Kaiserslautern Der Gegner ist ein Freund

66 junge Kämpfer kamen in Otterberg zusammen.
66 junge Kämpfer kamen in Otterberg zusammen.

Deutschlands bester Kendo-Nachwuchs war zu Gast in Otterberg. In der Sporthalle der Integrierten Gesamtschule wurden die neuen Deutschen Jugendmeister im Einzel und im Team ermittelt. Ausrichter war der Kendoverband Südwest. Der Kendoverein Kaiserslautern hatte in der heimischen Trainingshalle keinen Nachwuchs am Start.

Der Mann in Rüstung bezieht Stellung. Oder ist es eine junge Frau? Ist so direkt nicht auszumachen. Erkennbar ist lediglich die Herkunft: „Hamburg“ steht auf dem Anzug. Nach dem Kampf, beim Lupfen der schützenden Maske, wird klar, hier hat ein junger Hamburger Schwertkampf vom Feinsten gezeigt. Beim Kendo duellieren sich Männer mit Frauen, Jungs mit den Mädels. Da gewinnt am Ende einfach der oder die Bessere. „Schnelligkeit und Konzentration ist beim Kendo entscheidend, da spielt es keine Rolle ob Mann oder Frau“, erklärt Stefan Ernst, Trainer beim Kendoverein Kaiserslautern, am Rand der laufenden Meisterschaft. Das mit der Schnelligkeit ist wohl wahr. Besagter Hamburger hat gerade noch höflich gegrüßt um binnen Sekunden zwei sichere Treffer mit seinem Bambusschwert zu landen. Dem Gegner bleibt nicht der Hauch einer Chance. Er verlässt nach 20 Sekunden als Verlierer den Kampfbereich. Mit hoch erhobenen Kopf! Kendo hat viel mit Respekt zu tun, auch in der Niederlage. Wie hat es Christian Metzger, Jugendreferent im Deutschen Kendobund, in der Otterberger Halle so schön ausgedrückt: „Mein Gegner ist kein Feind sondern mein Freund, der mir hilft im Kendo besser zu werden.“ Der Hamburger gewinnt gerade neue Freunde, schickt gleich im nächsten Kampf wieder einen heim. Geht ruckzuck. 66 junge Menschen im Alter von 7 bis 17 aus Hamburg über Berlin, Hessen bis in den Süden Deutschlands sind mit ihren Rüstungen angereist um in Otterberg ihre Kendomeister zu ermitteln. Gekämpft wird in vier Altersklassen. Einen Mannschaftsmeister, den kämpfen sie auch aus. „Wir haben neben der Deutschen Jugendmeisterschaft noch den internationalen Jugend-Cup, da starten in der Regel 120 bis 150 Kämpfer. Dort sind dann aber auch welche aus dem Ausland dabei und es gibt eine Kategorie, in der ohne Rüstung gestartet werden kann“, kommt Jugendreferent Christian Metzger auf eine doch relativ kleine Kendo-Kämpferzahl zu sprechen. Gut 3000 Mitglieder sind es insgesamt im Deutschen Kendobund. Kendo und damit der klassische Schwertkampf, ist nicht wirklich bekannt. Geht es nach Metzger, sollte jeder Kendo zumindest mal kennenlernen. „Es ist die ganzheitlichste Sportart überhaupt. Jeder kann sie in jedem Alter verletzungsfrei ausführen“, schwärmt Metzger für seinen Sport. Ein Sport ganzheitlich im Gedanken „Du oder Ich“. Immerhin geht der Schwertkampf auf die Samurai zurück und da ging es in der Tat um Leben und Tod. Beim Kendo natürlich nicht, da geht es um den Ippon, den Siegtreffer. Irgendwie dann doch wieder „Du oder Ich“. Zwei der Kenshi ziehen in der Meisterschaft aufeinander zu, die Bambusschwerter, die Shinai, voraus. Bambus klingt auf Bambus, Schreie sind zu hören, Treffer eindeutig zu sehen. Die Kampfrichter vergeben trotzdem keine Wertung. So einfach ist Kendo nicht. Das hat mit Hauen und Stechen nichts zu tun. Es geht um das korrekte Führen des Shinai, die Schnittlinie des Schwertes, die Körperhaltung beim Schlag und es geht um die Kontrolle des Gegners nach dem Schlag. All das wollen die in Otterberg anwesenden geschulten Kampfrichter sehen, erst dann geht die Fahne hoch, der Treffer zählt.

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