenn man den Betrieb relativ klein und übersichtlich hält, reicht der Privatkundenstamm“, sagt er.

Seine Ausbildung zum Metallbauer absolvierte Johannes Vatter in einer Schlosserei in Kaiserslautern. Nach seinem Abschluss als Geselle wechselte er 2023 kurzzeitig in ein Metallbau-Unternehmen in Gundersweiler, bevor er sich 2022 für den Meisterlehrgang entschied. Auch in seinem Metier ist der Meisterbrief Grundvoraussetzung für die Selbstständigkeit. Zusätzlich habe er auch noch eine weitere Qualifikation gebraucht: „Im Metallbau wird sehr viel geschweißt, die sogenannte ,Fügetechnik’. Ist man selbstständig, muss die Schweißnaht offiziell geprüft werden“, erläutert Johannes Vatter. Dies könne er nun in Personalunion anbieten, da er im Anschluss an die Meisterprüfung noch den „Schweißfachmann“ in einem sechswöchigen Lehrgang gemacht habe.

Auf die Familie ist Verlass

Die Geschwister können sich bei ihrem Sprung ins eigene Unternehmertum auf familiären Rückhalt verlassen. Beide leben aktuell noch im elterlichen Haushalt in Gonbach. „Die Unterstützung durch unsere Eltern war und ist sehr gut“, zeigen sich Marie-Luise und Johannes Vatter dankbar. Auch während der stressigen Prüfungsphasen hatten sich die Geschwister zum Lernen zuhause jederzeit zurückziehen können, schildern sie.

Dass beide in jungen Jahren als Selbstständige durchstarten, sieht die Friseurmeisterin unter dem Aspekt der Lebensplanung als gute Entscheidung an: „Lieber jetzt mit der Selbstständigkeit loslegen. Vielleicht hat man später Kinder und ein eigenes Haus. Da ist das Zeitmanagement dann schon etwas anderes“, sagt sie.

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