Leichtathletik Stabhochspringer begeistern in Bad Bergzabern

Zahlreiche Zuschauer waren vor das Schloss gekommen.
Zahlreiche Zuschauer waren vor das Schloss gekommen.

Den Hexensprung vor dem Schloss, die traditionelle Eröffnung der Straßenfastnacht kennen die Bad Bergzabener seit langem. Aber den Stabhochsprung haben sie erst am Donnerstag kennengelernt. Aber so richtig – live und lebendig. US-Boy Zachery Bradford wuchs über sich hinaus.

Der mit allen Wassern gewaschene Moderator Michael Werling hat mit lockerer Zunge und großen Fachwissen die Experten, vor allem aber die Neulinge, die deutlich in der Mehrzahl waren, mitgenommen auf eine wunderbare Reise durch die Welt der Leichtathletik. Auf einen Höhenflug, bei dem die zwei US-Boys, Zachery Bradford und Clayton Fritsch, aber auch die Lokalmatadoren Raphael Holzdeppe und Oleg Zernikel mit ihrer Flugshow das Publikum richtig anmachten.

Diese Premiere war der Hammer vor dem Schloss. Weil das Ambiente stimmte – mit Weck, Worscht und Woi, mit Wind und Wetter und mit der Wucht der Athleten. „Ich bin begeistert“, sagte Christoph Zepp, da waren gerade erst die beiden Vorspringen beendet und die Zuschauer noch auf der Anreise.

Traum geht in Erfüllung

Für den Organisator ging ein Traum in Erfüllung. „Ich sagte zu unserem Abteilungsleiter Gerd Dietrich schon vor Jahren, du Gerd, das müssen wir mal was angehen. Vor Corona war das noch“, erinnert sich Zepp. In der Olympiasaison musste es dann endlich sein. Jetzt und hier, am 16. Mai 2024. Die Idee ist dann mit Hilfe von Jochen Wetter gereift, dem unschlagbar erfahrenen Champ, dem Trainer und Manager, dem pfälzischen Stabhochsprung-Zampano, der mit seinem Netzwerk ein attraktives Starterfeld von zwölf Springern zusammenstellte.

Sie sahen auch den Versuch von Ioannis Rizos.
Sie sahen auch den Versuch von Ioannis Rizos.

„Sie haben tolle Träume, träumen sie weiter“, forderte Stadtbürgermeister Hermann Augspurger Visionär Zepp auf. Und dann der Start: „Seid ihr bereit?“, rief Michael Werling, der Radrennen in Kuhardt und sonst wo, die Gewichtheber-DM in Heidelberg und so manche Boxgala moderiert, vor allem aber bei Stabhochsprungmeetings in St. Wendel, Hof, Cottbus, Zweibrücken und sein Heimmeeting in Jockgrim präsent ist. Er hatte schon in der Schule sein Faible fürs Moderieren entdeckt, überzeugt mit spaßigen und ernsthaften Floskeln, vor allem aber mit Fachwissen und bester Vorbereitung. Ein Motto nimmt er ernst: „Scherze mache ich nur über mich, nicht über andere.“

Viel Fans auf Stehplätzen

Biergarnituren für 600 Menschen waren schon am Mittwoch, wie auch die gesamte Sprunganlage, aufgestellt, sehr viele Fans mussten sich aber am Donnerstag mit Stehplätzen zufrieden geben, wobei die Schlosstreppe ganz sicherlich zum Premiumplatz wurde. „Ich wollte es nicht im Stadion machen und auch nicht auf dem Marktplatz, ich wollte genau diese Megakulisse vor dem Schloss“, sagte Zepp überglücklich.

Wie gesagt, sein Traum ging in Erfüllung. Ob es eine einmalige Sache war? Die Frage ist ja allein schon wegen des Aufwandes, der Kosten, der Absperrung, des Betriebs erlaubt, ja notwendig. „Ich hoffe es nicht. Ich hoffe, dass unser Team, all die Helferinnen und Helfer, die Sponsoren, die Politik auch im nächsten Jahr wieder mitmachen“, sagte Zepp.

Wie in einem Windkanal

Michael Werling spielte derweil mit Zachery Bradfords Namen. Alleine war er nach den 5,60 Metern von Clayton Fritsch noch im Wettbewerb, ließ die Olympianorm von 5,82 Meter auflegen – und flog drüber. Scheinbar locker-leicht und ruck-zuck. Aber in Bad Bergzabern werde man künftig nicht mehr ruckzuck sagen, mutmaßte Michael Werling, „sondern nur noch Zickzack“. Denn: Zach ist Zacherys Spitzname. Soll er noch einen machen?“ , fragte Werling. Die Fans schrien: „Jaaaa“. Bradford scheiterte hernach dreimal an 5,90 Metern.

„Mir gefällt sehr gut, wie stimmungsvoll dieses erste Meeting von den Zuschauern angenommen wird. Die Bedingungen sind top, der Anlauf ist wie in einem Windkanal“, sagte Dennis Schober, der es wissen muss. Der 37-Jährige ist nicht nur Organisator des Landauer Springens, das am 22. Juni auf dem Theodor-Heuss-Platz stattfindet, der Masters-Weltmeister ist selbst mitgesprungen, hatte den Wettbewerb eröffnet, überflog fünf Meter. „Ich bin nicht unzufrieden, hätte aber gerne die 5,20 Meter übersprungen. Ich muss aber jetzt langsam liefern“, sagte der „fliegende Meetingsdirektor“ (O-Ton Werling), dessen junge Teamkollegen, die ebenfalls bei Jochen Wetter in Landau trainieren, am Nachmittag an der Reihe waren. Moe Patisson (24), der Zahntechniker, der nach zehn Jahren wieder mit dem Springen begann, überflog 4,50 Meter, Kristof Huntenburg (20) 4,00 Meter. Der 18-jährige Noel Föllinger sah nach einer langen wettkampflosen Zeit seinen Saisoneinstieg als „durchwachsene Leistung“. Der Gymnasiast am Germersheimer Goethe-Gymnasium macht im kommenden Jahr sein Abitur, dann will er durchstarten. Am Donnerstag sprang er 3,90 Meter.

„Kommt ihr nächstes Jahr wieder?“, schrie Michael Werling nach 150 prallvollen Minuten bester Mischung von Hochleistungssport und Unterhaltung ins Mikro. Der Fanchor schrie zurück: „Jaaaaa“. Auch Raphael Holzdeppe, der Weltmeister von 2013, der 2024 aufhören wird, versprach, im kommenden Jahr auf der anderen Seite zu stehen. Unter den Zuschauern. Noch am Abend und in der Nacht wurde der ganze Zauber vor dem Schloss wieder abgebaut. Als nächstes kommt dann wieder der Hexensprung.

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