Kusel „Sie gefährden Arbeitsplätze und Kunden-Existenzen“

Der frühere Geschäftsführer der Firma Chalou, Stephan Reiter, hat in einem offenen Brief an Firmeninhaberin Dagmar Barth heftige Kritik am derzeitigen Gebaren der Unternehmensführung geäußert. Die Firma baut Arbeitsplätze ab und will den Betrieb nach Mazedonien verlagern, informiert aber die eigenen Mitarbeiter nicht und gibt auch öffentlich keine Auskunft (wir berichteten mehrfach).

Reiter fordert in dem Brief Barth in ihrer Eigenschaft als alleinige und verantwortliche Geschäftsführerin, „ihren Mitarbeitern, ihren Kunden und den Bürgern im Landkreis Kusel zu sagen, wie es mit Chalou weitergehen soll“. Und: Sie solle die Hilfe annehmen, die Kuseler Landespolitiker ihr angeboten hätten oder anbieten wollten, falls man sie, Barth, erreicht habe. Reiter wird dabei sehr deutlich: „Sie gefährden nicht nur Arbeitsplätze in Kusel, sondern gefährden auch die Existenz Ihrer vielen Einzelhandelskunden in ganz Europa, die sich auf die Chalou-Kollektion eingestellt haben.“ Denn die Chalou-Produkte seien bisher gut gewesen, und Chalou gehöre „international zu den Großen im Big-Size, denn Mode machen können Sie, Frau Barth“. In den Augen des früheren Geschäftsführers Reiter zeigt das Beispiel Chalou, „wie weit ein Unternehmen fallen kann“, wenn die Nachfolge vom Inhaber nicht frühzeitig geregelt werde. Manfred Barth habe sein Unternehmen mit Strenge und Konsequenz geführt, sich aber auch seinen Mitarbeitern gegenüber sehr großzügig gezeigt und ihnen Löhne gezahlt, „die im Landkreis Kusel Großstadtcharakter hatten“. Manfred Barth habe sein Unternehmen bis in die letzte Ecke gekannt, und es habe kaum eine Entscheidung gegeben, die er nicht selbst getroffen habe. Nur an eines habe er nicht gedacht oder nicht denken wollen: an die Nachfolge. Und dann sei das geschehen, was jedem Unternehmen passieren könne: Es habe kurzfristig ein kompetenter Nachfolger gefunden werden müssen. Barths Witwe, zuvor selbst Angestellte „unter der strengen Unternehmensführung ihres Ehemannes“, sei Chefin geworden. Für die finanziellen Belange habe sie sich vorübergehend Hilfe bei ihm, Reiter, geholt, der bis dahin Steuerberater der Firma gewesen und anfänglich nach Barths Tod vom Gericht auch als Notgeschäftsführer eingesetzt worden sei. Er habe die Geschäftsführung 2014 niedergelegt. Seither sei Dagmar Barth alleinige Geschäftsführerin. Wie sich alles seither entwickelt habe, könne man der Presse entnehmen. Ein Unternehmensberater mit einem Auto mit Luxemburger Kennzeichen berate Barth in allen Fragen des Unternehmens, habe sich aber nie zum Geschäftsführer bestellen lassen. „Die Masche der Unternehmensberater ist Kosteneinsparung, damit die eigenen Kosten gerechtfertigt sind.“ Und wo könne man am ehesten Kosten einsparen, fragt Reiter in seinem Brief, um selbst zu antworten: „Sicherlich bei den Personalkosten.“ Dass dies ein Teufelskreis sei, zeige die Entwicklung. Reiter: „Ein Unternehmensberater ist halt kein Manfred Barth!“ |wop

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