Kaiserslautern „Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen“

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28 Spieler gehörten in der vergangenen Saison zum Kader der U23 des 1. FC Kaiserslautern. Inzwischen sind es 16 Feldspieler und zwei Torhüter, die U23 steht mit 29 Punkten auf dem viertletzten Tabellenplatz, der Abstieg in die Oberliga droht. War der Schnitt, der gemacht wurde, zu radikal, und kann das Team das Ruder noch rumreißen? RHEINPFALZ-Redakteurin Maria Huber hat darüber mit Manfred Paula, dem Sportlichen Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, gesprochen.

Was ist besser, ein 28-Mann- oder ein 16-Mann-Kader?

Die Alternative stellt sich uns nicht. Für die laufende Saison waren wir mit deutlichen Einsparvorgaben konfrontiert, mussten numerisch deutlich reduzieren. Wir haben beim Etat für den Regionalligakader ein Drittel eingespart im Vergleich zur Vorsaison, haben eine Verjüngung eingeleitet, haben neben Hoffenheim das jüngste Team der Liga. Es ist eine Frage der Perspektive. Hans Werner Moser musste in der Wintervorbereitung mit einer sehr überschaubaren Truppe trainieren, einige waren mit der Lizenzmannschaft im Trainingslager, andere später dauerhaft bei den Profis. Er musste mit zehn, zwölf Feldspielern trainieren. Das macht es nicht einfach, aber man kann auch da effizient arbeiten. Wie lautete die Vorgabe für die Saison? Es gab keine konkrete Maßgabe. Durch Reduzierung der Spielerzahl, Verjüngung und Reduzierung der Verträge beziehungsweise Vergütung haben wir die Personalkosten bei der U23 gesenkt. Weil Sie sparen mussten? Das ist der Gesamtsituation im Verein geschuldet. Wir haben aber auch andere Schwerpunkte gesetzt. Bisher war alles sehr stark auf die U23 ausgerichtet. Die U17 und U19 sind da vielleicht ein wenig vernachlässigt worden. Der Kader der U23 war aufgebläht. Das ist nicht zielführend für ein Nachwuchsleistungszentrum. Wir wollen U17, U19 und U23 auf dem höchstmöglichen Niveau haben, das ist bei der U17 und U19 die Bundesliga, bei der U23 die Regionalliga. Wir wollen die drei Mannschaften auf einem hohen Niveau weiterentwickeln. In der Vorbereitung waren nur wenige Feldspieler im Training, Verletzungen kamen dazu, plötzlich wurde es eng. Hätte man in der Winterpause nachlegen müssen? Das war schwierig wegen der finanziellen Restriktionen und weil Wechsel in der Winterpause mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden sind. Wir haben uns bemüht, aber was wir uns vorgestellt haben, war nicht umsetzbar. Wenn Sie Spieler wie Robert Glatzel, Robin Koch und Florian Pick, die zu Saisonbeginn zum Kader der U23 gehörten, jetzt ihren Weg im Zweitligateam gehen sehen, was überwiegt da, die Freude oder auch ein wenig Wehmut, weil sie das Regionalligateam ja auch brauchen könnte? Julian Pollersbeck war anfangs auch noch bei uns im Kader. Die Freude überwiegt, dass es die Jungen nach oben schaffen. Das ist ein Indiz dafür, dass die Durchlässigkeit extrem gut ist. Aber es macht die Aufgabe in der U23 nicht einfacher. Wir sind dann umso mehr darauf angewiesen, dass wir auch Abstellungen aus dem Lizenzkader bekommen. In der Regel sind das zwei Spieler. Bei vielen Spielen kommt die U23 aber auch ohne große Verstärkung aus. Nach Kassel sind wir zum Beispiel mit nur 13 Feldspielern gefahren. Die älteren Spieler, die Säulen der U23 von damals, sind weg, den Jungen fehlt die Erfahrung. War die Zäsur zu groß? Wir sind das Risiko bewusst eingegangen. Und dann ist da ja die strategische Ausrichtung. Wir wollten in der U23 die Voraussetzung schaffen, dass die jungen Spieler im Herrenfußball Fuß fassen können. Seit der Saison 2011/12, in der der ’93-er-Jahrgang aus der U19 ausgeschieden ist, haben nur noch Wenige aus der eigenen Jugend den Durchbruch geschafft. Das wollen wir ändern. Warum steht der FCK II auf dem viertletzten Tabellenplatz? Weil die Liga extrem schwer ist und weil wir den Kader verjüngt haben. Die Jungs aus der U19 müssen sich erst mal zurechtfinden in der Liga. Das braucht seine Zeit. Schafft die U23 den Klassenerhalt? Ich bin da zuversichtlich. Was macht Sie zuversichtlich? Weil ich sehe, wie Trainer und Mannschaft arbeiten. Es war kein Spiel dabei, in dem man nicht gesehen hat, dass wir auf Augenhöhe agieren oder sogar die bessere Mannschaft sind. Falls es schiefgeht, könnten Sie mit einem Jahr Oberliga leben? Es muss dann aber eine klare Zielsetzung geben. Ein Jahr Oberliga kann man überbrücken. Das letzte Jahr Regionalliga zum Beispiel hat der U19 nicht geschadet, hat manchem sogar gutgetan. Man muss das dann so gestalten, dass man es als Ausbildungsjahr sieht. Aber nach einem Jahr sollte es wieder hochgehen. Dann fahren Sie jetzt zweigleisig? Wir wollen für die Regionalliga planen, müssen aber beide Szenarien berücksichtigen. Wie sieht die neue U23 aus? In der U19 gibt es viele Spieler des älteren Jahrgangs, da geht ein größerer Schub hoch. Es laufen einige Verträge aus. Mit den Spielern, die wir halten wollen, stehen wir in Gesprächen. Zum Beispiel mit Marius Grösch, den wir als einen der Kernspieler der U23 mit Perspektive nach oben sehen. Zudem haben wir derzeit regelmäßig Spieler im Probetraining. Wie groß soll der Kader sein? Wieder in der Größenordnung wie zu Beginn dieser Saison. Abgemeldet wird die U23 aber nicht. Keine U23, das wäre für den FCK ein No-Go. Die sportlich Verantwortlichen hier wissen, wie wichtig eine U23 für uns ist. Und der FCK wird auch künftig auf Output aus dem eigenen NLZ angewiesen sein. Müssen Sie noch mehr einsparen? Wir müssen weiter sparen im NLZ, das Budget noch weiter runterschrauben, aber wir müssen dabei darauf achten, dass wir konkurrenzfähig bleiben und das Niveau halten. Der Wettbewerb um die Talente hat sich extrem entwickelt. Mit unseren finanziellen Möglichkeiten sind uns im Vergleich zu anderen Leistungszentren Grenzen gesetzt. Wir sind aber nach wie vor wettbewerbsfähig. Wir können andere Dinge in die Waagschale werfen wie die hohe Durchlässigkeit zu den Profis und den Mythos Kaiserslautern. Was sagen Sie einem potenziellen neuen Jugendspieler, der über die Anlage läuft, die rostigen Container auf dem Parkplatz sieht, nehmen wir mal an, der FCK II spielt dann nur Oberliga. Warum soll er zum FCK kommen und nicht zu Hoffenheim, Sandhausen, Elversberg? Das Nachwuchsleistungszentrum ist vielleicht nicht mehr das modernste, aber sehr funktional. Überspitzt formuliert: Was nutzt mir ein goldener Wasserhahn in der Dusche, wenn ich keinen anständigen Platz zur Verfügung habe? Was die Anlage betrifft, sind wir absolut konkurrenzfähig. Ob der Jugendspieler kommt oder nicht kommt, hängt in erster Linie davon ab, welche sportliche Perspektive wir ihm langfristig aufzeigen können.

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