Vor der Wahl RHEINPFALZ-Podium: Kommunalpolitiker stellen sich Schülerfragen
Donnerstag, kurz vor 11 Uhr. Noch sind die Stühle in der Mensa des Kuseler Siebenpfeiffer-Gymnasiums leer, das Podium jedoch füllt sich allmählich. Nach und nach treffen die geladenen Spitzenkandidaten und Vertreter von Parteien und Gruppierungen für die Kuseler Kreistagswahl ein. Es wird sich begrüßt, sich ausgetauscht, sich auf den Plätzen auf dem Podium eingefunden.
Denn wo sonst gegessen, manchmal auch gepaukt und für eine kurze Zeit im Jahr Abitur geschrieben wird, soll heute politisch diskutiert werden. Die RHEINPFALZ hat zu einer Podiumsveranstaltung Vertreter der sieben für den Kuseler Kreistag kandidierenden politischen Gruppierungen eingeladen, die sich den Fragen der Oberstufenschüler stellen. Eine wesentliche Rolle sollten, wie sich später zeigt, vier Aspekte spielen:
- die Finanznot, unter der der Landkreis leidet
- die teils notgedrungene Abwanderung junger Menschen
- die ausufernde Bürokratie und
- die Kosten für den Erwerb des Führerscheins
Martinique Alissa Sommer und Erik Sebastian Klumpp sowie Patricia Pantea und Lena Molitor aus den Sozialkunde-Leistungskursen der MSS 12 und 11 haben sich auf die Veranstaltung akribisch vorbereitet. Sie fühlen an diesem Donnerstag den Kandidaten mit ihren Fragen auf den Zahn, die sie stellvertretend für ihre Mitschüler an das Podium richten. Die Fragen hatten die Schüler zuvor in den Kursen mit ihren Lehrerinnen Julia Bayer und Britta Johann erarbeitet, sich in einem Vorgespräch mit den beiden RHEINPFALZ-Redakteuren Andreas Sebald und Michelle Pfeifer dazu abgestimmt.
Fragen zu vier Themenbereichen
Schnell noch werden Namensschilder an den Tischen befestigt, Kaffeetassen und Wassergläser gefüllt, dann springt auch schon die Tür auf. Die Oberstufenschüler strömen in die Mensa – vorbei an den drei Wahlurnen, die sich am Eingang befinden. Schließlich soll an diesem Tag nicht nur diskutiert und die Kandidaten mit Fragen zu verschiedenen Themen auf Herz und Nieren geprüft werden, die rund 120 Oberstufenschüler dürfen nach der Runde auch ihr Votum abgeben: Wie hätten sie sich entschieden, wenn heute Kreistagswahl wäre?
Doch zunächst stellen sich die sieben Kommunalpolitiker auf dem Podium vor. Den Anfang macht Christine Fauß von den Grünen: 60 Jahre alt, verheiratet, zwei erwachsene Kinder, erzählt die Betriebsfachwirtin, die auf Listenplatz eins der Grünen für die Kreistagswahl kandidiert, zudem Co-Vorstandssprecherin des Kreisverbands ist. Politik und Tierschutz – das seien ihre beiden großen Ehrenämter. Sie freue sich auf die Fragen und auf eine spannende Diskussion, so die Vorsitzende des Kuseler Tierschutzvereins, die seit fünf Jahren im Kreistag sitzt.
Fast Lehrerin geworden
Weiter geht’s mit Thomas Danneck, der erst am Vorabend offiziell als Spitzenkandidat der Wählergruppe Danneck nominiert wurde: 64 Jahre, Pensionär, 36 Jahre lang Soldat, davon 33 Jahre auf dem Windhof, nennt der Rammelsbacher Ortsbürgermeister Eckdaten zu seiner Person. Er sei seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlich in der Politik tätig. Fast 25 Jahre habe er einer Partei (SPD) angehört, sei dort auf kein Gehör mehr gestoßen und habe sich dann gefragt: „Wie gehe ich weiter vor?“ Sich kommunalpolitisch für die Bürger einsetzen – das sei sein Ziel. „Wir wollen von der Parteipolitik weg, hin zur Sachpolitik“, sagt er.
Fast wäre sie einmal Lehrerin geworden, beginnt Pia Bockhorn-Tüzün von der SPD ihre Vorstellung. Die 40-Jährige arbeitet als psychosoziale Beraterin, steht auf der SPD-Liste ganz oben, ist zudem von ihrer Partei als Bürgermeisterkandidatin der Verbandsgemeinde Oberes Glantal nominiert. Mit 21 Jahren habe sie sich bereits kommunalpolitisch eingebracht. Engagement sei ihr schon immer wichtig gewesen, betont die Waldmohrerin, die keinen Hehl aus ihrer Anspannung macht. Schon in der Schule habe sie mitreden wollen, weshalb sie Klassensprecherin gewesen sei.
Es fehlt an Arbeitsplätzen im Kreis
Alwin Zimmer von der AfD ist der nächste: Der Heizungs- und Lüftungsanlagenbauer aus Altenkirchen hat schon in mehreren Bereichen gearbeitet, wie er erzählt: in der Krankenpflege, danach auch in der Medizintechnik. Zweimal verheiratet, 62 Jahre, Hundebesitzer, leidenschaftlicher FCK-Fan, beschreibt er sich weiter. Zur Politik habe er 2016 gefunden. „Viele meinen, es ist die falsche Partei. Ich meine das nicht“, sagt Zimmer, der Spitzenkandidat für den Kreistag ist. Er sei durch die Europapolitik zur AfD gekommen, habe über die Jahre die AfD im Kreis mit aufgebaut. „Die Kommunalpolitik lässt einem derzeit keine Ruhe“, so Zimmer.
Dann ergreift Margot Schillo von den Freien Wählern das Wort: „Ich brenne für die Kommunalpolitik“, sagt die Ortschefin von Herschweiler-Pettersheim, die auf Listenplatz zwei ihrer Partei hinter Helge Schwab steht. Der Landtagsabgeordnete befinde sich derzeit im Plenum in Mainz, könne deshalb nicht in Kusel dabei sein, informiert Margot Schillo. Seit 2014 engagiere sie sich in der Kommunalpolitik. 56 Jahre, verheiratet, drei erwachsene Töchter, die berufsbedingt die Region verlassen hätten, sagt sie und ergänzt: Die fehlenden Arbeitsplätze im Kreis seien ein Problem. Junge Menschen wanderten häufig ab. Daran müsse gearbeitet werden.
„Landesregierung interessiert sich für uns nicht“
Michael Groß von der FDP ist der nächste in der Reihe: 58 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, Neueinsteiger in der Politik, beschreibt er sich. Er sei schon lange Mitglied der Liberalen, beschäftige sich vor allem mit Wirtschaft. Vor 25 Jahren hat er in Medard das Unternehmen IGM mitgegründet. Dort werde sich unter anderem mit der Reduzierung des CO2-Ausstoßes („das geht uns alle an“) und Künstliche Intelligenz beschäftigt – Themen, die wichtig seien für die Zukunft. Es werde höchste Zeit, die Weichen für gute und interessante Arbeitsplätze für die Zukunft zu stellen, betont der IGM-Geschäftsführer, der für mehr Realpolitik und „deutlich klarere Ergebnisse“ plädiert.
Die Vorstellungsrunde schließt Sebastian Borger. Der 36-Jährige steht seit fünf Jahren an der Spitze der Kreis-CDU, ist Fraktionssprecher in der VG Kusel-Altenglan, beruflich als Richter tätig. Als Spitzenkandidat für die Kreistagswahl freue er sich, „die neuere Generation hoffentlich in den Kreistag zu bringen“. Sich für die Belange des ländlichen Raums einzusetzen, benennt er als klares Ziel und verweist auf die Themen Finanzen, wirtschaftliche Entwicklung und Digitalisierung. „Denn eins ist klar“, betont er. „Die Landesregierung interessiert sich für uns hier nicht. Dafür müssen wir uns einsetzen und das macht die CDU.“
Besonderes Format für die Abschlussrunde
„Es ist nicht selbstverständlich, dass so viele Politiker so eine kleine Schule besuchen“, begrüßte Erik Sebastian Klumpp, einer von vier Schüler-Moderatoren, die sieben Vertreter politischer Gruppierungen, die in den Kreistag streben. Sie stellten sich am Donnerstag Fragen zu vier Themen, die sich die Schüler vorab überlegt hatten: Finanzen, Verkehr, Bürokratie sowie Jugend.
Ein besonderes Format hatten sie sich für die Abschlussrunde ausgedacht: „Die Zunahme des Rechtsrucks ist auch im Kreis Kusel besorgniserregend“, „Windräder zerstören die Ästhetik der Landschaft“ – Aussagen wie diese mussten die Kommunalpolitiker allein mit Handzeichen beantworten: Daumen rauf oder Daumen runter.