Frankenthal Blasmusik kann auch Rock

Über ein volles Haus konnte sich am Samstagabend der KMK Musikverein Dirmstein freuen: Zu seinem traditionellen Frühjahrskonzert kamen rund 200 Besucher in die Dirmsteiner Festhalle. Das zweistündige Programm überraschte mit stilistischer Vielfalt vom Schlagermedley bis zu Tango und Mambo.

Seit November hatten sich die 26 Musiker unter Leitung von Dirigent Hannes Schmidt auf ihren Auftritt vorbereitet. Ergebnis war ein spannungsreiches Programm für die ganze Familie – wohltuend abseits der Tradition. Es kam bei den Zuhörern bestens an. Moderatorin Susanne Klosse bereicherte den Abend mit wohldosierten Hintergrundinformationen zu den Musikstücken. Den Auftakt machte ein schmissiges Frankreich-Medley, bei dem zwischen Marseillaise und Champs-Elysées die unsterblichen Chansons von Edith Piaf für nostalgische Aha-Effekte sorgten. Mit zwei Liebesballaden – „Nothing Else Matters“ der Rockband Metallica und „Killing Me Softly“ von Norman Gimbel und Charles Fox – bewiesen die Musiker, dass Blasmusik auch rocken kann. Besonders gefiel „Oblivion“ (Vergessen) von Astor Piazzolla. Der 1984 als Filmmusik geschriebene moderne Tango war spannungsreich angelegt und changierte genrespezifisch zwischen Melancholie, Mystik und subtiler Erotik. Drei Stücke der US-Band Earth, Wind & Fire beschlossen den ersten Programmteil. Das Medley war poppig aufgemischt mit Elementen von Soul, Funk, Motown und Afro. Slapstick, Kintopp und akustische Gags – im zweiten Teil des Konzerts griffen die Musiker tief in die Nostalgiekiste und präsentierten Filmmusik aus Uropas Zeiten. Nach der fluffig leicht intonierten Filmmusik zu Dick & Doof bot das Medley „Comedian Harmonists in Concert“ ein willkommenes Wiederhören mit Schlager-Klassikern der 1930er-Jahre: „Veronika, der Lenz ist da“, „Mein kleiner grüner Kaktus“ und weitere Hits des 1928 von Harry Frommermann gegründeten Vokalensembles durften hier nicht fehlen. Grandiose Fehlleistungen heroischer Bruchpiloten aus der Lilienthal-Ära setzte das Orchester effektvoll um mit der Filmmusik zu „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ von Ron Goodwin. Nach so viel Witz und Gags versetzten Italo-Oldies wie „Azzurro“ und „Volare“ in mediterrane Urlaubsstimmung. Locker groovend ging es weiter nach Mexiko: Nach einem gut gemixten „Tequila“ von Chuck Rio bewies der Musikverein mit dem Mambo „Viva Brasil“ von Manfred Schneider nochmals Temperament. Der komplexe Stilmix des zweistündigen Programms forderte den Musikern einiges ab, doch gelang es Dirigent Hannes Schmidt durchweg, ein einheitliches Klangbild mit stimmigen Übergängen zu schaffen. Das Ergebnis konnte sich zweifellos hören lassen. Zwei vom Publikum erklatschte Zugaben, die Polka „Wir Musikanten“ und der „St. Louis Blues“, rundeten das Programm ab. Demnächst werden die KMK-Blasmusiker in Dirmstein beim Maibaumfest am 1. Mai und beim Kellergartenfest am 9. Juli zu hören sein.

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