Landau/750 Jahre Stadtrechte Ezéchiel de Mélac: Der Kriegstreiber, der mit der Festung Landau belohnt wurde

1697 kaufte Mélac in Queichheim ein Anwesen. Im 19. Jahrhundert war dort das Gasthaus „Au Général Mélac“, ab 1851 hieß dieses Ga
1697 kaufte Mélac in Queichheim ein Anwesen. Im 19. Jahrhundert war dort das Gasthaus »Au Général Mélac«, ab 1851 hieß dieses Gasthaus »Zur Krone«. Seit 1895 befindet sich das Wirtshausschild im Museum für Stadtgeschichte.

Kein Franzose war im Südwesten so verhasst wie der als „Mordbrenner“ in Verruf geratene französische Offizier Ezéchiel du Mas, Comte de Mélac. 1693 wurde der gefürchtete Kriegsstratege vom französischen König mit der Festung Landau belohnt.

Im Zuge der französischen Expansionspolitik Ludwig des XIV. war der 1690 zum „maréchal de camp“ ernannte Offizier der Rheinarmee als Anhänger einer Kriegsstrategie der verbrannten Erde berühmt und berüchtigt geworden. An den militärischen Operationen des Pfälzischen Erbfolgekrieges beteiligte er sich seit 1688 pflichteifrig in Heidelberg, Mannheim, Heilbronn, Philippsburg und Pforzheim. Aber auch im Württembergischen, im südlichen Kraichgau bis hinein in den nördlichen Schwarzwald fürchtete man ihn. Vor allem die Niederbrennung des Heidelberger Schlosses wurde ihm nie verziehen.

Im Frühjahr 1693 belohnte ihn nun Ludwig XIV. mit der Ernennung zum Gouverneur der Festung Landau, der damals neben Straßburg wichtigsten linksrheinischen Festung am mittleren Oberrhein. Hier entwickelte er als „lieutenant géneral“ erhebliche bautechnische und militärische Aktivitäten und unternahm auch weiterhin überfallartige Streifzüge zur Durchsetzung von Zerstörungsbefehlen beidseits des Rheins. Auch die Landauer Zivilbevölkerung bekam sein reizbares und cholerisches Naturell schnell zu spüren.

Landau verdankt ihm besonderen Schatz

1702, zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges, drohte die erste Bewährungsprobe der neuen Festung an der Queich: 1702 sammelte Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, der Türkenlouis, ein Heer von etwa 70.000 Soldaten, das die Festung drei Monate lang belagerte und schließlich Mélac zur Kapitulation zwang. Spätestens jetzt wurde der Landauer Bevölkerung deutlich vor Augen geführt, was es bedeutete, eine Festungsstadt zu sein: monatelange Einschließung der Bevölkerung, zunehmende Lebensmittelknappheit und dass letztlich immer militärische Überlegungen über die Stadtentwicklung bestimmten.

Mit seinen noch marschfähigen Soldaten und Teilen seiner Ausrüstung durfte Mélac schließlich ehrenvoll die Stadt verlassen. Zwei Jahre später starb er verbittert in Paris. 1919 wurde Mélac im Sinne antifranzösischer Propaganda nach dem Ersten Weltkrieg als „Schandmal französischer Kulturpolitik“ reaktiviert und mit General Gérard verglichen, der hoffte, mit harten Maßnahmen gegen die Bevölkerung Hochachtung und Ehrfurcht gegenüber den Besatzungstruppen erzwingen zu können. Trotz allem verdanken wir Mélac heute einen besonderen Schatz: Als die Kriegskasse 1702 leer war, zerschnitt er sein Silbergeschirr und brachte die Teile als Zahlungsmittel für seine Soldaten in Umlauf. Dieses Bargeld ist im Museum in der Maximilianstraße zu sehen.

Die Autorin

Katharina Slawik ist Mitarbeiterin des Landauer Stadtarchivs.

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