Vor der Wahl Landratskandidat Martin Brandl: „Ein ,Weiter so’ wird es nicht geben“

Martin Brandl (CDU)
Martin Brandl (CDU)

Seit 2001 stellt die CDU den Landrat im Kreis. Martin Brandl will dafür sorgen, dass das so bleibt. Die großen Zukunftsaufgaben wie Verbesserung der Finanzen, Behebung des Ärztemangels sowie den Ausbau von Sicherheit und Katastrophenschutz will er mit neuen Ideen anpacken. Zudem soll die Verwaltung moderner werden.

Dass Martin Brandl den Wunsch hat, Landrat im Kreis Germersheim zu werden, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Es hat auch niemand überrascht, dass der Christdemokrat am Tag, nachdem Amtsinhaber und Parteifreund Fritz Brechtel ankündigte, den Sessel im Germersheimer Kreishaus am 30. November 2024 vorzeitig räumen zu wollen, seine Kandidatur bekannt gab. Brechtel sei ein guter Landrat, mit dem er freundschaftlich zusammenarbeite, betont Brandl, aber: „Ein ,Weiter so’ wird es mit mir nicht geben. Das geht auch gar nicht, die Zeiten haben sich geändert.“ Was in den letzten Jahrzehnten erfolgreich gewesen sei, funktioniere in sich immer schneller wandelnden Transformationsprozessen in der Zukunft vielleicht nicht mehr. Mit dem Slogan „Zusammen Zukunft schaffen“ wirbt Brandl auf Plakaten, Flyern und im Internet um die Wählergunst.

Im Landkreis und seinen politischen Gremien sollte sich aus Brandl bestens auskennen. 1981 in Kandel geboren ist der Rülzheimer bereits 1996 in die Junge Union eingetreten; seit 2000 ist er Mitglied der CDU und seit 2004 sitzt er im Kreistag. Von 2009 bis 2015 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender, seit 2015 führt er die CDU-Fraktion. 2009 zog Brandl erstmals in den Mainzer Landtag ein, seit 2016 ist er Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfaktion. Dabei hat für den 43-Jährigen die Kommunalpolitik nie an Bedeutung verloren. Er war lange Jahre im Gemeinderat Rülzheim und ist seit 2004 Mitglied des Verbandsgemeinderates Rülzheim.

„Landkreis hat Standortvorteile“

Kaum noch finanzielle Spielräume, nicht genehmigte Haushalte – über die beim Kreis angesiedelte Kommunalaufsicht häufen sich in jüngster Zeit die Beschwerden aus den Gemeinden. „Es gibt jede Menge Genehmigungsspielraum bei der Kommunalaufsicht und den muss man ausschöpfen“, sagt Brandl. Man dürfe die Kommunen nicht allein lassen. Dass es keinen genehmigten Haushalt gebe, könne nicht die Regel, sondern müsse die absolute Ausnahme sein: „Nur wenn es keine sichtbare Entwicklung gibt.“

Um die finanzielle Situation zu verbessern, setzt Brandl auf die ökonomische Entwicklung der Region. „Ich will die Wirtschaftsförderung ausbauen – zielorientiert, effektiv und

im Sinne einer Diversifizierung unseres Wirtschaftsstandorts“, sagt Brandl, der BWL studiert hat und 8 Jahre bei dem Maschinenbauunternehmen Sew Eurodrive im Bereich Strategisches Marketing gearbeitet hat. Es gebe ein breites Angebot an Arbeitsplätzen, der Landkreis habe einige Standortvorteile. Als Landrat wolle er Bürokratie abbauen. „Wir müssen Genehmigungsverfahren entschlacken und damit verkürzen“, so Brandl, der auf die voranschreitende Digitalisierung setzt.

Verwaltung: Bürgerservice verbessern

Die soll auch helfen, den Bürgerservice zu verbessern. „Die Zeit ist reif für eine umfassende Modernisierung der Kreisverwaltung – ich denke da an Digitalisierung einschließlich KI, Service und ein Bürgerbüro beim Landrat“, beschreibt Brandl eines seiner Ziele. Das Bürgerbüro soll eine Anlaufstellen für Fragen und Beschwerden sein und in die Verwaltung hineinwirken. Jeder Bürger, der sich an die Kreisverwaltung wende, müsse eine verlässliche und schnelle Antwort erhalten.

Dem Vater von drei Kindern sind die Sorgen und Nöte von Eltern beim Thema Bildung naturgemäß nicht fremd. Mit bald drei Gymnasien, vier Integrierten Gesamtschulen und dem beruflichen Gymnasium sei der Kreis gut aufgestellt. In den kommenden Jahren soll das Augenmerk verstärkt auf die Entwicklung der Realschule plus und der Berufsbildenden Schule gelegt werden. Aber auch das Angebot solle ausgebaut werden. Ganztagsbetreuung in Kita und Grundschule genieße hohe Priorität.

Kommunalen Vollzugsdienst etablieren

Ärztemangel und Pflegenotstand sind Schlagwörter, die in aller Munde sind auch. Auch im Kreis Germersheim könnte sich die Situation in den nächsten Jahren verschärfen. „Wir müssen alles, was in unserer Macht steht für eine wohnortnahe medizinische Versorgung und Pflege tun“, betont Brandl. Eine Idee dabei ist, zur mittelfristigen Stärkung der ärztlichen Versorgung Stipendien an Medizinstudenten zu vergeben. Diese müssen sich dazu verpflichten, nach bestandener Prüfung einige Jahre im Kreis zu arbeiten. In dieser Frage will Brandl eng mit den Städten und Verbandsgemeinden zusammenarbeiten.

Sicherheit und Katastrophenschutz spielen in der öffentlichen Wahrnehmung eine große Rolle. Auch bei Brandl, der die Freiwilligen Feuerwehren und Rettungsdienste weiter stärken will. Aber nicht nur das. „Ich will einen kreisweiten Kommunalen Vollzugsdienst etablieren, die Kräfte der Verbandsgemeinden bündeln und weitere beim Kreis ansiedeln“, kündigt der Christdemokrat an. Der soll etwa bei Festen oder Veranstaltungen zum Einsatz kommen, um das subjektive Sicherheitsempfinden zu verbessern. Im Kreistag soll zudem ein Ausschuss zum Katastrophenschutz eingerichtet werden.

Termin

Podiumsdiskussion mit den Landratskandidaten am Mittwoch, 15. Mai, 19 Uhr (Einlass 18.30 Uhr), Festhalle Wörth

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