Landau Hospiz als „gebauter Protest gegen den Suizid“

Das Hospiz in der Bodelschwinghstraße.
Das Hospiz in der Bodelschwinghstraße.

Eine Heimat für die letzten Lebenstage will das Landauer Hospiz beim Bethesda sein. Für mehr als 300 Menschen war es das bereits. Aber die Einrichtung braucht auch dauerhaft Unterstützung aus der Bevölkerung. Zwei Oberbürgermeister sagen, warum ihnen das wichtig ist.

Oberbürgermeister wollen gestalten, nicht einfach alles so weiterlaufen lassen, wie es ihr Vorgänger gemacht hat. Das gilt ganz sicher auch für Dominik Geißler, aber eines war ihm ein Herzensanliegen: Er hat am Montagabend in der Mitgliederversammlung von seinem Vorgänger Thomas Hirsch „mit voller Leidenschaft“ den Vorsitz im Förderverein Ein Hospiz für Landau/Südliche Weinstraße übernommen.

Mit der Einrichtung für Schwerkranke und Sterbende sei ein weißer Fleck auf der Versorgungslandkarte geschlossen worden, erinnerte Hirsch, der vor etwa zwölf Jahren zwei Mal in kurzer Zeit darauf gestoßen war, wie schwer es beispielsweise für Alleinstehende ist, aber auch für Menschen mit betagten Angehörigen, ihre letzten Tage und Wochen gut umsorgt und in Würde verbringen zu können. Es war der Anstoß, zusammen mit dem Kreis Südliche Weinstraße ein stationäres Hospiz zu gründen, in Ergänzung zur ambulanten Palliativversorgung und zu den Palliativstationen der Krankenhäuser. Und es war laut Hirsch ein Glücksfall, dass die Diakonissen in Speyer und das Bethesda vor Ort sehr schnell zugesagt hätten, Träger zu werden und damit „Betreuung von Anfang bis Ende“ zu bieten, von der Kita über die Behinderten- und Senioreneinrichtung bis zum „familiären“ Hospiz. Denn das soll Strukturen ersetzen, die es laut Geißler heute vielfach nicht mehr gibt.

Das Thema Sterben wird verdrängt

Der 2014 gegründete Förderverein des Hospizes ist von 15 auf heute 180 Mitglieder gewachsen – auch das ein Indiz dafür, dass das gerne verdrängte Thema Sterben mehr ins Bewusstsein gerückt ist. Geblieben ist die große Herausforderung, dass die Krankenkassen zwar anfangs 90, jetzt 95 Prozent der Betreuungskosten im Hospiz übernehmen, aber die fehlenden fünf Prozent über Spenden aufgebracht werden müssen. Dabei geht es um große Summen, denn laut Diakonissen-Vorstand Dietmar Kauderer kostet ein Tag im Hospiz über 500 Euro, und übers Jahr müssen etwa 100.000 Euro an Spenden zusammenkommen. Der Vollständigkeit halber: Für Gäste des Hospizes – es waren über 300 seit der Eröffnung im Oktober 2019 – ist der Aufenthalt kostenlos.

Das Landauer Haus hat acht Zimmer, und nicht immer reicht der Platz, sagt Leiterin Nieske Schilling. Genaue Zahlen sind allerdings schwer zu ermitteln, da sich viele Menschen aus Sorge in mehreren Hospizen anmelden. Nach Kauderers Einschätzung hilft die Einrichtung schon allein dadurch, dass sie da ist: Weil Menschen wissen, dass es Hilfe für ihren letzten Lebensweg gibt, dass man ihnen Schmerzen und Ängste nehmen kann. Entweder im stationären Hospiz oder aber aufgrund der guten Vernetzung mit den anderen Angeboten auch in anderem Rahmen. Denn eigentlich sei es den meisten Menschen noch immer am liebsten, gut betreut zu Hause zu sterben.

Auf Sterbehilfe verzichtet

Dass das Konzept des Hauses funktioniert, macht Schilling an einem aktuellen Beispiel fest: Da hatte jemand um Aufnahme gebeten mit der Ansage, sich auch schon für legale Sterbehilfe angemeldet zu haben – worauf der Gast letztlich verzichtet habe. Kauderer nennt das Hospiz denn auch einen „gebauten Protest gegen den Suizid“. Für Geißler ist es wichtig, „niemanden einsam sterben zu lassen“, ein Anliegen, dass ihm auch deshalb wichtig ist, weil die kirchliche Bindung in der Gesellschaft dramatisch nachgelassen habe und diese Form des Trostes für viele weggefallen sei. „Wir brauchen Kümmerer“, sagte Dieter Lang, bis vor Kurzem Bethesda-Leiter in Landau mit Blick auf Hirsch und Geißler.

Info

Der Förderverein Ein Hospiz für LD-SÜW informiert unter www.hospiz-landau.diakonissen.de, das Hospiz selbst unter www.diakonissen.de, Suchbegriff Hospize.
Spenden für die laufende Arbeit: VR-Bank Südliche Weinstraße-Wasgau, Iban: DE93 5489 1300 0000 4414 06 oder VR-Bank Südpfalz, Iban: DE55 5486 2500 0002 730073, oder Sparkasse Südliche Weinstraße, Iban: DE31 5485 0010 1700 808080.

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