Rodalben Hochwasser: So lief die Einsatzleitung des Landkreises

Am Katastrophenschutzzentrum des Landkreises in Rodalben werden Sandsäcke verladen, zeigt Landrätin Susanne Ganster.
Am Katastrophenschutzzentrum des Landkreises in Rodalben werden Sandsäcke verladen, zeigt Landrätin Susanne Ganster.

Der Landkreis Südwestpfalz wurde durch das Hochwasser stark getroffen. Die Fäden der Einsatzleitung liefen im Katastrophenschutzzentrum in Rodalben zusammen.

Am Freitagabend herrscht im Katastrophenschutzzentrum des Landkreises Südwestpfalz in der Lindersbachstraße in Rodalben Hochbetrieb. Alle Parkplätze sind belegt, Feuerwehrautos fahren ein und aus, ein großer Lkw, beladen mit Sandsäcken, hält auf dem Hof: Der Landkreis hat die Einsatzlage für das Hochwasserereignis übernommen. Von Rodalben aus werden die Einsätze in den sieben Verbandsgemeinden des Landkreises koordiniert.

Die Einsatzleitung ist in einem speziellen Fahrzeug untergebracht.
Die Einsatzleitung ist in einem speziellen Fahrzeug untergebracht.

Die Einsatzleitung ist in einem speziellen Fahrzeug untergebracht, an den Wänden hängen Bildschirme, auf denen die Pegelstände zu sehen sind, die die Hochwasservorhersagezentrale des Landes Rheinland-Pfalz regelmäßig aktualisiert. Das Fahrzeug steht in einer großen Halle, in der weitere Tische aufgebaut sind, an denen unermüdlich gearbeitet wird. Ein Whiteboard zeigt an, wie viele Einsätze gerade wo laufen. In einem Warmhaltebehälter steht Essen, Getränkekisten stehen bereit.

Sandsäcke verladen

Regelmäßig finden Videokonferenzen mit dem Land, den Wehrleitern der Verbandsgemeinden und den Bürgermeistern statt, erklärt Landrätin Susanne Ganster. Während im Innern der Halle der Einsatz koordiniert wird, werden draußen auf dem Hof Sandsäcke verladen und in die betroffenen Gebiete gebracht. Bis Samstagabend werden es über 20.000 Stück sein.

Ein Teil der Sandsäcke stammt aus Germersheim, ein Gabelstapler lädt am Freitag die voll befüllten Säcke ab und hebt sie in den Abrollbehälter Logistik des Landkreises Südwestpfalz. Aus Germersheim kommen auch zehn Boote, die über Nacht in Rodalben stehen, sollten sie gebraucht werden. „Wir wollten sie in der Hinterhand haben“, so Ganster. Hilfe kommt von den Wehren im Umkreis, unter anderem unterstützen die Feuerwehren Annweiler und Landau.

Mobiles Hochwasserbarrieresystem im Einsatz

Am Abend und in der Nacht zu Samstag spitzt sich die Lage immer weiter zu, in Thaleischweiler-Fröschen etwa steht die Uferstraße unter Wasser und ein Altersheim in der Nähe ist von den Wassermassen bedroht. Hier wird das mobile Hochwasserbarrieresystem des Landkreises zum ersten Mal in der Realität eingesetzt. Mit Erfolg, wie sich am Samstag zeigt. „Das ist wirklich Gold wert“, resümiert die Landrätin. Ein Wassereintritt ins Gebäude konnte verhindert werden.

In Rodalben hat sich über Nacht eine kritische Lage entwickelt, dort dringt Wasser in das Wasserwerk der Stadt Pirmasens. Seit nachts um vier laufen dort die Pumpen, der Langenbach, der hinter dem Wasserwerk aus einem Rohr tritt, hatte die Bahnschienen und das Gelände des Wasserwerks überflutet.

Einsatzleitung für sechs VGs abgegeben

Samstag morgen um neun liefen 38 Einsätze, eine Zahl, die jedoch absolut dynamisch sei, erklärt Ganster. Das Gespräch findet in einem speziellen Container auf dem Gelände des Katastrophenschutzzentrums statt, dem Abrollbehälter-Aufenthalt. Auf dem Hof werden Behälter mit Anglerhosen und Schmutzwasserschläuchen verladen. Die Einsatzleitung lief die ganze Nacht durch, bis auf drei Stunden sei sie vor Ort gewesen, erzählt die Landrätin auf Nachfrage.

Am Katastrophenschutzzentrum herrscht Hochbetrieb: Fahrzeuge kommen und gehen.
Am Katastrophenschutzzentrum herrscht Hochbetrieb: Fahrzeuge kommen und gehen.

Bis zum Vormittag hatte sich die Lage in vier Verbandsgemeinden relativ beruhigt: in den VGs Hauenstein, Rodalben, dem Dahner Felsenland und der VG Pirmasens-Land, zählte Ganster auf. Ein Einsatzgeschehen mit höherem Niveau verzeichneten zu diesem Zeitpunkt noch die Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben, in der s ein 100-jähriges Hochwasserereignis gab. „Das war in dieser Höhe nicht vorhergesagt“, schildert Ganster. Auch die VG Waldfischbach-Burgalben war hart getroffen. Dennoch hatte sich die Lage bis Samstag in diesen sechs VGs soweit stabilisiert, dass der Landkreis die Einsatzleitung am Samstagmorgen wieder abgab.

Einsatz Samstagabend 18 Uhr beendet

Anders sah dies in der VG Zweibrücken-Land aus, vor allem die Lage in Hornbach, Althornbach und Contwig sei kritisch. Der Pegelstand in Contwig gab dabei Anlass zur Sorge – er stieg bereits am Morgen deutlich höher, als prognostiziert, der Höhepunkt sollte erst am Nachmittag erreicht werden.

Das mobile Hochwasserbarrieresystem des Landkreises ist zum ersten Mal im Einsatz.
Das mobile Hochwasserbarrieresystem des Landkreises ist zum ersten Mal im Einsatz.

Der Landkreis gab die Einsatzleitung schließlich am Samstagabend um 18 Uhr ab, die Landrätin bedankte sich per Video bei allen Helferinnen und Helfern. Bereits am Morgen hatte sie resümiert: „Wir können die Pegelstände nicht verhindern, aber der Landkreis war in der Lage, die Bevölkerung adäquat zu warnen und zu schützen sowie die Maßnahmen rechtzeitig einzuleiten, dass niemand körperlich zu Schaden kam.“

Über die Einsätze rund um das Hochwasser informieren wir in unserem Liveblog.

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