Landau Den ersten Punkt gab’s für ein Telefonat

Herr Göttel, bei Wiedereröffnungen von Supermärkten bekommt der erste Kunde oft einen Blumenstrauß in die Hand gedrückt. Was gab’s bei Ihnen für den ersten Verkehrssünder im neuen Flensburger Punktesystem?

Auf jeden Fall keinen Blumenstrauß, sondern Bußgeld über 60 Euro und ein Punkt in Flensburg, dafür dass ein 31-jähriger BMW-Fahrer sein Handy während der Fahrt benutzte. Mit den Punkten hat die Polizei eigentlich nichts zu tun. Wir stellen nur den Verstoß fest und geben die Ordnungswidrigkeitenanzeige an die Bußgeldstelle nach Speyer ab. Mit der Reform können wir nun geringfügige Verkehrsverstöße von fünf bis 55 Euro bar kassieren. Geld hin oder her. Das Verkehrsministerium behauptet, dass durch den neuen Strafenkatalog vor allem Dauerraser zur Strecke gebracht werden sollen, weil das Punktekonto schneller voll ist. Glauben Sie daran? Ob sich das tatsächlich so auswirkt, weiß ich nicht. Zunächst müssen die Raser auch erwischt werden, da hilft auch kein neues System. Deshalb muss man da mal abwarten. Vielleicht wird aber mancher den Führerschein damit etwas schneller los. Glauben Sie zumindest, dass der Verkehr durch die härteren Auflagen sicherer wird? Das glaube ich weniger. Das zeigt die Erfahrung. Trotz steigender Kontrollen wird immer schneller gefahren. Das hat auch damit zu tun, dass es immer mehr Tempo-30-Zonen gibt, in denen gemessen wird. Durch das Regelwerk wird auch das Handy am Ohr während der Fahrt teurer. Achten Sie jetzt mehr auf die fahrenden Quasselstrippen? Eindeutig nein. Wir machen unsere Entscheidung zur Kontrolle nicht davon abhängig, ob es mehr zu kassieren gibt. Die Kontrollen hängen von der Verkehrs- und Unfalllage ab. Mit der Novelle sollen auch Jugendliche, die noch keinen Führerschein haben, Punkte bekommen können, um schon früh die Verkehrstauglichkeit prüfen zu können. Das ist doch ungefähr so, als würde ich Kindergartenkindern Schulnoten geben. Finden Sie diese Regel nicht gaga? Nein, auf keinen Fall. Wir konnten auch schon im alten System Jugendliche bestrafen, wie auch Fußgänger und Radfahrer. Aber die Neuregelung ist sinnvoll, weil viele auch ihre Mofas frisieren und so schneller fahren als erlaubt. Durch eine mögliche Sperrfrist dürfen die Jugendlichen erst später den Führerschein machen. Kinder sind jedoch generell vom Strafenkatalog ausgeschlossen.

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