Kaiserslautern So macht man das

Keine Frage, der Mann ist im besten Sinne eine Rampensau. So stand’s in der Vorankündigung, und so präsentierte sich Johannes Oerding am Freitagabend im ausverkauften Kasino der Kammgarn dann auch tatsächlich. Zusammen mit seiner versierten Band rockte der Musiker aus Münster auf der Basis allerbester deutschsprachiger Singer/Songwriter-Kunst das Haus von der ersten Minute des ausgedehnten Konzerts an. Launige Sprüche und stimmungsfördernde Einlagen zwischen den Songs sorgten vollends dafür, dass der Abend keine Wünsche offen ließ.

„Rocken“ trifft es eigentlich nicht ganz, zumindest wenn man es auf den reinen Stil bezieht. Denn der Komponist, Texter, Gitarrist, Sänger und Entertainer Johannes Oerding zeigte sich im aktuellen Programm seinen zahlreichen Talenten entsprechend auch musikalisch vielseitig. Flotter Rock und Pop kommen da freilich vor, aber auch manch Hymnisch-Balladeskes, das man keinem Genre so richtig zuordnen kann. Dazu kamen dann vereinzelt noch ganz unerwartete Elemente etwa aus der Country-Ecke und an einer Stelle sogar in Form mitreißender Reggae-Partien. Letztere standen im Übrigen am Endpunkt einer etwas längeren Geschichte. Im Urlaub in südlichen Gefilden, so erzählte er dem aufgekratzten Publikum, habe er dereinst einen Unfall gehabt, worauf er im örtlichen Krankenhaus vom diensthabenden Arzt auf Englisch erklärt bekommen habe, sich angesichts seiner Verletzungen unter anderem nicht zu bewegen und nicht zu duschen. Dann käme er auch bald wieder zu Kräften. Daraus hat Oerding dann ganz locker einen zur Urlaubsstimmung passenden Reggae-Song komponiert, in dem sich parallel zur Story etwa „shower“ auf „power“ reimt. Und, Kompliment, es hörte sich gut an. Wen wundert’s, dass sich da die Stimmung in der Kammgarn ganz weit oben hielt. Oft sang das zu einem großen Teil aus weiblichen Fans bestehende Publikum ganze Strophen komplett auswendig mit – manchmal sogar noch lange, nachdem der letzte offizielle Ton verklungen war. In solchen Augenblicken herrschte dann schon mal reinste Gänsehaut-Atmosphäre. Oerding weiß halt ganz genau, wie er seine Fans in den Griff kriegt und wie er es dort sicher hält. Eben nicht nur durch abwechslungsreiche, auch melodisch stimmige, eingängige Songs über tief unter die Haut gehende Gedanken und Gefühle aller Art, sondern auch durch das Drumherum. Kaiserslautern allgemein erwähnt er da mehrfach geschickt in den Texten der Songs und immer wieder in den Zwischenansagen, die Zuschauer sprach er ebenso mehrmals direkt an, plauderte mit ihnen, gab ihnen mitunter das Gefühl, nur für sie ganz alleine zu singen. Ein Höhepunkt wurde erreicht, als Zuschauerin Isabelle auf die Bühne gebeten wurde und sie dort beeindruckend mit Bandunterstützung den Oerding-Song „Magneten“ anstimmen durfte. Das wurde belohnt mit reichlich Applaus vom begeisterten Publikum und von Oerding einem Handtuch, mit dem sich der Meister zuvor wie weiland Elvis die Schweißtropfen von der Stirn getupft hatte. So macht man das. Ein guter Teil des Erfolgs war auch den verlässlichen und erstklassigen Musikern zu verdanken: Gitarrist Moritz Stahl, Keyboarder Kai Lindner, Bassist Robin Engelhardt und nicht zuletzt der zum Schluss hin mit einem atemberaubenden Solo auftrumpfende Schlagzeuger Jost Nickel. Sie agierten fugenlos und sauber miteinander wie die Teile einer gut geölten Maschine.

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