Hagenbach Faurecia: Mit IG Metall 34 Millionen Euro für Sozialplan vereinbart

Die Warnstreiks zeigten Wirkung: Faurecia zahlt 34 Millionen Euro für einen Sozialplan. Unser Foto zeigt eine Protestdemo in Lan
Die Warnstreiks zeigten Wirkung: Faurecia zahlt 34 Millionen Euro für einen Sozialplan. Unser Foto zeigt eine Protestdemo in Landau, wo verhandelt wurde.

Die Auseinandersetzung um die Teilschließung des Faurecia-Standorts ist beendet. 172 Stellen werden gestrichen. Viele Details sind noch offen, aber einiges steht bereits fest.

Der Kampf um die Zukunft der Arbeitnehmer ist vorbei: IG Metall und der Automobilzulieferer Faurecia haben für den Standort Hagenbach vereinbart, dass der Topf für einen Sozialplan mit 34 Millionen Euro gefüllt sein wird. Das betrifft derzeit noch 144 Beschäftigte, so Harald Lange, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Landau. 28 der 172 Mitarbeiter, die Anfang Oktober erfahren haben, dass ihnen ab 1. Mai gekündigt werden soll, seien mittlerweile in Rente oder hätten gekündigt.

Ihr Ziel, Arbeitsplätze zu erhalten, ha die IG Metall nicht ereicht. Dafür fehlen am Ende die Mitspracherechte.
Ihr Ziel, Arbeitsplätze zu erhalten, ha die IG Metall nicht ereicht. Dafür fehlen am Ende die Mitspracherechte.

Geld wird nicht mit der Gießkanne verteilt

Die Diskussionen und Verhandlungen werden aber weiter gehen: Die Details des Sozialplans stehen noch nicht fest. Das Geld – pro Kopf 236.000 Euro – könne nicht mit der Gießkanne verteilt werden, stellt Lange klar: „Wir haben eine große Spreizung bei den Einkommen und wir haben eine große Spreizung bei der Betriebszugehörigkeit.“

Betriebsräte dürfen zu oft nur mitreden, wenn die Entscheidungen bereits feststehen.
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Faurecia-Sozialplan: Mehr Mitsprache für Bürger

Einig seien sich beide Seiten über zwei Punkte, so Lange:

– Es soll Optionen für die rentennahen Jahrgänge geben. „Sie werden keine großen materiellen Verluste erleiden“, erwartet Lange.

– Es wird über 12 Monate eine Transfer-Gesellschaft geben. Das bedeutet für die Beschäftigten, dass sie ein Jahr Zeit haben, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen oder sich vorher noch fortzubilden – „ohne arbeitslos zu werden“, so Lange.

Arbeitsmarkt im Automobilsektor eher rückläufig

Zu den Chancen der Gekündigten auf dem Arbeitsmarkt gibt Lange eine eher vorsichtige Einschätzung. In der Automobil-Branche – Zulieferer und Produzenten – sei „aktuell der Arbeitsmarkt eher rückläufig“. Eine Prognose sei aber schwierig. Denn viele der Faurecia-Beschäftigten seien hoch spezialisierte Ingenieure, da komme es auf den Einzelfall an. „Oft gibt es auch Angebote, aber aus Unternehmen ohne Betriebsrat und Tarifbindung“, so Lange: „Das bedeutet dann Einkommensverluste von rund einem Drittel.“

Diese symbolische Aktion war im Herbst der Auftakt der Proteste: Jedes Kreuz steht für einen gestrichenen Arbeitsplatz.
Diese symbolische Aktion war im Herbst der Auftakt der Proteste: Jedes Kreuz steht für einen gestrichenen Arbeitsplatz.

Gescheitert sind Betriebsrat und Gewerkschaft mit ihrem Versuch, wenigstens 75 der 172 Arbeitsplätze zu retten. „Hier haben wir am Ende kein Mitspracherecht“, bedauert der IG-Metaller Lange: „Wir können reden und Vorschläge machen, aber am Ende ist es eine unternehmerische Entscheidung.“

Die Faurecia Innenraum Systeme GmbH hatte Anfang Oktober mitgeteilt, bis Mitte 2024 172 von rund 350 Arbeitsplätzen in Hagenbach abbauen zu wollen.Die Rede war von einer Verlagerung ganzer Abteilungen nach Spanien und Indien.

Faurecia: Konstruktive Verhandlungen

Faurecia will das erreichte Ergebnis nicht kommentieren. „Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der IG Metall dauern noch an und werden konstruktiv und in vertraulicher Weise geführt“, so eine Sprecherin. Über das Ergebnis und die Umsetzung der Maßnahme könne erst nach Abschluss der Verhandlungen berichtet werden.

Fragen zur Zukunft des Standortes Hagenbach und dem Stand der Umstrukturierung will Faurecia derzeit ebenfalls nicht beantworten. Damit bleibt auch offen, wie die frei werdenden Räumlichkeiten künftig genutzt werden sollen.

2022 hat Faurecia für 4 Milliarden Euro den deutschen Lichtspezialisten Hella übernommen; seitdem firmieren beide unter einem Dach mit dem Namen Forvia. Der neue Großkonzern gilt als der siebtgrößte Automobilzulieferer weltweit. Forvia hat rund 150.000 Beschäftigte. In Hagenbach werden unter anderem Innenraumsysteme wie Frontkonsolen („Armaturenbrett“) entwickelt.

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