Kaiserslautern Fantasievolle Kunst beim Ostereiermarkt in den Westpfalz-Werkstätten

Schon lange in Sachen Eierkunst unterwegs: Anne Rose Strack (rechts) setzt bei ihren Eiern unter anderem auf Wachsapplikationen.
Schon lange in Sachen Eierkunst unterwegs: Anne Rose Strack (rechts) setzt bei ihren Eiern unter anderem auf Wachsapplikationen.

Beim 27. Ostereiermarkt in Siegelbach wechselt die jüngste Eierkollektion die Eigentümer. Der Besucherstrom fließt bestens. Ostern kann kommen, die Eier sind bereit.

Eier beflügeln offensichtlich die Fantasien einiger Menschen. Egal ob Hühner- oder Straußenei: Was da aus, in und an den Schalen entstehen kann, ist unglaublich. Am Ei scheint nichts unmöglich – zumindest wenn die Hand ruhig und gefühlvoll umsetzt, was Künstlerin oder Künstler vorm geistigen Auge alles sieht. „Langjährige Übung“, meint Werner Müller aus Nohfelden, einer der 21 Aussteller in den anheimelnd geschmückten Räumen der Westpfalz-Werkstätten in Siegelbach. Seine großen Texte, die in gotischer Schrift akkurat so manches Ei zieren, beweisen, dass der Mann eine ruhige Hand hat.

Katalin Krizanj aus Ludwigshafen sagt, dass sie sich von der Muse küssen lässt, bevor sie zum Pinsel greift und die Eier mit ausdrucksstarken Tieren bemalt. Ihr Ei-Tiger sieht jedenfalls aus, als springe er den Besuchern gleich entgegen. „Bei mir können Sie ihr Geld in Gold anlegen“, scherzt Gisela Werner aus Weilerbach. In der Tat: An ihrem Stand schimmert es gewaltig – die Eier tragen Schmuck aus Blattgold.

Muscheln wachsen aus Eiern

„Wir haben eine bunte Mischung aus traditionellen und modernen Ostereiern“, spricht Marianne Strasser die gezeigte Bandbreite der Kunst am Ei an. Die Rodenbacherin ist verantwortlich für die Ausstellung und bringt mir ihren exakt rautierten Tuscheeiern die unaufhaltsam an den Ständen vorbeiflanierenden Besucher genauso zum Staunen wie es ihre Kolleginnen und Kollegen mit gefrästen, umklöppelten, vollständig mit Perlen umkleideten, mit Scherenschnitten beklebten Eiern oder mit Eiern, aus denen scheinbar Lavendel wächst, tun. Bei Ludger Brandt aus Landau will sich die Kunst gar nicht so richtig einordnen lassen. Er zeigt geöffnete Eier mit gestaltetem Innenleben und Eier, aus denen Muscheln zu wachsen scheinen.

Für Nicoleta Mehebeniuc ist die Kunst am Ei sogar Heimat. Die Rumänin, die seit einigen Jahren in Frankreich lebt, hat sich, wie sie sagt, intensiv dem traditionellen rumänischen Kunsthandwerk des Ostereiermalens gewidmet. Und wieder wird gestaunt und bewundert.

Manche Eier wurden nicht gelegt

Ziemlich individuell sind die Kopf- und Figuren-Eier von Ingeborg Grätner-Grein aus Bürstadt. Selbst der Weihnachtsmann kommt als Ei daher. Es gibt aber auch Eier zu entdecken, die kein Tier gelegt hat. Gerhard Niggemann, Glasbläser aus Philippsburg, entnimmt das Ei dem Glas. Karin Johann aus Wachenheim formt Eier beispielsweise aus Kokosnussschalen – aus lauter kleinen Einzelstücken. Hubertus Krämer aus Otterberg sieht die Eier im Holz, drechselt dabei wahre Handschmeichler.

Mit Reyna Strack und Nila Winter aus Kaiserslautern präsentiert eine junge Generation gekonnte Eierkunst. Die beiden gestalten die Eier mittels der Serviettentechnik. Da kommt dann auch mal ein Ball aufs Ei. „Wir nehmen die Servierten, die es bei der Oma gibt“, gestehen sie lachend. Die Oma ist Anne Rose Strack aus Rodenbach, die seit vielen Jahren die Technik der Wachsapplikationen beherrscht. „Das Ei in der Hand, das Wachs auf dem Stövchen, das ist wie Urlaub“, sagt sie lachend und deutet an, dass da die Hand von ganz alleine ruhig werde.

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