Kaiserslautern Die Robert-Glatzel-Show

Kassel. „Wir fahren doch nicht drei Stunden nach Kassel, um da zu verlieren!“, polterte Michael Schindele im Kabinengang drauflos und wischte damit alle Gedanken weg, dass das Spiel seines 1. FC Kaiserslautern II gegen den KSV Hessen Kassel auch ganz anders hätte ausgehen können. Schließlich hatte der FCK II zur Pause 0:1 zurückgelegen.

Am Ende siegte er verdient aber vom Ergebnis her ein wenig zu hoch mit 3:1. Dank eines Konzeptes, das aufging, dank Dino Bajric, der einmal, und Robert Glatzel, der zweimal traf. Fünfer-Offensive trifft auf Fünfer-Abwehr, es geht Mann gegen Mann. So lautete der Plan, den sich FCK-Trainer Oliver Schäfer zurechtgelegt hatte. Er kannte die taktischen Umschaltspielchen der Hessen. „Das Mittel war schon richtig“, fand Schindele, der nach zwei Wochen Verletzungspause wieder randurfte. Der Innenverteidiger half links aus, während die zwei gesetzten Außenverteidiger Robin Koch und Johannes Reichert mit den Profis trainierten. Schäfers nächster Tipp im Kampf gegen die gefährlichen Hessen: „Sie provozieren, damit sie mit langen Bällen spielen müssen“, verriet Bajric hinterher. Auch er ließ in der Pause den Kopf nicht hängen, nahm sich die Halbzeitansprache des Trainers zu Herzen. „Er hat gesagt, wir sollen die Zweikämpfe annehmen. Kassel wird das Tempo nicht durchhalten bei den Temperaturen. Wir werden die Chancen kriegen, und dann müssen wir sie auch nutzen.“ Der U23-Coach sollte recht behalten. Während es in der ersten Halbzeit eine Chance nach der anderen für Hessen Kassel gehagelt hatte, der KSV immer wieder über außen durchgebrochen und gefährlich zum Abschluss gekommen war (Schäfer: „Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn es zur Pause 3:0 gestanden hätte“), drehte sich der Spieß plötzlich. Bajric traf nach einer Flanke von Tino Schmidt per Kopf zum 1:1 (54.), und dann kam die Robert-Glatzel-Show. Christoph Becker flankte von rechts, Glatzel traf per Kopf (68.). Dann drang Nils Seufert nach einem Konter in den Strafraum ein, drehte sich, legte den Ball zurück auf Glatzel, der eiskalt zum 3:1 verwandelte (74.). Bajric, der wie sein Kollege Johannes Hofmann seinen Vertrag bei der U23 um ein Jahr verlängert hat, wusste, woran es lag, dass die Pfälzer den Hessen die Punkte abknöpften: „Das Team mit dem größeren Willen hat gewonnen.“ Das musste auch Matthias Mink, der Trainer der Löwen, neidvoll anerkennen. „Wir sind sehr selbstbewusst mit breiter Brust aufgelaufen.“ Er sah, wie sein Team in der ersten Hälfte ein halbes Dutzend Torchancen herausarbeitete. Und dann wurde er Augenzeuge, wie der FCK aufdrehte: „Kaiserslautern hat viermal aufs Tor geschossen, davon dreimal getroffen. Glatzel hat zwei Tore gemacht und die Innenverteidiger beschäftigt. Er hat den Unterschied ausgemacht.“ Schäfer war erleichtert, dass das Spiel nicht so weiterging, wie es immer wieder in den jüngsten Partien weitergegangen war. Da hatte abermals der letzte Pass gefehlt, das letzte Abspiel, der Ball wurde nicht richtig durchgesteckt. „Wir haben sonst immer versucht, den Ball bis ins Tor zu tragen. Diesmal haben wir versucht, zu schießen, diesmal sind Tore daraus entstanden.“ Am Ende feierten die Pfälzer im Auestadion mit einem Bus voller Fans, die sich mit Fahnen und Trommeln auf die Reise gemacht hatten. Dass es jetzt ganz gut aussieht in Sachen Klassenerhalt, viel schieflaufen müsste, damit es für den FCK noch einmal eng werden würde, davon wollte Schindele nichts wissen. „Wir tun gut daran, gegen Offenbach noch einen Punkt zu holen“, richtete er den Fokus gleich auf Dienstag (19 Uhr), wenn die U23 die Offenbacher Kickers empfängt.

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