Landau Dekan: Es fehlt an Pfarrern

Die Zahl der Pfarrstellen ist stark gesunken.
Die Zahl der Pfarrstellen ist stark gesunken.

Die Kirche ein Hort der Tradition und Beständigkeit? Das ist wohl nur noch eine Illusion in einer Zeit, in der an Finanzmitteln fehlt, viele Mitglieder der Kirche den Rücken kehren und kaum mehr Personal gewonnen werden kann.

Von Rita Reich

„Liebe Synodale, es bleibt nichts, wie es war“, erklärte Dekan Volker Janke in der Tagung der Protestantischen Bezirkssynode Landau. Sich den Veränderungen zu stellen, um zukunftsfähig zu bleiben, sei eine „spannende Aufgabe Gottes“.

Transformation war das Thema seines Vortrags. Die Evangelische Kirche befinde sich mitten in diesem Prozess, und das gelte auch für den Kirchenbezirk Landau. „Wir sind mittlerweile richtig gut dabei,“ lächelte der Dekan. In seinem Bericht ging er auf Meilensteine des Veränderungsprozesses in den letzten vier Jahren und in der nächsten Zukunft ein.

Kindertagesstättenverband als „Erfolgsstory“

Als „Erfolgsstory“ bezeichnete Volker Janke den 2021 gegründeten Protestantischen Kindertagesstättenverband Landau und Umgebung. 21 Kitas mit rund 400 Mitarbeitenden werden hier gemeinsam verwaltet: Finanzen, Personalsachen, Baumaßnahmen liegen in den Händen des Verbands - „welch eine Entlastung für die Pfarrpersonen“. Nur eine Kita tanzt aus der Reihe, und zwar die in Offenbach. Dort stehe die Entscheidung an, die Einrichtung an die Ortsgemeinde abzugeben oder bei der Kirche zu belassen. Der Dekan appellierte an das Offenbacher Presbyterium, dem kirchlichen Kita-Verband beizutreten. „Es wäre ein fatales Zeichen an die Öffentlichkeit, wenn sich eine Kirchengemeinde ihrer Verantwortung für die Jüngsten der Gesellschaft entzieht. Denn so würde es wohl interpretiert.“ Zurzeit werde ein religionspädagogisches Leitbild für die Kitas erarbeitet, um das „protestantische Profil“ der Einrichtungen zu erhalten.

Unterstützung für Pfarrämter

Eine weitere Maßnahme, die zur Entlastung der Pfarrerinnen und Pfarrer beitragen kann, sei die so genannte Standardassistenz. Jedes Pfarramt hat inzwischen eine Unterstützung für Verwaltungsaufgaben von mindestens vier Wochenstunden. Finanziert wird diese Hilfe von der Landeskirche. Neue Wege auch bei der Baufinanzierung: Bisher wurden die Baumittel – rund 150 000 Euro pro Jahr – auf sämtliche Kirchengemeinden im Bezirk verteilt, wodurch für die einzelnen Gemeinden nur noch ein dreistelliger Betrag übrigblieb, mit dem wenig zu stemmen war. Jetzt werden die Mittel zentral verwaltet und verteilt. Dadurch, so Dekan Janke, konnten überfällige Maßnahmen angestoßen werden, zum Beispiel die Sanierung der ältesten Kirche der Pfalz in Wollmesheim.

33 Kirchengemeinden

Der Personalnot und der finanziellen Lage geschuldet ist das Projekt Mehrstellenpfarramt – ein Paradigmenwechsel. „Wir haben uns dazu durchgerungen, vom klassischen Einzelkämpfertum im Pfarramt Abschied zu nehmen“, berichtete Volker Janke. In Zukunft wird in drei gemeinschaftlich verwalteten Pfarrämtern im Team gearbeitet: Landau (seit Anfang 2024), An Queich und Weinstraße (ab 1. Juli dieses Jahres) und Storchengemeinden (ab Anfang 2025). Dass das nicht ohne Anpassungsschwierigkeiten geht, sprach der Dekan offen an: „Teamarbeit müssen wir erst noch lernen und miteinander einüben. Sie kann ganz schön nervig und schwierig sein.“ Kompetente Begleitung wäre gut, meint er, allerdings: „Die Zusage des Landeskirchenrats haben wir allgemein – aber nicht in unserem konkreten Fall.“

Eine von 33 Kirchengemeinden hat übrigens nicht mitgespielt beim Gemeinschaftspfarramt, und zwar die von Siebeldingen. Sie werde jetzt keinem Pfarramt mehr zugeordnet sein.

16 statt 19 Pfarrstellen

Die Zahl der Pfarrstellen ist in den letzten Jahren dramatisch gesunken. 2012 waren es noch 24 im Bezirk. Durch die Gemeinschaftspfarrämter sind nun die Pfarrstellen von 19 auf 16 vermindert worden. Davon, bedauerte Janke, sind aber nur 13 besetzt. Keinen Pfarrer haben gegenwärtig Albersweiler, Impflingen und Mörzheim, und das schon seit über zweieinhalb Jahren. Ausschreibungen blieben bisher erfolglos. Man müsse nach neuen Lösungen suchen, so Janke, zum Beispiel Teilzeitkräfte oder auch fachfremde Personen ins Pfarramtsteam aufnehmen.

Als Aufgabe für die nächste Zukunft sprach der Dekan die Zusammenlegung der diakonischen Beratungsstellen an einem Standort an. Zurzeit ist im Westring 3a die Sozial- und Lebensberatung angesiedelt, zu der auch die Schwangerschaftskonfliktberatung gehört. In der Reiterstraße 19 befindet sich die Suchtberatung für Landau und den Kreis SÜW sowie die Migrationsberatung. Nun sollen alle unter einem Dach, in einem Haus der Diakonie, zusammengefasst werden: Das Gebäude Kronstraße 38 steht im Herz der Stadt bei der Stiftskirche und ist barrierefrei. „Ein diakonischer Leuchtturm,“ meint Volker Janke. „Als helfende Kirche wollen wir mitten in der Stadt sichtbar für Menschen in Not da sein.“ Die Kosten, so der Dekan, liegen bei rund einer Million und müssen im Kirchenbezirk aufgebracht werden.. Zuschüsse gibt es nicht, aber immerhin zwei zinslose Darlehen.

Volker Janke forderte abschließend alle, denen die Kirche am Herzen liegt, zum Mut zur Veränderung auf – „auch wenn uns der ,Wind of Change’ manchmal sehr hart und rau ins Gesicht weht.“ Sein Bericht wurde mit Beifall zur Kenntnis genommen, abgesehen von zwei Sachfragen gab es keine Wortmeldungen der 79 Synodalen.

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