Landau Kiebitz-Projekt: Neue Aufzuchtanlage im Landauer Zoo eingeweiht

Blick in die neue Aufzuchtanlage für Kiebitze – hier ist eine Voliere für die wenige Tage alten Küken zu sehen.
Blick in die neue Aufzuchtanlage für Kiebitze – hier ist eine Voliere für die wenige Tage alten Küken zu sehen.

Beim Familientag im Zoo Landau ist am Sonntag mit dem Kiebitz eine vom Aussterben bedrohte Vogelart im Zentrum gestanden. Zum Erhalt des „Vogel des Jahres“ soll eine neue Aufzuchtanlage in dem Tiergarten beitragen.

Zu der offiziellen Eröffnung der Kiebitz-Aufzuchtanlage war hoher Besuch aus Mainz angereist. Denn das Land unterstützt neben anderen auch dieses Artenschutzprojekt. Mit großem Einfallsreichtum und mit Liebe zum Detail haben Mitglieder der Naturschutzorganisationen Nabu und Gnor sowie der Zooschule die Besucher des Familientags mit dem in ganz Deutschland selten gewordenen Kiebitz bekannt gemacht.

Von einem präparierten ausgewachsenen Vogel nebst einem Küken (Gnor) über die Eier des Bodenbrüters (Zooschule) bis hin zu Kinderschminken in den Gefiederfarben und einer Menge gedruckter Informationen (Nabu) reichte das Angebot. Etliche Spiele für alle Generationen gehörten außerdem dazu.

Keine Störungen für die Jungvögel

Quicklebendige Kiebitze bekamen die meisten Besucher nicht direkt zu sehen. Mit gutem Grund. „Sie sollen keinen Kulturschock bekommen“, sagte Zoodirektor Jens-Ove Heckel. In den ersten Tagen der Entwicklung der Jungvögel soll es keine Störungen geben, fügte er hinzu. Sie könnten ansonsten durch häufigen Kontakt mit Menschen ihre natürliche Scheu verlieren. Denn die Auswilderung ist der Zweck der im vergangenen Jahr als Provisorium gestarteten und in den vergangenen Wochen neu eingerichteten Aufzuchtanlage. Allein dafür hat das Land 53.000 Euro zur Verfügung gestellt, sagte Katrin Eder (Grüne), Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, bei ihrem Besuch des Zoos.

Ohne die Experten im Zoo und das Geld aus Mainz wäre das Kiebitzschutz-Projekt mit Aufzuchtanlage, zwei Auswilderungsvolieren in Harthausen bei Speyer sowie in Bockenheim nahe des Zuckerwerks Offstein und mehreren Brutgebieten mit unterschiedlichen Schutzmaßnahmen zwar so nicht möglich. Ohne die Ehrenamtlichen insbesondere von der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (Gnor) aber ebenfalls nicht. Das betonte Gnor-Präsidentin Andrea Tappert.

83 Eier in Aufzuchtanlage gebracht

83 Eier aus verlassenen oder unmittelbar von Zerstörung bedrohten Kiebitz-Gelegen haben die Naturschützer allein in diesem Jahr bereits zur Aufzuchtanlage gebracht, teilte Heckel mit. Bei der Führung durch die Anlage für Eder und einige weitere besondere Gäste zeigte er die Brutschränke, Boxen mit Wärmelampen für die erste Zeit nach dem Schlüpfen und die Gehege als „Zuhause“ für die ersten zwei bis drei Lebenswochen. Dann kommen die Jungvögel in eine der beiden Auswilderungsvolieren. „Aus den Eiern sind bisher mehr als 40 Küken geschlüpft. Davon sind schon 17 in die Volieren gekommen“, teilte Heckel mit. In diesen werden die Kiebitze gefüttert, bis sie im Alter von rund vier Wochen fliegen können, dann geht es für sie in die Freiheit mit all ihren Gefahren wie Greifvögel und Füchse.

Gnor-Präsidentin Tappert hob hervor, dass ihre Organisation vor rund fünf Jahren das Kiebitzschutz-Projekt ins Leben rief und mit Gerardo Unger Lafourcade dessen Koordinator in ihren Reihen hat. Das Land bezahlt Unger Lafourcades Stelle seit dem Jahr 2020. Bisher habe man ungefähr 400.000 Euro in dieses Projekt aus Mitteln der Aktion Grün zur Förderung des Natur- und Artenschutzes investiert, informierte Ministerin Eder. Sie wies auf die Komplexität des Vorhabens hin, bei dem etwa Belange des Artenschutzes mit denen der Landwirtschaft und der Wasserwirtschaft in Einklang gebracht werden müssten. Tappert sagte, dass es derzeit 150 Kiebitzbrutpaare im Land gibt, gegenüber rund 140 im Vorjahr.

Jungvögel per Video-Livestream zu sehen

Zoodirektor Heckel hofft, dass in diesem Jahr mindestens 50 Kiebitz-Junge flügge werden – und sich ab dem Spätsommer auf den Weg in ihre Überwinterungsgebiete wie den Mittelmeerraum machen. Weil die Vögel bis zu 20 Jahre alt werden, müsse der Bruterfolg jedoch nicht jedes Jahr unbedingt groß sein, damit die Population wächst, erklärte er. Zu den Unterstützern des Projekts zählt im Übrigen auch der Freundeskreis Zoo Landau.

Dann bekamen viele Besucher doch noch gefiederte Hoffnungsträger zu Gesicht: per Video-Livestream von der Auswilderungsvoliere in Bockenheim. „Sieben Junge leben im Moment dort“, sagte Projektleiter Unger Lafourcade. Er weiß, dass sie gute Chancen haben, selbst einmal für Nachwuchs zu sorgen, weil er und seine Mitstreiter mit feuchten Wiesen und Äckern nicht zuletzt den Lebensraum des Bodenbrüters schützen. Davon profitieren obendrein noch viele weitere Tier- und Pflanzenarten.

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