Kaiserslautern Betze-Geflüster: Strafe für die Spielverderber

„Du kommst zur Arbeit und musst dann so was lesen.“ Christoph Moritz scheint immer noch geschockt zu sein, wenn er an die Plakat-Aktion vor dem Nürnberg-Spiel denkt. „Schon wieder nicht auf den Charakter geschaut. Müller und Fechner, seht zu, dass ihr abhaut“, stand auf dem Schriftband, das laut FCK die Gruppe „Pfalz Inferno“ ins Max-Morlock-Stadion in Nürnberg geschmuggelt hatte. Wie sehr es den Torhüter beeinflusst hat, der am ersten Gegentor mitschuldig und beim zweiten allein schuld war, ist schwer zu sagen. Fakt ist, dass Marius Müller sich vor der Kurve warmgemacht hat und ihm das Plakat ins Auge gestochen ist. Er versuchte, professionell damit umzugehen, sich aufs Spiel zu konzentrieren. Es misslang. Selbst seine Kameraden waren irritiert, diskutierten nach dem Warmlaufen darüber, und auch sie waren deshalb sicher nicht ganz frei im Kopf. „Wenn ich vor dem Spiel ein solches Plakat über mich gesehen hätte, hätte mich das schon gehemmt“, sagt Christoph Moritz Tage später in der Pressekonferenz. Er findet, dass sein Kollege aus dem Tor nach außen hin relativ cool damit umgeht. „Aber wie jemand so was verarbeitet, ist schwer zu sagen.“ Torwarttrainer Gerry Ehrmann sprach deutliche Worte und stellte sich hinter dem Torhüter, den er gefördert und ausgebildet hat und das jetzt wieder zurückgekehrt ist auf den Betzenberg. Auch Trainer Norbert Meier macht das Thema immer noch wütend. „Wir haben es hier mit jungen Menschen zu tun. Egal, wo sie gespielt haben, sie kommen hierher. Fechner ist 19 Jahre alt, ist vom VfL Bochum nach Leipzig gewechselt“, redet er sich in Rage. Er hat auch Marius Müller (24) versucht, aufzubauen. „Ich habe ihm gesagt, Du kannst es sowieso nicht jedem Recht machen.“ Moritz ist froh, dass Torwarttalentschmied Ehrmann sich eingeschaltet hat: „Gerry hat den richtigen Ton getroffen. Wenn Gerry der Meinung ist, dass Marius im Tor eine gute Rolle spielt, vertrauen ihm die Fans.“ Inzwischen gab es eine Aussprache zur Aktion, einen „Fanabend“ mit dem Trainer und dem Mannschaftsrat, bei dem auch die Fans dabei waren, die ihre Botschaft via Plakat verkündet hatten. „Wir haben alles besprochen“, sagt Meier, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält: „Wer ein solches Plakat aufhängt und der Meinung ist, dass er keine Reaktion damit hervorruft, ist naiv.“ Moritz drückt es so aus: „Wir haben mit den Leuten besprochen, dass solche Plakate nicht förderlich sind.“ Der Verein hat der Fangruppe einen Denkzettel verpasst und ihr erst mal die Privilegien entzogen, die sie hatte. Sie dürfen ihren Stand unterhalb der Westkurve nicht mehr betreiben und dürfen den Raum nicht mehr nutzen, in dem sie ihre Fanutensilien gelagert hatten. Bleibt zu hoffen, dass in den anderen Räumen gerade ein paar aufmunternde Plakate entstehen, die die Spieler motivieren, wenn sie zur Arbeit kommen.

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