HORNBACH/MAUSCHBACH Wer den Baumläufer sehen möchte, muss ganz genau hinsehen

Das Tarnkleid des Baumläufers ist der groben Baumborke perfekt angepasst.
Das Tarnkleid des Baumläufers ist der groben Baumborke perfekt angepasst.

Die Bäume mit grober, zerfurchter und wulstiger Borke am Hornbach mag der Baumläufer. Sein mit der Umgebung verschwimmendes gepunktetes Tarnkleid bringt es mit sich, dass der kleine Vogel nur Kennern auffällt oder sich durch seinen Ruf verrät. Die bei uns noch vorkommenden Wald- und Gartenbaumläufer sind kaum zu unterscheiden.

„Den nur bis elf Gramm schweren Stammkletterer muss man schon einige Zeit beobachten können, um an seinen für den Winzling kräftigen Zehen, dem pinzettenförmigen Schnabel, der Brustfärbung und dem weißen Überaugenstreif zu einer wirklich verlässlichen Bestimmung zu kommen“, sagt Norbert Fakundiny aus Kleinsteinhausen, der Vogelkenner des Naturschutzbunds (Nabu). Der an den alten, wertvollen Bäumen nach Nahrung suchende Vogel auf dem Foto scheint ein Gartenbaumläufer zu sein, glaubt Fakundiny – trotz der Schwierigkeit, wirklich einen Unterschied zwischen den beiden Verwandten erkennen zu können. Im Frühjahr zur Balzzeit und bis zum Sommer erkenne er die beiden Verwandten am Gesang genau. Der Unterschied des Rufes sei deutlich.

Beiden Arten sei eine besondere Lebensweise angeboren. Mit Bewunderung könne man ihr Aufwärtsklettern an den Bäumen beobachten. Niemals wird man ihn kopfunter am Baum sehen – das mache nur der Kleiber. Wie eine kleine Maus huscht er spiralförmig und sich stets um den Stamm drehend hoch bis in den Wipfel. Er ist unermüdlich auf der Suche nach versteckten Insekten, Larven, Puppen, Eiern und Spinnen in der rissigen Rinde. Oben angekommen fliegt er steil nach unten an den Fuß des nächsten Baumes. Die Jagd nach den kleinen Lieblingshappen beginnt von Neuem. Seine steifen Schwanzfedern dienen ihm beim Klettern als sichere Stütze. Die Krallen an den Füßen, von denen drei nach vorne stehen und eine die Hinterzehe bildet, geben ihm sicheren Halt, wenn er sich an den Ästen zur Nahrungssuche aufhängt.

Gruppenkuscheln für gerechte Wärmeteilung

Sein Nest baut der Vogel aus Moos, Halmen, Tierhaaren und Reisig in Baumspalten hinter der losen Rinde. Er nutzt auch spezielle Nistkästen oder verlassene Spechthöhlen. Beide Vogeleltern beteiligen sich am Nestbau. Nur das Weibchen bebrütet die fünf bis acht Eier, die meistens braun oder rostrot gesprenkelt sind. Es kann zwei Bruten im Jahr geben. Beide Eltern füttern den Nachwuchs. In kalten Winternächten zeigt der Gartenbaumläufer ein besonderes Verhalten. Die kleinen Vögel treffen sich zu ihrem Schutz mit anderen Artgenossen. Nun ist enges Kuscheln in der Gruppe angesagt. Besonders bemerkenswert ist, dass der gemütliche und wärmste Platz in der Mitte im Rotationsprinzip getauscht wird. So können sich alle richtig aufwärmen.

Der Baumläufer hat eine Lebenserwartung von fünf Jahren. Mit Baummardern, Rabenvögeln, Sperbern und Eichhörnchen hat er einige natürliche Feinde, die sein Nest ausräubern, falls sie es bemerken. Mischwälder, Parkanlagen, Friedhöfe, alte Streuobstwiesen und naturbelassene Bachufer mit altem Baumbestand liebt der Gartenbaumläufer.

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