Kaiserslautern Betze-Geflüster: Die Tage danach

Und plötzlich ist alles anders. Eben war Christoph Moritz noch in der Kabine, der Trainer hat sein Team noch gelobt für eine „ordentliche erste Halbzeit“ gegen Darmstadt. Der Kapitän war auf den Rasen gelaufen, hatte auf den Anpfiff zur zweiten Hälfte gewartet, aber nichts passierte. „Wir waren selbst überrascht, als wir zurückgerufen wurden.“ Die Nachricht, dass Jeff Strasser mit Herzproblemen ins Krankenhaus gebracht wird, machte die Runde, und Moritz war froh, als das Spiel abgebrochen wurde. „Das ist mit Sicherheit für jedes Team eine komische Situation“, sagte er gestern bei der Pressekonferenz, bei der Hans Werner Moser auf dem Stuhl saß, auf dem sonst Jeff Strasser saß. Seit jenem Mittwochabend in Darmstadt war die Mannschaft über den Gesundheitszustand des Trainers auf dem Laufenden gehalten worden. „Boris Notzon hat uns später noch Bescheid gegeben, dass es ihm besser geht, und ich gehe auch davon aus, dass Boris nach dem Training wieder in die Kabine kommen wird und uns ein neues Update geben wird“, erklärte er vor der Abschlusseinheit. Auch wenn inzwischen sowas ähnliches wie Alltag eingekehrt ist, die Ersatzspieler am nächsten Tag Spielersatztraining machten, gestern das Abschlusstraining anstand, ist Vieles dann doch anders und fühlt sich komisch an. „Klar beschäftigt das einen“, gibt der Kapitän zu. „Im Büro geht man auch nicht, wenn der Chef gesundheitliche Probleme hat, an den Rechner zurück und beantwortet E-Mails.“ Auch für einen anderen Beteiligten war plötzlich nichts mehr wie vorher: Hans Werner Moser, eben noch Trainer der U23, bekam am Donnerstagabend plötzlich eine Nachricht von Boris Notzon, traf sich am Donnerstagabend mit dem Sportdirektor, Finanzvorstand Michael Klatt kam dazu. „Wir haben uns ausgetauscht“, erzählt Moser, der von einer „besonderen Situation“, einer „Notsituation“ sprach und sich bereiterklärte, das Profiteam auf die Partie gegen Düsseldorf vorzubereiten. Lang überlegen musste er nicht. „Ich bin hier groß geworden, im Verein, in der Region aufgewachsen, mein Elternhaus steht hier. Ich weiß, was ich zu tun habe für den Verein“, erklärt er und fügt an, dass es für ihn eine Freude ist, helfen zu können und eine große Ehre, dass der Verein ihn gefragt habe. Auch wenn die Verantwortung, die er trägt, besonders groß ist, in Deckung geht er nicht. Im Gegenteil. Moser geht in die Offensive. Auf eine Bemerkung in der Pressekonferenz, er habe nichts zu verlieren, antwortet er prompt: „Ich denke schon.“ Und erklärt: „Es ist ein Heimspiel. Es werden einige Zuschauer da sein. Die Zuschauer sind da, um die Mannschaft zu unterstützen. Sie sind auch für Jeff da.“ Dann ist da noch die Sache mit dem drohenden Abstieg. „Wir sind in der Situation, was den Tabellenplatz angeht, wo der Gegner wenig Rolle spielt.“ Das wissen auch die Fans. In den sozialen Netzwerken laufen währenddessen Aufrufe mit Titeln wie „Für Jeff Strasser gegen Fortuna alle auf den Betze“ oder „Lasst uns für Jeff ein Zeichen setzen“. „Die vielen Zuschauer werden alle hinter der Mannschaft stehen, werden die Mannschaft nach vorn peitschen“, sagt Moser. Dass dann der 18. auf den Tabellenersten trifft, ist erstmal Nebensache. Sport

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