redkai@rheinpfalz.de Leser-Erinnerungen zur Meisterschaft: Wie man es auf die Titelseite eines Boulevardblatts schafft

Carolin Mathieu schaffte es als jubelnder FCK-Fan im Mai 1998 auf die Titelseite der „Bild“-Zeitung
Carolin Mathieu schaffte es als jubelnder FCK-Fan im Mai 1998 auf die Titelseite der »Bild«-Zeitung

Das Erinnerungsvermögen unserer Leserinnen und Leser funktioniert noch sehr gut, insbesondere wenn die Gedanken mit einem so freudigen Ereignis wie der Deutschen Fußball-Meisterschaft 1998 zusammenhängen. Schwelgen Sie mit in den Erinnerungen!

1998 – der FCK ist Deutscher Meister, kaum zu glauben. Damals studierte ich in Ulm, gemeinsam mit meinem ebenfalls aus Kaiserslautern stammenden Freund und jetzigen Ehemann. Kurzentschlossen machten wir uns auf den Weg in die Heimat, um bei der Feier dabei zu sein. Eine Party war bereits organisiert, wohnten meine Großeltern doch im zweiten Stock des Europahauses in der Fruchthallstraße mit bester Aussicht auf den Autokorso. Die zahlreichen Gäste und wir schauten von den Fenstern und dem Balkon den feiernden Menschen zu und warteten auf die Mannschaft. Von unten versuchte ein Mann mit einer stattlichen Kameraausrüstung winkend und rufend unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, mit Gesten gab er uns zu verstehen, er wolle von oben ein paar Bilder machen. „Klar, kommen Sie hoch.“ (Dass er Fotograf für die DPA war, erfuhren wir erst später, als er uns eine Dankkarte mit Foto schickte!)

Die Stimmung lässt sich nicht in Worte fassen. Der Fotograf bat mich, die Fahne zu schwenken, während er den Autokorso fotografierte. Mein Freund und ich mussten zurück nach Ulm, Montag ging die Uni weiter. Als ich abends zurück war, blinkte mein Anrufbeantworter. Die ersten beiden Nachrichten stammten von Verwandten und verkündeten, ich sei mit einem Bild in der Zeitung, etwa im Bergsträßer Anzeiger und der Saarbrücker Zeitung. Aber die letzte Nachricht hat mich dann fast umgehauen: Du bist auf der ersten Seite der „Bild“-Zeitung! Und da war ich, glücklich wie alle, mit Fahne in der Hand und blinkenden Teufelshörnern auf dem Kopf. So bleibt die Meisterschaft für mich in vieler Hinsicht unvergesslich.

Carolin Mathieu, Ulm

Am Meisterschaftstag waren wir mit T-shirt und Fanschal gerüstet bereit, die Mannschaft am Rathaus zu empfangen und zu feiern. Wir hatten Besuch vom Hüttenwirt-Ehepaar Ehrenfried und Karo von der „Bergl-Alm“, einer kleinen Alm im Schnalstal in Südtirol. Da erreicht uns ein Telefonat einer Bekannten vom Betzenberg, aus der Kantstraße, dass im Moment die Spieler mit Privatautos am Hotel Dorint anreisen. Die Fans des FCK waren zu dem Zeitpunkt auf dem Weg zum Messeplatz zum vermeintlichen Treffpunkt der Spieler für die Fahrt auf dem LKW durch die Stadt. Wir sind daraufhin in aller Eile zum „Dorint“ gefahren. In der Lobby waren schon der Vorstand des FCK und einige Spieler versammelt. Auf dem Polster der Sitzgruppe lag die Meisterschaftsschale. Wir haben sie in die Hand genommen und mit unserem Besuch einige Fotoaufnahmen gemacht! Das Bild der Meisterschale mit den Hüttenwirten hing viele Jahre in der Hütte. Wanderer bestaunten verwundert immer die Aufnahme! Wie kommt der Hüttewirt zu diesem Foto mit der „Salalschüssel“? Ein Gast aus Kaiserslautern, alter Lauterer, altes FCK-Mitglied, Dauerkarten-Inhaber sah das Bild und meinte: „Ich werd verrückt!“

Rainer Paul, Kaiserslautern

„Wir sind Deutscher Fussballmeister 1998“. Das war in meinem Album meine Schlagzeile nach dem gewonnenen Spiel gegen Wolfsburg am 2. Mai 1998. So live erlebt in unserer FCK-Clique auf der „West“ im Block 9. Da gab’s kein Halten mehr, auch nicht bei meiner jüngsten Tochter Sabine, die gerade 12 Jahre alt war, und heute noch immer mit im Block 9 eine Dauerkarte hat.

Natürlich waren wir auch mit der ganzen Familie und Clique im Sonderzug nach Hamburg am 9. Mai 1998 zum letzten Saisonspiel gegen den HSV. Abfahrt am Freitag, 23.30 Uhr, und Ankunft in Hamburg am Samstag, 9 Uhr. Nach einer Hafenrundfahrt am 809. Hafengeburtstag ging es mit unseren Block-9-Freunden ins Volksparkstadion. Schon vor Spielbeginn wurde der Empfang der Meisterschale vor 30.000 FCK-Fans frenetisch gefeiert und bejubelt. Das Spiel endete 1:1 nach einem Tor durch unseren „Fußballgott“ Olaf Marschall. Mit dem Sonderzug ging’s dann nach dem Spiel zurück nach Kaiserslautern, wo am Sonntag der Empfang unserer Meistermannschaft am Rathaus vor einer unermesslichen Menschenmenge stattfand: Es wurde einfach nur gefeiert.

Die Grundlagen zur Meisterschaft 1998 wurde meines Erachtens schon 1997 im Trainingslager in Freudenstadt-Dietersweiler gelegt. Auch hier waren wir mit der ganzen Familie anwesend und versäumten kein Training mit Coach Otto Rehhagel und dem Team. Natürlich alles fein säuberlich im Album dokumentiert. Auch hier ein unvergessliches und tolles Erlebnis.

Volker Klos, Bruchmühlbach-Miesau

Ich war am 2.Mai1998 auf unserem Betze beim 4:0 gegen den VfL Wolfsburg dabei. Ich habe früher lange Jahre Wolfsburgs Trainer Wolfgang Wolf bei unserem FCK in der Abwehr bewundert und bin ein Fan von ihm. Vor lauter Begeisterung und weil ich die Gelegenheit hatte bin ich nach Spielende zu ihm gegangen und habe mir ein Autogramm auf die Eintrittskarte geben lassen.

Er war gut gelaunt, hat mich mit kräftiger Hand am Arm gepackt, zu sich gezogen, gelacht und gesagt: Er darf es ja nicht laut sagen, aber er ist soooo froh, daß es der FCK gepackt hat und Deutscher Meister geworden ist. Das hat in dem ganzen Trubel statt gefunden und ist für mich unvergesslich. Als Anlage dabei die Eintrittskarte mit original Autogramm von Wolfgang Wolf und die Mannschaftsaufstellung.

Walter Mischler, Landstuhl

Am 10. Mai 1998 habe ich meinen 33. Geburtstag gefeiert, mein zweiter Sohn Julius war knapp drei Monate alt. Gern wären wir auch zur Meisterfeier gegangen, aber mit einem kleinen Baby erschien mir das schwierig in dieses Menschenmeer einzutauchen. So haben wir die alte Fronleichnamsfahne meiner Großmama aus Kindsbach gehiesst und meinen Geburtstag und die Betzemeisterschaft

in Hohenecken gefeiert . Ich erinnere mich sehr gerne daran.

Petra Ripperger, Hohenecken

Nach vielen Jahren in der Westkurve habe ich seit einiger Zeit nun eine Dauerkarte auf der Südtribüne. Als Aufsteiger eine solch grandiose Saison zu spielen, war ja schon sensationell, aber nun die Chance in einem Heimspiel zu haben, Deutscher Meister zu werden war schier unglaublich. Da wir bei einem eigenen Sieg heute gegen den VfL Wolfsburg auch auf die Unterstützung vom MSV Duisburg in deren Heimspiel gegen die Bayern angewiesen waren, erhöhte die Anspannung um so mehr. Es war das letzte Spiel auf der alten Südtribüne, die direkt danach abgerissen wurde. Entsprechend war alles sehr provisorisch, aber ein Bier zur Einstimmung gehörte natürlich dazu.

38.000 Zuschauer, ausverkaufter Betze – es war ein unglaubliches Knistern zu spüren. Das 1:0 von Olaf Marschall in der 24. Minute beruhigte uns, die Mannschaft hatte das Spiel unter Kontrolle. Spätestens nach dem Doppelschlag Anfang der zweiten Halbzeit durch Martin Wagner und den Fußballgott Marschall ging es fast nur noch um das Ergebnis in Duisburg. Jürgen Rische erzielte kurz vor Schluss das 4:0, nun begann das Warten. Dann war es amtlich – Bayern 0:0 und der FCK war als Aufsteiger tatsächlich Deutscher Meister 1998. Unfassbar!!! Obwohl eine riesige Freude auf den Rängen da war, das Spielfeld von den FCK-Fans euphorisch geflutet wurde: Glauben, was die Mannschaft da geleistet hat, konnten wir in dem Moment noch gar nicht so richtig. Ein Erfolg für die Ewigkeit! Entsprechend gefeiert haben wir danach in der Altstadt, der Martinsplatz und das Hannenfass erlebten wieder einen dieser historischen FCK-Tage, die es so wohl nur bei uns in Kaiserslautern gibt!

Ralf Gundacker, Mehlingen

Dieses Foto mit der (echten!) Meisterschale hing lange Jahre auf einer Alm in Südtirol: Das Wirtsehepaar hatte mitgefeiert.
Dieses Foto mit der (echten!) Meisterschale hing lange Jahre auf einer Alm in Südtirol: Das Wirtsehepaar hatte mitgefeiert.
Walter Mischler hat den damaligen Wolfsburg-Trainer Wolfgang Wolf auf seiner Eintrittskarte unterschreiben lassen.
Walter Mischler hat den damaligen Wolfsburg-Trainer Wolfgang Wolf auf seiner Eintrittskarte unterschreiben lassen.
Ein Ausriss aus dem Fotoalbum der Familie Ripperger.
Ein Ausriss aus dem Fotoalbum der Familie Ripperger.
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