St Julian Wahlkampfstart mit Spitzenkandidatin: Jutta Paulus mit der Draisine unterwegs

Die Jackenfarbe passend zur politischen Ausrichtung gewählt: Jutta Paulus, EU-Spitzenkandidatin der rheinland-pfälzischen Grünen
Die Jackenfarbe passend zur politischen Ausrichtung gewählt: Jutta Paulus, EU-Spitzenkandidatin der rheinland-pfälzischen Grünen, beim Zwischenstopp am Mehrgenerationenplatz in St. Julian.

„Erlebnis pur“ verspricht laut Tourist-Information die Draisinentour. Jutta Paulus, die rheinland-pfälzische Spitzenkandidatin der Grünen fürs Europaparlament konnte am Samstag dieses Erlebnis mit Wahlkampf verbinden.

Erster Halt der Konferenzdraisine ist – nach einer Stunde strampeln – St. Julian. Mit an Bord ist die Europaabgeordnete Jutta Paulus, die am Morgen aus Neustadt nach Altenglan angereist war. Paulus ist seit 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments. Ihre Wiederwahl gilt als sicher – ist sie doch auf der Kandidatenliste der Grünen von Platz elf auf neun vorgerückt. Dabei dürfte die Grünen-Delegation in Brüssel diesmal kleiner ausfallen als vor fünf Jahren – statt 21 würden es voraussichtlich nur noch 17 Sitze, räumt Paulus mit Blick auf die Umfragen ein. Gleichzeitig mit den Kommunalwahlen am 9. Juni steht auch die Wahl des Europaparlaments an.

Am Dilljer Haltepunkt herrscht am Samstagmittag bei bestem frühsommerlichem Wetter ordentlich Verkehr. Neben Radfahrern, die im Glantal geschwind unterwegs sind, macht ein Trupp von acht Jungmännern aus dem Schwarzwald auf seiner Tour einen Zwischenstopp, um sich mit Speis und vor allem Trank zu stärken.

Picknick-Atmosphäre beim Politik-Event

Als sich gerade zwei von ihnen zum Wildpinkeln in die Büsche schlagen wollen, ruft sie St. Julians erster Beigeordneter Thomas Wendland zur Ordnung. 50 Meter weiter gebe es eine öffentliche Toilette, die jeden Tag gereinigt werde, belehrt er die Clique – und hat damit Erfolg.

An dem frequentierten Ort beim Sportheim, wo sich die Draisinenstrecke und der Fußweg zum belebten Mehrgenerationenplatz kreuzen, hat sich eine Schar von Mitgliedern und Sympathisanten der Grünen eingefunden. Ein Infostand unter einem Zeltdach ist aufgebaut, auf dem grünen Klapptisch liegen Flyer und weiteres Werbematerial. In einer Sitzgruppe werden Kaffee und Wasser gereicht, Brötchen geschmiert – lockere Picknick-Atmosphäre liegt über dem politischen Event.

Rund 100 Wahlkampftermine

Jutta Paulus, die auf ihrem T-Shirt „Natur kennt keine Grenzen“ bekennt, wirkt ganz entspannt. Die letzte Sitzungswoche des Straßburger Parlaments vor der Europawahl liegt hinter ihr, rund 100 Wahlkampftermine wie Fahrradtouren, Moorspaziergänge, politische Frühschoppen und grüne Stammtische wird die Spitzenkandidatin der rheinland-pfälzischen Grünen bis zum 9. Juni bestreiten.

Nein, an dem Pharmapaket, das im EU-Parlament Mitte April angenommen wurde, hat die 56-jährige gelernte Pharmazeutin nicht federführend mitgewirkt. Der europäische Green Deal, mit dem die 27 EU-Staaten bis 2050 Klimaneutralität anstreben, ist zentrales Thema von Paulus, das sie im Umweltausschuss des Parlaments forciert hat.

Fachsimpeln über Raps an den Glantal-Hängen

Als dabei größten Erfolg verbucht sie die kürzlich gebilligte Methan-Verordnung, mit der die Freisetzung dieses Treibhausgases im Energiesektor gedrosselt werden soll. Am Zustandekommen dieser Regelung habe sie intensiv mitgewirkt. Auf der Haben-Seite verbucht sie auch das Renaturierungsgesetz, wonach 20 Prozent der Land- und Seefläche in der EU bis 2030 wieder naturnah werden sollen. Gescheitert sei hingegen das Pestizidgesetz, und die Umweltauflagen für die Landwirtschaft seien gelockert worden, bedauert die Politikerin.

Bevor auf der nächsten Etappe nach Lauterecken weitergestrampelt wird, findet „Jutta“, die von allen geduzt wird, noch reichlich Zeit zum Fachsimpeln. Etwa darüber, was nach der Rapsblüte, die an den Hängen des Glantals knallig gelb leuchtet, für die Bienen als Futter bleibt.

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