Kreis Kusel Zeitung als Teil eines Kunstwerks

Farbe erobert den Raum in der neuen Ausstellung der renommierten Galerie Wack in Kaiserslautern. Und das im doppelten Wortsinne. Einmal sind die Exponate farbstark, leben von kräftigen Tönen. Und dann loten sie auch noch in den Raum hinein, gewinnen plastische Qualitäten. Dies ist auch der Grund, warum die Reliefs von Istvan Haasz und die Papierarbeiten von Dirk Rausch so gut zusammenpassen.

Zunächst einmal sind Haasz, Jahrgang 1946 und Ungar, und Dirk Rausch, 1975 in Baumholder geboren, verschiedene Künstlerpersönlichkeiten mit unterschiedlichem historisch-kulturellen Hintergrund. Musste sich der eine noch mit einem totalitären System auseinandersetzen und erlebte als arrivierter Zeichner und Maler den Umbruch 1990/91, so war der andere damals im Teenageralter und wohl noch ziemlich am Anfang seiner künstlerischen Sozialisation.

Was sie eint, ist zunächst einmal die Vorliebe für konkrete Kunst. Weiter kennen sich die beiden schon länger, wurden aber unabhängig voreinander von der rührigen Kaiserslauterer Galeristin Sigrid Wack für ihr Programm entdeckt und erstmals zu einer Ausstellung eingeladen. Das Erstaunen auf allen drei Seiten war entsprechend groß, als man sich zu diesem Projekt verabredete und im Verlauf die gemeinsamen Anknüpfungspunkte feststellte.

Doch ganz abgesehen von den Rahmenbedingungen passt die Kunst des etablierten, erfahrenen Ungarn gut zu der des 39-jährigen Deutschen. Neben erwähntem Drang zur Farbe liegt dies im dreidimensionalen Wollen Haaszs, wie Rauschs begründet. Dass Ersterer mit seinen Wandreliefs die Fläche verlässt, liegt dabei nahe. Doch Papierarbeiten, die eine solche Plastizität wie manche der Rausch’schen Exponate entfalten, sind selten.

Der an der Saarbrücker Kunsthochschule ausgebildete und dort als Werkstattleiter wirkende Rausch bedient sich dabei vorrangig der Technik des Siebdrucks. Jedoch konterkariert er die Idee der Reproduktion, indem er immer nur einen Abzug von seinen Arbeiten herstellt.

Sie bestehen aus dem ausgewogenen Nebeneinander, vor allem aber auch der Schichtung von Farbfeldern, deren ausgefranste Ränder an den Duktus eines dicken Pinsels denken und Rauschs Verbundenheit zur Aquarellmalerei durchscheinen lassen. Taucht der Blick dabei ein in transparente Überlagerungen, so steigert Rausch diesen 3-D-Effekt noch, indem er in einigen Arbeiten eine weitere Farbschicht auf das Glas aufbringt. Mittels Abstandhalter zum Bildträger entsteht dabei diese erstaunliche Plastizität.

Zwei räumliche Hauptgestaltungsprinzipien zeigt Haaszs Werkgruppe, die in den letzten drei Jahren entstanden ist. Einmal lässt eine tektonische Schichtung die Anlage der geometrischen Elemente nachvollziehen. Andere Arbeiten verschleiern ihren Aufbau, dem Betrachter wölben sich die versetzten Ebenen nur an der Oberfläche entgegen. Die strenge Konkretion bricht auch der Ungar auf, vor allem, indem er den Untergrund seiner Werke - Zeitungsausschnitte, die er auf Spanplatten klebt - unter der gelben Farbe durchscheinen lässt. Aber auch die Binnenstruktur der collagenartig gestalteten Oberflächen, die durch Klebekanten entstehen, verleihen ihnen Leben, ebenso wie die unterschiedlichsten Tonwerte der Farbe Gelb.

Dass diese Farbe daneben das Spiel mit Licht und Schatten bestens unterstützt, ist für Haasz ebenso ein Grund, sie seit Anfang der 90er Jahre zu favorisieren, wie sie für den Ungar eine Nische bedeutet, einem Markenzeichen gleich. Blau sei eben schon besetzt gewesen, merkt der ehemalige Kunstdozent augenzwinkernd an.

Und so ist es nicht nur eine farbenfrohe, helle, sondern auch eine fröhliche Ausstellung in den drei Galerieräumen. Sie bringt dem Betrachter zwei Positionen konkreter Kunst nahe, die neben dem Spiel mit dem Raum auch mit der Strenge der Kunstrichtung unbeschwert umgehen. Prädikat: sehenswert!

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