Wissembourg/Haguenau Wahl von großer Bedeutung

Am Sonntag wird gewählt.
Am Sonntag wird gewählt.

In Frankreich sind 48,7 Millionen eingeschriebene Wahlberechtigte am Sonntag, 10. April, zur Wahlurne gerufen. Es ist eine Wahl, die für die Zukunft der französischen Nation von großer Bedeutung ist, denn es wird eine Entscheidung zwischen der Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem Präsidenten Emmanuel Macron.

Parteien wie die Republikaner oder die Sozialisten sind zunehmend in den Hintergrund gedrängt worden. Es ist eine wichtige Wahl, denn die Wählerinnen und Wähler werden nicht nur den politischen Kurs in ihrem eigenen Land entscheiden. Sie werden auch darüber entscheiden, wie sich Frankreich künftig innerhalb Europas aufstellt.

Eine Stichwahl im April ist wahrscheinlich

Trotz der Wichtigkeit haben sich viele Wahlberechtigte wenige Stunden vor dem ersten Wahlgang am kommenden Sonntag noch nicht entschieden, welchem der insgesamt zwölf Kandidaten sie folgen sollen. Letztlich wird die Stichwahl am 24. April darüber entscheiden, wer der nächste Präsident im Elysee-Palast in Paris sein wird, denn nach französischen Wahlrecht werden sich die im ersten Wahlgang beiden Bestplatzierten Kandidaten nochmals messen müssen.

Noch vor 20 Jahren war Frankreich geschockt, denn der Kandidat der extrem rechten Partei Front National, Jean Marie Le Pen, zog gemeinsam mit dem Gaullisten Jacque Chirac in den zweiten Wahlgang für die Präsidentschaft Frankreichs ein. Insbesondere in Ostfrankreich, aber auch in Südfrankreich hatte der rechtsextreme Politiker seine Anhänger gefunden. Die seit 1972 bei Kommunal-, Regional- und Parlamentswahlen von sich reden machende Partei gewann zunehmend Jahr für Jahr ihre Stimmen. Bei den erstmals durchgeführten Regionalwahlen der neu gegründeten Region Grand Est im Jahre 2015 erhielt die Front National mit 36,08 Prozent das zweitbeste Ergebnis.

Zwischenzeitlich zeigt sich seine Tochter Marine Le Pen, die 2017 die Stichwahl gegen Emmanuel Macron verloren hat, gemäßigter. Ihre Partei Rassemblement National steht für ein Frankreich, das den Franzosen gehört. Sozialpolitik, Arbeitskraft und Kultur für die Franzosen.

Le Pen zeigt sich immer noch zuwanderungs- und europafeindlich. Damit spricht sie all denen Franzosen aus dem Herzen, die sich benachteiligt fühlen aufgrund der zunehmenden Zuwanderung, die Angst haben vor sozialer Armut, vor der Erhöhung des Rentenalters, vor Arbeitslosigkeit. Emmanuel Macron steht hingegen für eine Strukturreform im eigenen Land, für eine Stabilität in der Innen- und Außenpolitik, er steht für ein starkes Europa, was ihm zuletzt zu viel Zuspruch verhalf.

Bei den europäischen arbeitenden Organisationen erhalten Macron, aber auch Yannick Jadot von den Grünen und Anne Hidalgo von der Sozialistischen Partei die besten Noten.

EU-Gegner und Befürworter liegen fast gleichauf

Die Kandidaten der rechts extremen Parteien werden jedoch gefürchtet. Bei den aktuellen Umfragen liegt der amtierende Staatschef mit 26,5 Prozent vor Marine Le Pen mit 23 Prozent. Gleich danach kommt mit 16,5 Prozent Jean-Luc Mélenchon von der linken Partei La France Insoumise (Unbeugsames Frankreich).

Aber auch er ist EU-Gegner und stellt sich gegen die Sozialpolitik von Macron. Zurückgefallen auf aktuell neun Prozent ist der rechtsextreme Eric Zemmour. „Für meine Partei Les Républicains sieht es nicht gut aus für den ersten Wahlgang am Sonntag“, sagte Frédéric Reiss, Député in der Nationalversammlung, aus Wissembourg. Seine Hoffnungen ruhen nun auf die Parlamentswahlen im Juli dieses Jahres.

„Es bleibt spannend, und ich weiß noch nicht, ob ich wählen gehe“, sagte ein 60-Jähriger aus Roeschwoog. Normalerweise wähle er links, doch in diesem Jahr wolle er wohl Macron seine Stimme geben, um Marine Le Pen zu verhindern.

Plakat in Roeschwoog.
Plakat in Roeschwoog.
x