Glosse Eichenbaum erinnert an Napoleon

Historischer Druck: Napoleon I. sinniert zu Füßen eines Baum.
Historischer Druck: Napoleon I. sinniert zu Füßen eines Baum.

Die Lauterer Geschichte beschränkt sich keineswegs auf Kaiser Barbarossa. Auch der nicht minder ruhmreiche, allerdings später unrühmlich gescheiterte Napoleon Bonaparte hat dahier seine markanten Spuren hinterlassen, auf dass wir uns weiterhin mit seinem Namen schmücken dürfen. Im Stadtteil Erzhütten/Wiesenthalerhof stand ein Eichenbaum, den stolze Lauterer einst nach dem Kaiser der Franzosen benannt haben.

Seine Majestät gab der Siedlung am 4. Oktober 1804 die Ehre, um im Reichswald das Flößen gefällter Baumstämme einzuführen. An diesen Besuch, dem hernach noch mindestens zwei Stippvisiten folgten, erinnerte die besagte Napoleoneiche. Sie ist − wie so manches historische Zeugnis der Lauterer Historie − in jüngerer Zeit sang- und klanglos verschwunden. Grund genug für den SPD-Ortsverein, am kommenden Sonntag die „Einweihung der neu gepflanzten Napoleoneiche“ zu feiern.

Einladende sind Ortsvorsteher Thorsten Peermann und der ob seines Engagements unbedingt eichenlaubwürdige Landtagsabgeordnete Andreas Rahm. Zur Feier des Tages schenken die Genossen „Eichbaum-Bier und Softgetränke“ aus.

Handelt es sich bei dieser Veranstaltung um eine verspätete sozialdemokratische Huldigung für einen imperialen (und imperialistischen) Schlachtenführer und Kriegsherrn? Geht es Wiedergutmachung für den verkorksten kommunalpolitischen Denkmalschutz, der unter anderem der SPD anzulasten ist?

Ein Hund wie Siebenundvierzig-Elf

Brennende Fragen wie diese lassen sich vor Ort klären. Zum „Eichbaum-Fest“ werden die SPD-Kandidaten zur bevorstehenden Ortsbeiratswahl erwartet. Auf dem Einladungsplakat ist zudem die Hundedame des Ortsvorstehers abgebildet. Für alle Bewohner und Besucher der Erzhütten ist die Airedale-Terrier-Fähe keine Unbekannte. Vielmehr scheint sie - wie Siebenundvierzig-Elf - immer dabei.

Das Konterfei von „Abigail“ oder − für echte Freunde! − „Abby“ ziert die Plakate, mit denen Peermann in der Advents- und Osterzeit an Laternenmasten seine Ortsvorstehergrüße ausspricht. Gleichwohl wollen wir uns an dieser Stelle billige Witzchen über Hunde, Baumstämme und Lichtmasten verkneifen. Wenn von Napoleon die Rede ist, denken wir lieber an die Vierbeiner des großen Korsen, auf dessen Feldzügen bis zu 3,5 Millionen Zweibeiner ihr Leben verloren.

Historiker wissen vom Mops „Fortuné“, der den 27-jährigen Napoleon ausgerechnet vor dessen Hochzeitsnacht mit Joséphine Beauharnais ins Bein biss. Dafür verdankte der Kaiser einem Pudelmischling namens „Moustache“ angeblich den Sieg in Austerlitz, weil der Vierbeiner die Standarte vor dem Zugriff der österreichischen Schlachtengegner rettete.

Gegen einen hysterischen Kläffer, der ihn nervte, legte der Kriegsherr die Pistole an (die jedoch klemmte). Als Bonaparte aus der Verbannung auf Elba zurückkehrte, soll ihn ein namenloser Neufundländer vor dem Ertrinken gerettet haben.

Genutzt hat es dem 1,68 Meter großen Imperator bekanntlich nichts. Dafür lebt sein Andenken in den Napoleoneichen fort, die so weit verbreitet sind wie Bismarcktürme und Luitpoldlinden. Über das junge Bäumchen auf Erzhütten dürfen wir uns auf jeden Fall freuen.

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