Kusel Unterwegs bei der Vogelstimmenwanderung

91-96890761.jpg

Dittweiler. Wissen Sie eigentlich, welches Federvieh sich in den Baumkronen, dem Gebüsch und Gestrüpp am Wegesrand oder auf der Wiese tummelt?

Sonntagmorgen. Kurz vor sieben Uhr am Elschbrunnen bei Dittweiler trifft sich die Schar der Naturfreunde. Der Vorsitzende Karl-Heinz Schmöger ist auch schon da. Er freut sich darüber, dass nach und nach immer mehr Leute zum Mitwandern eintrudeln. Auf dem Thermometer sind es immer noch unter null Grad Celsius, aber wenigstens scheint die Sonne und spendet allen ein wenig Wärme. Schmöger verteilt an jeden Teilnehmer einen Zettel, auf dem die hier beheimateten Vögel aufgelistet sind. Hier soll jeder ankreuzen, welche Tiere gesehen und gehört wurden. Der Biologe Ralf Döllgast ist als Experte dabei. „Die Vegetation ist dieses Jahr schon etwas fortgeschritten, der Blattaustrieb war schon drei Wochen früher als üblich“, erklärt er. Die Vögel könnten sich dadurch einfacher verstecken. Auf das Gehör kommt es also definitiv an. Das Zwitschern ist noch am Elschbrunnen aus allen Richtungen zu hören. Bevor die Wanderung losgeht, kann Döllgast schon einige Vögel orten. Etwa den Buchfinken, der hier sehr häufig vorkomme. Oder auch den Zilpzalp: „Er kommt sehr früh aus seinem Winterquartier zurück. Allerdings bleibt er in einem warmen Winter auch hier bei uns.“ Viele der Vögel sind ganz oben in den Baumkronen zu sehen, vor allem aber von dort zu hören. Alles Taktik, wie der Experte erklärt. Zum einen höre man den Gesang dann weiter, zum anderen vermittele dies dem Konkurrenten den Eindruck, das Tier behaupte habe ein wesentlich größeres Revier. Nach dieser kurzen Einführung kann die Wanderung losgehen. Wenige hundert Meter vor dem Elschbrunnen dann der erste Halt: Mönchsgrasmücke und Nachtigall sind zu hören. „Die Mönchsgrasmücke erkennt man an den amselähnlichen Flötentönen“, erklärt Experte Döllgast. Tatsächlich, wer die Amseln im eigenen Garten schon gehört hat, erkennt eine Ähnlichkeit im Gesang. Die Mönchsgrasmücke könne allerdings auch andere Vogelstimmen imitieren. Das präge sich in der Entwicklungsphase der Jungtiere aus. Die Tour geht weiter. Entlang eines Dornengestrüpps auf einem Feldweg dann der nächste Stopp. Hier ist die Dorngrasmücke zu Hause. Sie braucht diesen Lebensraum und ist an ihrem rauen und relativ eintönigen Gesang erkennbar. Hierzu hat Döllgast eine Faustregel parat: „Die Vögel, die schön singen können, sind meistens weniger schön gefiedert und umgekehrt.“ Ersteres gelte auch für die Dorngrasmücke. Entlang des Feldwegs in Richtung Altenkirchen finden sich noch etliche weitere Vogelarten, die vor allem durch ihren Gesang auffallen: etwa die Ringeltaube, die ursprünglich an Waldrändern und auf Feldern lebte, inzwischen aber auch in den Dörfern heimisch geworden sei. In einer Fichtenhecke in Altenkirchen nisten offenbar gleich mehrere Arten auf einmal: Zaunkönige, Elstern, Grünfinken oder Haussperlinge. „Im Ort gibt es eigentlich viel mehr Artenreichtum“, erklärt der Biologe. Allerdings könnte sich das bei manchen Tieren auch ändern, da die Bewohner ihre Häuser immer mehr isolieren und somit Schlupfwinkel fehlen könnten. Zurück auf dem Feldweg macht sich ein seltenes Tier durch sein Getröte bemerkbar: ein Jagdfasan. Seine ursprüngliche Heimat sei Asien, doch für die Jagd wurde er vor hunderten Jahren in Europa angesiedelt und lebt hier vor allem in Gebüschen am Waldrand. Nach fast zwei Stunden ist die Vogelstimmenwanderung dann zu Ende. Insgesamt kommen die Teilnehmer auf fast 30 gezählte Arten, die an diesem Morgen entweder zu sehen oder zu hören waren. „Das ist einem gar nicht bewusst, wenn man sonst so durch den Wald geht“, hört man viele Teilnehmer sagen, ehe sie sich noch das Frühstück vom Verein schmecken lassen. Im Internet Wer sich die Mönchsgrasmücke mal anhören möchte und keine Zeit für einen frühen Gang in die Natur hat, findet auf www.facebook.de/rheinpfalzkusel ein kurzes Video samt Vogelgesang.

x