Donnersbergkreis Humba-Lied auf rotem Sand

Obermoschel. Uneinholbar! Die SG Nordpfalz ist frischer Meister der B-Klasse Bad Kreuznach West. Ganze drei Spieltage vor Ablauffrist. Das 4:1 (3:1) über eine harmlose SG Alsenztal II – gleichzeitig direkter Verfolger und heißester Kandidat auf die Relegation – brachte der SGN einen 14-Punkte-Vorsprung. Natürlich war der Titel nur eine Frage der Zeit. Dass er allerdings gleich nach dem Gipfel-Derby erreicht wurde, ist die Krönung einer monatelangen Dominanz.

Hinter Julian Aff wurde gerade laut das Humba-Lied angestimmt, da zog er erst einmal kräftig am Stein Pils. Feierlust. Als seine Kollegen in der roten Asche saßen, wild mit den Armen ruderten, der Sekt spritzte, da musste sich der Stoßstürmer für eine nüchterne Analyse zusammenreißen. Lieber hätte er mitgesungen, das sah man ihm an. Klar. Wer Meister wird, vor allem im Derby zweier alter Rivalen, will Gas geben. Mit der Stimme und am Glas. „Die Tabelle ist selbsterklärend“, betonte Aff mit einem Wink auf das 14-Punkte-Polster seiner SG Nordpfalz, bei drei ausstehenden Partien. „Es ist schön, dass es so gelaufen ist. Da können wir es die nächsten Wochen etwas ruhiger angehen lassen“, lachte er. Mit einem Traumtor hatte Aff, in der Offensive ein Kraftpaket, die Meisterfete in Gang gebracht: Er war durchgestartet, nahm die Kugel einmal mit, versenkte seinen rechten Hammer trocken im langen Winkel (11.). Gnadenlos. Ein erstes Zeichen, dass die SGN für keine halben Sachen bereit war. Wenige Meter abseits des Stürmers, außerhalb des feierwütigen Pulks, genoss Markus Braden für sich den triumphalen Moment der Ruhe. Nass war er. Von oben bis unten, durchnässt vom Perlwein. Das klebrige Zeug lief ihm den Sieben-Tag-Bart runter. Es roch nach Feuerwerk, und Braden lächelte. „Die Jungs wussten, dass sie heute die Tür schließen und dicht machen können. Das war auf jeden Fall der Wille“, zementierte der Meistermacher und schob nach: „Der kleine Haufen war die ganze Saison immer füreinander da.“ Zukünftig wird in Obermoschel und Hallgarten A-Klasse-Fußball zelebriert. Premiere für die SG Nordpfalz. Wegen mittelalterlicher Marktrechte darf sich Obermoschel ja bekanntlich Stadt nennen. Die kleinste der Pfalz wohlgemerkt, mit knapp 1100 Bürgern. Gestern Mittag hätte man meinen können, die halbe „Stadt“ wäre auf dem Landsberg. Relegationsgefühle mit gut 300 Fans. Alles bereitet für ein hitziges, emotionsgeladenes Spitzenderby – nur leider zog Konkurrent SG Alsenztal nicht so richtig mit. „Aus der Rivalität heraus wollten wir Nordpfalz die Meistersause vermiesen. Das ist nicht aufgegangen“, sagte Maximilian Bauer, Trainer der SGA. Er gratulierte fair, seine Offiziellen übergaben prompt Alkoholpräsente. Der Tabellenzweite war gestern einfach nicht in der Lage, der SGN gefährlich zu werden. „Wir hatten keine schlagkräftige Truppe die letzte Zeit. Wir wollten motiviert und mutig aufspielen. Das haben wir nicht hingekriegt“, so Bauer. Ein Aufbäumen: Markus Porr köpfte eine Halbfeld-Flanke zum 1:1 ein (28.). Die erste Strafraumaktion der Gäste überhaupt, nach einem Drittel des Spiels. Vielsagend. Da roch die SGA II Lunte – vergaß aber das konsequente Vorpeitschen. Als Aff weiterleitete auf Kevin Braden, spitzelte der das 2:1 (36.). Mit dem Halbzeitpfiff bediente sich Porr kurz vor der Torlinie seiner Hand, den Strafstoß verwandelte wiederum Braden (45.). Und zu guter Letzt ballerte Joker Maurice Wilhelm ansatzlos an Keeper Christian Koch vorbei (83.). 4:1. Die SGN konterte eiskalt. Nicht mehr, nicht weniger. „Wir waren griffiger“, lobte Aff die Meister-Elf. Trainer Markus Braden: „Wir hatten über weite Strecken massive Verletzungsprobleme. Durch unsere Siegesserie haben wir die kaschiert. Das haben sich die Jungs verdient.“ Für die SGA ging es gestern nicht darum, theoretische Chancen zu wahren, die SGN noch einzufangen. Es ging und geht darum, Platz zwei zu verteidigen. „In dem Moment jetzt ist es bitter, weil wir eine super Runde spielen“, erklärte Bauer. Auf zwei Punkte ist der Vorsprung auf Meddersheim geschmolzen. Der Endspurt wird zum Nervenspiel. So spielten sie SG Nordpfalz: Jost - Billenstein, Simon (88. Kerch), Gillmann, Philipp Hahn - Seiss, Glass - Jannik Hahn, Klemenz (55. Wilhelm), Kevin Braden - Aff (84. Frick) SG Alsenztal II: Koch - Kreischer, Wendling, Porr, Weber - Nenninger (79. Gaudlitz), Mannweiler - Rauch, Rahn, Simon (68. Azzarone) - Zinser Tore: 1:0 Aff (11.), 1:1 Porr (28.), 2:1 Kevin Braden (36.), 3:1 Kevin Braden (45., Handelfmeter), 4:1 Wilhelm (83.) - Gelbe Karten: Glass - Nenninger, Porr - Rote Karte: Zinser (77., unsportliches Verhalten) - Beste Spieler: Aff, Kevin Braden, Philipp Hahn - Zuschauer: 310 - Schiedsrichter: Smith (Wendelsheim).

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