Kreis Germersheim Ohne Spaghetti Bolognese geht es nicht

Germersheim

. Spannung liegt in der Luft und der Duft von Zwiebeln und anderem Gemüse, das in einer Pfanne mit Öl angeschwitzt wird. Zwischen den neun Schülerinnen, die Gemüse schneiden, einen Topf mit Wasser auf den Herd stellen oder Fische trockentupfen, steht Tim Mälzer, ruhig, lächelnd und gibt Tipps. Eine Reihe davor und einen Kopf größer als die restlichen Köche steht Tom Roßner, der Chefkoch der „Bullerei“ in Hamburg, Mälzers Restaurant. Auch er geht den Schülerinnen zur Hand, zeigt ihnen, worauf sie achten müssen. Tim Mälzer kochte gestern Mittag mit neun Schülerinnen der Richard-von-Weizsäcker-Realschule in Germersheim. Grund war die Einweihung der neuen Schulküche, die die Schule beim Wettbewerb „Klasse, Kochen!“ gewonnen hatte. Über 270 Schulen nahmen 2013 am Wettbewerb teil. Mit ihrem Konzept „Netzwerk Gesunde Ernährung“, das maßgeblich von der Lehrerin Annette Siebert entwickelt wurde und von verschiedenen Partnern in der Region mitgetragen wird, setzte sich die Schule in der Finalrunde durch und gewann eine neue Schulküche von Nolte. Für die Bewerbung hatten sie unter anderem Gemüse aus der Region gekauft, daraus Babynahrung hergestellt und diese mit handelsüblicher Babynahrung verglichen. Mälzer, Roßner und Maren Schmitt-Nolte halfen bei der Zubereitung der Menüs mit Tipps und Tricks. „Wie willst Du die Zwiebel haben, in Ringen, Würfeln oder wie?“, fragt Mälzer, stellt sich an das Schneidebrett und schnippelt los. In kürzester Zeit landen kleine, gleichförmige Würfel auf dem Brett und danach in der Pfanne. Tom Roßner rührt schnell in einem Kochtopf Gemüse um, dann ist er auch schon wieder eine Reihe weiter und schüttet Nudeln ab. Natürlich bleibt auch Zeit für Schülerfragen. Eine lautet, „ohne was Tim Mälzer nicht leben könnte“? „Spaghetti Bolognese“, kommt es wie aus der Pistole geschossen und zur Freude der Schüler. Gestern hatte es den Anschein, dass der Fernsehkoch gerne aus dem Nähkästchen plauderte. Zu seinem Beruf als Koch sei er gekommen, weil er eigentlich Hoteldirektor werden wollte: „Ich wohne im Hotel, bekomme das Zimmer aufgeräumt und gereinigt, die Wäsche gemacht – das wäre ja wie bei Muttern, nur dass ich noch Geld verdiene“, zählte er seine Überlegungen auf. Letztlich habe er sich doch fürs Kochen entschieden. Selina, eine der Schülerinnen aus der achten Klasse, kann sich vorstellen, vielleicht einmal den Beruf Koch zu erlernen. „Nein, ich nicht“, erwidert ihre Mitschülerin Michelle sofort. Doch das Kochen an sich mache ihr Spaß und man lerne was, das man immer gebrauchen könne. „Kochen können wir alle“, sagte Tim Mälzer. „Der Prozess ist mir wichtig.“ Das Festhalten an einem Rezept sei dann nicht mehr so von Bedeutung. Das Ergebnis sei entscheidend. Profikoch Mälzer nimmt als Pate an dem bundesweiten Schulwettbewerb teil, weil ihm wichtig ist, dass Schüler ein Verständnis für gutes Essen entwickeln und sie lernen, „sich ausgewogen zu ernähren und das nicht nur im Schulleben, sondern auch darüber hinaus“. Dass das an der Richard-von-Weizsäcker-Realschule gut funktionierte, bewiesen die Schülerinnen. Unter anderem kochten sie aus den zuvor selbst eingekauften Zutaten eine Kürbissuppe und eine Gemüselasagne, es gab Spaghetti mit Spinat und Lachs, Schnitzel mit handgeschnitzten Pommes, Salate und Desserts. Und das alles in rund zwei Stunden. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen und die Schülerinnen waren sichtlich stolz und hungrig. Wie in einem Restaurant üblich, durfte das gemeinsame Mittagessen natürlich nicht fehlen. (wim)

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