Donnersbergkreis Glück für Pech-Vögel

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Wer einen Singvogel verletzt findet, weiß häufig nicht, wohin damit. Im Donnersbergkreis nimmt seit langem Annelie Hellwig aus Gauersheim solche kleinen Pech-Vögel unter ihre Fittiche. Nun aber muss sie selbst aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten und benötigt Helfer, die wie sie selbst gerne Vögel pflegen möchten, um auch auf diese Weise einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten.

Wie schön ist es doch an einem sonnigen Frühlingsmorgen, auf dem Balkon zu sitzen und dem Vogelgezwitscher zuzuhören. Noch können wir dies genießen. Doch wie lange noch? Eine Bekannte, die in die USA ausgewandert ist und im Frühjahr für eine Woche am Donnersberg zu Besuch war, setzte sich mit Freuden auf den Balkon, um dem regen Gezwitscher der Vögel zu lauschen – in der neuen Heimat hat sie dazu keine Möglichkeit mehr. Annelie Hellwig ist die Einzige im Donnersbergkreis, die sich der Rettung verletzter Singvögel und anderer kleiner Vogelarten widmet. „Die meisten Hauseigentümer möchten ihr Grundstück gepflastert oder mit einem ,Steingarten’ versehen. In der Landwirtschaft werden häufig durch das Benutzen von Pestiziden Insekten dezimiert. Dadurch entzieht man unseren heimischen Singvögeln die Lebensgrundlage“, erläutert Annelie Hellwig einige Gründe für den Rückgang der Vogelpopulationen. „Da das Gras in den Dorfgegenden sehr kurz gehalten wird, nimmt man hauptsächlich den wunderschönen Finken die Nahrung. Diese ernähren sich hauptsächlich von Gras und Unkrautsamen“, erklärt sie weiter. Sie selbst kümmert sich nun schon seit 2008 um etwa 100 Vögel jährlich. Im Eigenheim, das sie gemeinsam mit ihrer Schwester Brigitte Hellwig gemeinsam bewohnt, hat sie ein Zimmer eigens für die Vogelpflege eingerichtet. „Mit den Jahren und den verschiedenen Vogelarten kamen immer mehr ,Anbauten’ für die Bedürfnisse der Vögel dazu“, sagt sie mit Verweis auf Holztreppchen und diverse Käfige. An einige ihrer Patienten erinnert sie sich immer wieder gerne. So hatte sie einen Eichelhäher, der nur noch hüpfen konnte, da die Federn an den Flügeln zerstört waren. Als sie ihn dann entlassen hatte, erhielt sie nach einiger Zeit einen Anruf vom Jäger aus der Nachbarschaft. Dieser fragte schmunzelnd, ob sie in letzter Zeit einen Eichelhäher gepflegt hätte. Schließlich sitze der Vogel nun bei ihm auf der Couch und schlafe. Außerdem hat sie neben einigen Tauben und Finken einen Star als Dauergast. Er ist nicht mehr in der Lage, sich selbst zu versorgen, muss mit einem Becher voll Insekten und Maden gefüttert werden. Der Vogel hatte im Sommer einen Sonnenstich erlitten, der sein Gehirn irreparabel schädigte. Er liebt seine Annelie so sehr, dass er Schwester Brigitte mit dem Liedchen „Hänschen klein“ nach seiner guten Seele fragt, wenn die gerade mal nicht da ist. Denn Annelie Hellwig pfeift diese Melodie häufig im Zimmer vor sich hin. Unterstützung erhält Annelie Hellwig vom Nabu Donnersberg, der die Kosten für die Insekten übernimmt. Keine Kleinigkeit, denn man könne mit etwa 1000 Euro bei 100 Vögeln pro Jahr rechnen, erzählt die Vogelfreundin. Tierarztkosten sind natürlich auch ein Thema. Gerhard Lommel, Tierarzt in Winnweiler, ist da immer gerne behilflich, versorgt seit Jahren kostenlos die verletzten Vögel im Donnersbergkreis. Er selbst hat die allergrößte Hochachtung vor der Arbeit, die Annelie Hellwig macht. „Dafür muss man ein Händchen haben, und sie hat es.“ „Die Arbeit ist zeitintensiv. Man kann sich aber auch nur auf bestimmte Vogelarten spezialisieren. Zum Beispiel nur auf Mauersegler. Zwei Monate Intensivpflege, aber den Rest des Jahres hat man dann Ruhe“, erzählt Hellwig über ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Falls jemand auf den Geschmack gekommen ist und gerne selbst mehr wissen oder sogar helfen möchte, für den ist Anneliese Hellwig die richtige Ansprechpartnerin. Auf der Homepage des Nabu Donnersberg erfährt man aber auch Wissenswertes über „Gärtnern für die Vögel“. Info Annelie Hellwig ist unter der Telefonnummer 06355 421 zu erreichen, der Nabu Donnersbergkreis im Internet unter www.nabu-donnersberg.de.

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