Ulmet Hightech soll Rehkitze vorm Tod im Mäher bewahren

Mit einer Wärmebildkamera werden die Kitze aus der Luft entdeckt und von Helfern aus der Wiese getragen.
Mit einer Wärmebildkamera werden die Kitze aus der Luft entdeckt und von Helfern aus der Wiese getragen.

Sobald es trocken ist, gleiten wieder Kreiselmäher über die Wiesen. Deren Klingen fallen manchmal Rehkitze zum Opfer. Um sie zu retten, nutzen Jäger und Bauern Hightech.

389 Kitze konnten die Jäger der Kreisgruppe Kusel im vergangenen Jahr vor einem – möglichen – Tod im Mäher bewahren. Denn die jungen Rehe springen nicht etwa auf und flüchten, wenn sich ein Traktor nähert, sondern verkriechen sich im hohen Gras. Da hat ein Landwirt kaum eine Chance, die kleinen Geschöpfe zu erkennen, und die Begegnung eines Rehkitz' mit einem Mäher endet für das Tier oft tödlich oder mit schwersten Verletzungen.

Schon sei Jahrzehnten arbeiten Jäger und Landwirte deshalb bei der Mahd von Grassilage und Heu eng zusammen. Früher wurde die zu mähende Wiese am Vortag angemäht, also eine kleine Fläche drumherum abgemäht, und mit einem Hund durchstreift, um Rehe aufzuschrecken. Das sollte sie dazu bringen, sich über Nacht mit dem Kitz eine andere Bleibe zu suchen. Nun ist Hightech im Einsatz: Drohnen. Mit Hilfe von Wärmebildkameras lassen sich aus der Luft die zierlichen Tiere gut erkennen, die dann von Helfern vorsichtig aus der Wiese in Sicherheit getragen werden.

55 Einsatztage im vergangenen Jahr

Wie Kreisjagdmeister Bernd Klinck erzählt, sind Jens Klink und Erhard Kannegießer in der Kreisgruppe der Jäger für die Einsätze mit Flugdrohnen zuständig. 2023 hatten die Jäger gemeinsam mit Landwirten an 55 Einsatztagen auf gut 1900 Hektar Fläche 389 Rehkitze gerettet. Der Kreisgruppe stehen dafür neun Drohnen zur Verfügung, einige davon sind private Geräte von Jägern, sagt Bernd Klinck. Damit die Drohnen jetzt zur Erntezeit einsatzbereit sind, stelle die Kreisgruppe jährlich gut 2000 Euro zur Verfügung, zum Teil unterstützt von Spendern. Klinck zu den Drohnen: „Wir haben auch schon bei Personensuchen und der Suche nach einem vermissten Hund mitgeholfen.“

Laut Kreisjagdmeister ist das eine freiwillige Leistung der Jäger, keine Pflichtaufgabe. Doch die Jäger würden die Aufgabe gern übernehmen. Klinck: „Wenn man so ein Kitz sieht, nachdem es unter den Mäher geraten ist, das muss einem nachgehen. Sonst ist man kein Jäger, sondern ein Killer.“ Wie viele Kitze im Jahr so sterben, werde in keiner Statistik erfasst. Klinck ist froh, dass ein Großteil der Landwirte von dem Angebot Gebrauch macht, etliche Jagdpächter seien darüber hinaus ebenfalls mit der Drohne in ihrem Revier unterwegs.

Viele freiwillige Helfer packen mit an

Wer die Kitzrettung der Kreisgruppe Kusel der Jäger nutzen möchte, kann sich an Jens Klink wenden. Der stellvertretende Kreisjagdmeister ist für den Norden des Landkreises zuständig und telefonisch unter 0171 7406569 zu erreichen. Im Süden hat Erhard Kannengießer die Organisation übernommen, Telefon 0176 41943507. Die beiden koordinieren die Drohnen-Einsätze, bei denen stets viele freiwillige Helfer mitanpacken.

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