Grünstadt Kollektive Blutspende beim DRK-Ortsverein Grünstadt

 Gemeinsame Aktion, von vorn: Klaus Wagner (Bürgermeister Grünstadt), Benjamin Töbich (DRK-Ortsverein), Markus Wolf (MdL), Chris
Gemeinsame Aktion, von vorn: Klaus Wagner (Bürgermeister Grünstadt), Benjamin Töbich (DRK-Ortsverein), Markus Wolf (MdL), Christoph Spies (MdL) und Sven Hoffmann (Kreisbeigeordneter).

Er wirkt ja schon ein bisschen blass, der Grünstadter Bürgermeister Klaus Wagner (CDU). Tapfer steht er in der Schlange vor dem medizinischen Check, die sich beim Blutspendetermin des DRK-Ortsvereins Grünstadt in der neuen TSG-Halle gebildet hat.

„Das erste Mal dürfte rund 25 Jahre her sein“, erläutert der Rathauschef. Eine schlechte Erinnerung verknüpfe er damit nicht, aber er sei nie wieder zur Spende gegangen. Weshalb ist er dann an diesem Freitag hier? Weil der Kreisbeigeordnete Sven Hoffmann (CDU), Präsident des DRK-Kreisverbandes Bad Dürkheim sowie Vizepräsident des DRK-Bezirksverbandes Rheinhessen-Pfalz, eine Idee hatte. Es sei doch eine gute Werbung für diesen Dienst am Nächsten, wenn sich Lokalpolitiker öffentlichkeitswirksam gemeinsam Lebenssaft abzapfen ließen. Der 51-Jährige bedauert, dass Verbandsbürgermeister Frank Rüttger (CDU) kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste.

Schließlich spendeten nur etwa drei Prozent der Bevölkerung, „und seit Längerem bleibt das Angebot hinter der Nachfrage zurück“, so Hoffmann. Allein das Deutsche Rote Kreuz in Rheinland-Pfalz und dem Saarland benötige täglich das Blut von 900 bis 950 Personen, informiert Florian Ruwwe, Öffentlichkeitsreferent des DRK-Blutspendedienstes West. Pro Tag werden allerdings momentan nur etwa 800 bis 850 halbe Liter abgegeben. Spenden könne jeder – ohne Altersbegrenzung. Der Bedarf steige kontinuierlich, insbesondere aufgrund der demografischen Entwicklung. „Haupteinsatzgebiet der Konserven mit einem Anteil von 23 Prozent ist Krebs, dicht gefolgt von Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, sagt Ruwwe.

Ein bisschen Aufregung ist dabei

Apropos Herz-Kreislauf: Der Landtagsabgeordnete Christoph Spies (SPD) ist gespannt, wie sein Körper die Abgabe von einem halben Liter Blut verkraftet. Für den 38-Jährigen wird das eine neue Erfahrung. Eigentlich hätte er schon mal spenden sollen, räumt er ein. Das denkt auch Parlamentskollege Markus Wolf (CDU) selbstkritisch über sich. Er ist ein bisschen aufgeregt, denn das letzte Mal ist sehr lange her. 2001, damals bei der Bundeswehr, habe er insgesamt einen Liter abgegeben. Danach habe er es nie wieder gemacht, gibt der 43-Jährige zu. Er und Spies seien in dieser Hinsicht ein Abbild der Gesellschaft: Jeder weiß, dass es notwendig ist, aber man schiebt es immer wieder von sich weg. Bei Hoffmann kam 2011 der Durchbruch zum regelmäßigen Spenden – angeregt durch eine Aktion seines damaligen Arbeitgebers. Zum 29. Mal will sich der stellvertretende Vorsitzende des DRK Grünstadt, Benjamin Töbich (41), Blut abnehmen lassen. Wagner kommt von der ärztlichen Untersuchung und stöhnt: „O man, was ich nach der Spende alles nicht machen darf! Dabei will ich morgen zwölf Kilometer joggen.“

Nun gibt’s noch etwas zu trinken. Auch Coca Cola ist nicht tabu – laut Ruwwe ist sie in diesem Fall sogar gut wegen des hohen Zuckergehaltes. Natürlich sei auch ausreichend Wasser okay. Nun nehmen die fünf nebeneinander auf Liegen Platz. Alle lächeln. Ein kurzer Piks in den Arm – sie lächeln immer noch. Als ein paar Minuten später die neben ihnen liegenden Beutel prall gefüllt sind und die Kanülen wieder entfernt werden, machen sie Scherze miteinander. Allen geht es gut. Michael Kopietz schaut vorbei. „Hier hat man immer Spaß“, findet der 68-Jährige, der schon mehr als 140 Mal gespendet hat. Zum 158. Mal ist August Nahstoll (73) da, zum 79. Mal Richard Danner aus Altleiningen und Achim Stein möchte sich zum 106. Mal anzapfen lassen.

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