Hornbach Interview mit Reiner Hohn zum 75. Geburtstag

Reiner Hohn aus Hornbach feiert am 15. Juni seinen 75. Geburtstag.
Reiner Hohn aus Hornbach feiert am 15. Juni seinen 75. Geburtstag.

Reiner Hohn aus Hornbach ist Besitzer einer Kakteenplantage auf Teneriffa und Stadtbürgermeister, war Landtagsmitglied für die FDP und Musikproduzent.

Herr Hohn, Sie werden am 15. Juni 75, sind seit 1957 in Hornbach, geboren in Tilleda in Sachsen-Anhalt und gefühlt seit 1728 Hornbacher Stadtbürgermeister.
Seit 1944! (lacht) Es hat Spaß gemacht, wenn man in einer Gemeinde wohnt und die Möglichkeit hat, das Leben hier mitzugestalten. Über 40 Jahre hatten wir im Stadtrat ein gutes Miteinander, und das war zumindest zum Teil erfolgreich. Im Mai 2024 sind Neuwahlen, da trete ich nicht mehr an. Wer dann kandidiert, weiß ich nicht.

Sie sind ein sehr politischer Mensch und nehmen kein Blatt vor den Mund. Sie züchten Kakteen und können auch mal stechen, wie man bei der Aufkündigung der Großen Koalition im Kreistag gesehen hat…
... wobei ich da niemanden persönlich beleidigt habe! Ich habe nur klipp und klar meine Meinung gesagt. Dafür bin ich bekannt.

Wie hat sich das politische Miteinander im Laufe der Jahre verändert, auch nach dem Tod Ihres engen Freundes Kurt Pirmann?
Man muss sich natürlich politisch aneinander gewöhnen. Als ich 1989 meine erste Verbandsgemeinderatssitzung erlebt hatte, als Karl Agne noch Verbandsbürgermeister war, habe ich einen Antrag gestellt und Argumente zum Haushalt vorgetragen. Dann hat Kurt Pirmann nach drei Sätzen einen Antrag zur Geschäftsordnung gestellt, da musste ich ruhig sein. Beim Kreisrechtsausschuss haben wir Widerspruch eingelegt. Alle meine Anträge wurden zwar dann wieder behandelt, aber in der nächsten Ratssitzung wieder abgelehnt.

Als Kurt Pirmann Verbandsbürgermeister war, war es ein Miteinander. Wenn wir unterschiedlicher Meinung waren, haben wir teilweise heftig gestritten. Wenn wir aber einig waren und uns das Wort gegeben haben, „So machen wir’s“, konnte man sich darauf verlassen. Und dann sind wir ein Bier miteinander trinken gegangen.

Das hat sich in den 30 Jahren, in denen ich Bürgermeister bin, schon dramatisch geändert. Deshalb bin ich der Meinung, wenn wir so weitermachen mit der Gesetzgebung in Land und Bund, wo Gesetze gemacht werden, ohne dass die, die sie machen, einen Bezug zu den Menschen haben, werden wir uns zur Handlungsunfähigkeit hin verwalten.

Wie sieht das auf kommunaler Ebene aus, im Verbandsgemeinderat und Kreistag?
Obwohl ich 30 Jahre in der Opposition war, hatte ich mit allen Fraktionen immer ein gutes Miteinander. Die meisten Entscheidungen habe ich trotz Opposition mitgetragen, auch im Kreistag. Ob das der Haushalt ist oder die Höherdotierung der Landrätin, das habe ich mitgetragen, weil ich es für vernünftig halte. Was jetzt auf Kreisebene vereinbart wurde, dass man im zweitgrößten Flächen-Landkreis keine hauptamtlichen Beigeordneten mehr braucht, ist schlicht falsch. Das sage ich, und da lasse ich mich auch nicht locken mit einer neuen Koalition. Vor dieser Entscheidung hatte ich auch nochmal ein persönliches Gespräch mit ihr. Aber die Entscheidung war gefallen. Das ist Demokratie.

Mit Ihrem Namen sind etliche Projekte in und um Hornbach verbunden. Es gibt eine Brücke, die trägt inoffiziell Ihren Namen. Das Kloster Hornbach geht auf Sie, Kurt Pirmann und Hansjörg Duppré zurück…
(lacht). Ob L700 oder Kloster Hornbach. Wenn der schwarze Landrat Duppré, der rote Verbandsbürgermeister Pirmann und später der rote Verbandsbürgermeister Gundacker und ich uns nicht einig gewesen wären, hätte es vieles in der Region nicht gegeben. Klar konnte ich von 2001 bis 2006 im Landtag auch mithelfen. Man kann für seine Region politisch nur etwas bewegen, wenn man sich einig ist.

Im Rückblick: Bereuen Sie etwas?
Nein. Mir hat alles Spaß gemacht. Ich bin 1984 in den Hornbacher Stadtrat eingetreten. Wenn es keinen Spaß macht, macht man sowas nicht so lange. Wir haben heute fünf Parteien im Stadtrat, und 98 Prozent aller Abstimmungen sind einstimmig. Das zeigt ein gutes Klima. Das könnte auch ein Modell für andere sein.

Beruflich?
Nein, ich habe in Oberauerbach im Vertrieb einer Gärtnerei gearbeitet, mich 1986 hier in Hornbach selbstständig gemacht und den Betrieb 2007 an meinen Sohn Thomas übergeben. Da rede ich auch nicht mehr rein, eine Firma kann nur einen Chef haben. Ich habe jetzt nur noch die Kakteenfarm auf Teneriffa, da bin ich alle vier Wochen eine Woche lang. Meine Tochter Sandra führt seit 25 Jahren den von mir gegründeten Musikverlag, der aus der Dietrichinger Trachtengruppe und Elsbeth und Bert entstanden ist. Ich hoffe, dass ich die Gene meiner Mutter habe und noch ein paar Jahre machen kann.

x