Annweiler/Pfälzerwald Solarpark, Balkonkraftwerke und Co.: So will das Trifelsland klimaneutral werden

Solarparks in Waldnähe – das soll bald das Bild des Trifelslands prägen.
Solarparks in Waldnähe – das soll bald das Bild des Trifelslands prägen.

Bis 2040 will das Trifelsland klimaneutral sein. Um das erreichen zu können, muss in Sachen Energiewende auf die Tube gedrückt werden. Der geplante Solarpark bei Völkersweiler ist ein Meilenstein. Was ist sonst noch geplant?

Die Weichen sind gestellt. Zwischen Völkersweiler und Lug soll ein 5,7 Hektar großer Solarpark am Rande des Pfälzerwalds entstehen, mit dem jährlich rund sechs Millionen Kilowattstunden Öko-Strom erzeugt werden soll. Genug, um 1600 Vier-Personen-Haushalte versorgen zu können. Hinter dem Projekt steht die Energie Südpfalz, ein vor über zehn Jahren gegründeter Zusammenschluss der Energie Südwest aus Landau sowie der Werke von Annweiler, Bad Bergzabern, Herxheim und Offenbach, um den Ausbau erneuerbarer Energien in der Region voranzutreiben. 4,1 Millionen Euro will die Gesellschaft in die Photovoltaik-Freiflächenanlage stecken, für die sie Flächen der Ortsgemeinde pachtet.

Und Verbandsbürgermeister Christian Burkhart, der stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Energie Südpfalz ist, hat erfreuliche Nachrichten: Eventuell kann die Anlage schon in diesem Jahr fertiggestellt werden. Ursprünglich war Frühjahr 2025 für den Betriebsbeginn geplant. „Wir warten nur noch auf die Rückmeldung der EEG-Ausschreibung.“ Der Strom soll direkt ins Netz eingespeist werden, wofür die Gesellschaft eine feste Einspeisevergütung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz erhalten würde.

Das sind die größten Energieschlucker

Der große Solarpark wird der Klimabilanz der Verbandsgemeinde Annweiler einen satten Schub nach vorne geben. Aber es sind noch mehr Anstrengungen gefragt, um das politisch beschlossene Ziel erreichen zu können, bis 2040 klimaneutral zu sein. Dafür wird aktuell ein Klimaschutzkonzept erstellt, an dem sich die Bürger mit ihren Ideen beteiligen können. Am Donnerstag ist die Abschlussveranstaltung. Im Basisjahr 2019 – die Corona-Jahre wurden wegen ihrer fehlenden Aussagekraft nicht herangezogen – hatte das Trifelsland einen Gesamtverbrauch von 485.000 Megawattstunden, wovon acht Prozent auf Strom entfielen. Über den neuen Solarpark könnte bilanziell knapp ein Siebtel des Stromverbrauchs gedeckt werden.

Der größte Energieschlucker und damit auch CO2-Emittent ist mit 226.000 MWh der Verkehr gewesen. 47 Prozent des Verbrauchs gingen auf seine Kappe. Aber Jessica Scherer, die seit 2023 Klimaschutzmanagerin der Verbandsgemeinde ist, setzt große Hoffnung auf die zunehmende Verbreitung der E-Mobilität. „Wobei wir nicht denken, dass 2040 zu 100 Prozent E-Autos unterwegs sind. Wir gehen eher von 70 Prozent aus“, ergänzt Burkhart.

Nahwärmenetz mit Kartonfabrik?

Mit 45 Prozent am Gesamtverbrauch rangiert der Bereich Wärme gleich hinter dem Verkehr. Auch das Trifelsland setzt sich mit der gesetzlich geforderten Kommunalen Wärmeplanung auseinander. Für die Bürger interessant ist die Frage, ob ein kommunales Wärmenetz aufgebaut wird, an das ihre Haushalte angeschlossen werden können. In den kleinen Walddörfern sieht Burkhart aktuell keine Chance dafür, „aber eventuell für die Stadt Annweiler und große Verbraucher wie Schulen oder den Hohenstaufensaal“. Ein erstes Brainstorming zu dem Thema habe es bereits gegeben.

Auch mit der Buchmann-Kartonfabrik in Sarnstall, die seit einem Jahr zur Eifeler Weig-Gruppe gehört, sei schon über das Thema gesprochen worden, berichtet der Bürgermeister. „Die haben viel Abwärme, die man nutzen könnte.“ Die Unternehmen stünden einer solchen Einspeisung generell offen gegenüber. Problem sei aktuell allerdings das fehlende Netz dafür. „Ein solches aufzubauen, ist wirtschaftlich noch nicht tragbar“, sagt Burkhart. Aber die Technik entwickle sich. Das sehe man ja auch bei PV-Modulen und Windrädern, die heute auf gleicher Fläche deutlich höhere Leistungen erzielten als früher.

Zuschuss für Balkonkraftwerke stark nachgefragt

Um die Klimaziele zu erreichen, müssen alle mitziehen, das machen Scherer und Burkhart bewusst. Dafür stehe die Verbandsgemeinde den Bürgern als Berater zur Verfügung. Und deswegen will und muss sie auch mit gutem Beispiel vorangehen. Da spielt aktuell das Kipki-Förderprogramm den Kommunen in die Karten. Dank der Klimazuschüsse kann das Trifelsland Heizungen in öffentlichen Gebäuden erneuern, eine Regenwasserzisterne für die Markwardanlage beschaffen, am Silzer See einen Klimaweg anlegen und – für Privatleute wohl am wichtigsten – Förderungen für Balkonkraftwerke ausschütten. „Wir haben schon ganz viele Nachfragen“, freut sich Scherer über die Resonanz.

Gerade in Betrieb gegangen ist die neue Photovoltaikanlage auf dem Dach des Rathauses. Noch im Frühling soll auch im Trifelsland eine neue PV-Anlage an den Start gehen. 150.000 Kilowattstunden Sonnenstrom sollen die beiden Anlagen zusammen erzeugen. Doch größere Anlagen in der Fläche müssen folgen. Aufgrund der vielen Berg- und Waldlagen bleibt dem Trifelsland dafür allerdings nur begrenzt Platz: 70 Hektar laut der aktuellen Potenzialstudie. Und wenn es nach Burkhart geht, sollen die möglichen Flächen, so weit es geht, ausgeschöpft werden. „Wir planen mit 60 Anlagen zu je einem Megawatt Leistung.“

Ist Klimaziel bis 2040 erreichbar?

Und, wie zuversichtlich sind Scherer und Burkhart, dass das Trifelsland sein gestecktes Ziel schafft, bis 2040 CO2-neutral zu sein? „Es wird bestimmt tough“, meint die Klimaschutzmanagerin. „Aber es muss“, macht Burkhart deutlich. Wobei er den größten Risikofaktor in der Wirtschaftslage sieht. „Wir brauchen ein weiteres Wachstum, weil Klimaschutz nun mal Geld kostet.“ Und das ist gerade für die Waldgemeinden des Trifelslands, die aufgrund ihrer topografischen Lage keine neuen Gewerbeflächen ausweisen können, eine große Herausforderung.

Termin

Die Abschlussveranstaltung für die Erstellung des Klimaschutzkonzepts ist am Donnerstag, 2. Mai, 18 bis 20 Uhr, im VG-Rathaus, Meßplatz 1, in Annweiler. Die Klimaschutzmanagerin und das Planungsbüro werden über den aktuellen Stand informieren und Bürger können sich mit einbringen. Infos unter Telefon 06346 301139 oder per E-Mail an jscherer@annweiler.rlp.de.

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