Kaiserslautern „Nur der saubere Schnitt klingt!“

Üben gemeinsam: die Koreaner Young (27) und sein Vater Yoon Lee (57).
Üben gemeinsam: die Koreaner Young (27) und sein Vater Yoon Lee (57).

Iaido, die meditative Kunst des Schwertziehens, schult Körper und Geist, bringt innere Ruhe und Sicherheit – wenn man die Kunst beherrscht. Der Kendo-Verein Kaiserslautern lehrt neben Kendo, dem Schwertkampf, auch Iaido. Ein Trainingsbesuch mit erstaunlichen Erkenntnissen.

Konzentration liegt in der kleinen Turnhalle der Integrierten Gesamtschule Otterberg in der Luft. Außer den kurzen Anweisungen von Michael Mooslehner, Iaido-Trainer, ist nicht viel zu hören. Wer hier trainiert, bewegt sich gezielt, konzentriert und bewusst leise. Ab und zu durchbricht ein kurzes Pfeifen die Stille. Die Schwerter durchschneiden die klare Luft und melden sich zu Wort. „Nur der saubere Schnitt klingt“, erklärt Hans Ernst, Vorsitzender im Kendo-Verein, das Geräusch, das nur zu hören ist, wenn das Schwert sicher und präzise durch die Luft geführt wird. Mit der linken Hand! Immer. Iaido hat klare Regeln, selbst das Einstecken des Schwertes folgt einem Ritual. Geräuschlos. Die Schwerter von Yoon Lee und seinem Sohn Young Lee lassen den sauberen Schnitt noch nicht hören. Die beiden Koreaner sind Lernende, stehen am Anfang der Iaido-Kunst – sie führen Holzschwerter. Noch. Der 27-jährige Young Lee studiert an der TU Kaiserslautern Maschinenbau mit Betriebswirtschaft und wohnt mit seinem Vater Yoon Lee (57) in Queidersbach. „Die fernöstlichen Kampfkünste sind mir schon immer wichtig“, stellt sich der promovierte Chemiker Yoon Lee als großer Freund von Judo, Taekwondo und Kendo vor. Kampfkünste, die er in Korea allesamt praktiziert hat. Seine Arbeit in Korea sei zu Ende, deshalb sei er als „freier Mann“ gerne seinem Sohn gefolgt, erzählt er mit einem feinen Lächeln im Gesicht. Das Iaido-Training in Otterberg schätzt er ganz besonders, es passe zu einem Mann, der nicht mehr ganz jung sei. „Iaido ist eine Kunst, die aus der Ruhe aber mit Spannung erfolgt“, beschreibt er, was er fühlt. Was er will, ist klar. Das Metallschwert! Und das soll in seiner Hand spannungsvoll mit Akkuratesse klingen und ihn zu einem sanften Geist verhelfen. „Zu einem erholten Geist“, wird Yoon Lee noch deutlicher. Sohn Young Lee hat andere Anforderungen an Iaido. Es soll und wird ihm Sicherheit geben, mutig auf andere Menschen zuzugehen. „Es wird mir helfen, den Geist loszulassen“, weiß aber auch er die eintretende Entspannung zu schätzen. Iaido, übersetzt mit die Kunst des Schwertziehens, geht auf die Kampfkunst der Samurai zurück. Sie wussten eine ermüdende Auseinandersetzung durch einen unmittelbaren Angriff zu vermeiden, andererseits einer plötzlichen Attacke effektiv zu begegnen. Das geht nur, wenn das Ziehen des Schwertes und der erste Schnitt eine einzige Bewegung ist. Bei den Samurai konnte bei entsprechender Ausführung des Bewegungsablaufes der erste Schnitt tödlich sein. Ein konzentrierter Zweikampf auf einen Moment, einen Schnitt! Es war die mentale Stärke der Samurai, die kampfentscheidend war. Und genau die steht im Mittelpunkt der heutigen Iaido-Lehre, die mentale Stärke. Kämpfen will hier keiner, zumindest nicht gegen den Feind. „Es ist die Bestimmtheit des eigenen Auftretens, die eigene Körperhaltung, die sich durch das Training verändert“, nimmt Doris Engel-Ernst eine Menge für sich mit. Kann sie gut gebrauchen. Als Lehrerin ist ein bestimmtes, ruhiges von innen kommendes Agieren, kein schlechtes Vorgehen. Lange Zeit zum Reden bleibt nicht, der Trainer ruft zum Gruß, die Katas wollen geübt werden. Info Mehr zum Kendo-Verein, dem Training in Kendo, Iaido oder Battodo unter www.kendo-kl.de.

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