Südpfalz Kriminalstatistik: Landau als Hauptstadt der Fahrraddiebe

Gehäufte Fahrraddiebstähle sind eine Besonderheit in Landau.
Gehäufte Fahrraddiebstähle sind eine Besonderheit in Landau.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat die Kriminalstatistik vorgestellt und von einem starken Anstieg bei nichtdeutschen Tatverdächtigen gesprochen. Sie kündigte ein hartes Durchgreifen sowie „null Toleranz“ an. Ist das Lagebild auch in der Südpfalz so? Und was hat es mit Kindern als Täter auf sich?

In der Südpfalz ist die Zahl der Straftaten 2023 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, muss Polizeidirektor Jürgen Traub berichten. Bei einem Plus von 4,5 Prozent bleibt die Südpfalz aber zumindest unter dem Landesdurchschnitt (plus 5,9 Prozent). Bei der Aufklärung liegt sie darüber. Von gut 17.300 gemeldeten Straftaten sind 10.600 aufgeklärt worden. Das entspricht einer Aufklärungsquote von 61,2 Prozent gegenüber 57,3 Prozent auf Bundesebene. Unterm Strich ist Landau das heißeste Pflaster in der Region: Die Häufigkeitszahl benennt die Anzahl der Fälle hochgerechnet auf 100.000 Einwohner. Dabei kommt Landau auf 9731, der Kreis Germersheim auf 5238 und der Kreis SÜW auf 4989. Dass Städte schlechter abschneiden als der ländliche Raum, sei üblich, so Traub. Landau liege etwa auf dem Niveau von Speyer und Frankenthal, Neustadt schneide besser ab.

Tötungsdelikte haben mit drei Fällen, davon einer „nur“ ein Versuch, keine große Rolle gespielt. Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung hat die Polizei zwar einen Anstieg um 13,1 Prozent auf 510 Fälle registriert, aber dabei hat laut Polizei die Verbreitung pornografischen Materials durch Kinder und Jugendliche über Messenger-Dienste eine Rolle gespielt. Dabei stellt die Schulstadt Landau einen Schwerpunkt dar. Weil das Thema in den Medien präsent sei, würden viele Fälle gemeldet, so die Polizei. So ist zumindest teilweise zu erklären, dass etwa 20 Prozent aller Tatverdächtigen Kinder, Jugendliche und Heranwachsende sind. Kinder sind bei (Laden-)Diebstählen, aber auch bei Körperverletzungen, Bedrohungen und Sachbeschädigungen aufgefallen. Jugendliche und Heranwachsende machen mit Körperverletzungen, Bedrohungen, Sachbeschädigungen, Diebstählen, Schwarzfahren, Beleidigungen und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz von sich reden.

Crack spielt keine große Rolle

Die Cannabis-Legalisierung werde der Polizei nicht weniger Arbeit bescheren, sagt Traub vorsichtig, „eher im Gegenteil“. Es könnte durchaus auch ein paar Unfälle mehr geben. Bei Drogen liegt der Schwerpunkt bei Cannabis-Produkten, sagt Kripochef Alexander Welter und berichtet von gut 49 Kilogramm Marihuana, über zehn Kilo Hasch und etlichem mehr, was die Polizei sichergestellt hat. Das als besonders gefährlich geltende Crack habe mit nur 14 Fällen eine sehr untergeordnete Rolle gespielt.

Eigentumsdelikte machen mehr als ein Viertel aller Straftaten aus. Im Direktionsbereich gab es 4694 Fälle, 466 oder elf Prozent mehr als im Vorjahr. Hier sticht Landau in einem Punkt heraus: Es gab 325 Fahrraddiebstähle, fast ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die Polizei hat deshalb eine eigene Ermittlungsgruppe gebildet, die auch schon erste Erfolge erzielt habe. Wolfgang Wayand, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Landau, geht von einem Doppeleffekt aus: Vermutlich würden heute mehr Raddiebstähle angezeigt, aber es gebe auch mehr hochwertige Räder, die anschließend oft über Onlineportale, Kleinanzeigen oder auf Flohmärkten in Teilen vertickt würden. Thematisch mit Eigentumsdelikten verwandt sind Vermögens- und Fälschungsdelikte (2684 Fälle, plus 16,2 Prozent). Zu dieser Kategorie zählen auch alle Internetbetrügereien, was einen Großteil der Zunahme erklärt.

Wieder mehr Straßenkriminalität

Bei Rohheitsdelikten (Raub, Körperverletzung, Bedrohung, Nötigung) hat es eine Zunahme um 7,9 Prozent oder 259 Fälle auf jetzt 3550 Fälle gegeben. Dabei überwiegen Körperverletzungen mit 2024 Fällen bei Weitem, aber weil sich Täter und Opfer in solchen Fällen oft kennen, liegt auch die Aufklärungsquote bei fast 92 Prozent.

Die Polizei weist auch die Straßenkriminalität als eigenen Posten in der Statistik aus, weil solche Fälle das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung betreffen. Dazu gehört alles, was auf der Straße passiert, vom räuberischen Angriff auf Taxifahrer über Diebstähle aus und von Autos bis hin zu Sachbeschädigungen. Im Corona-Jahr 2021 hatte es einen Tiefstand von 2747 Fällen gegeben, 2023 waren es dann wieder 3073 Fälle, geringfügig weniger als im Vorjahr.

Auch Wohnungseinbrüche wirken sich negativ auf das Sicherheitsempfinden aus. Sie traumatisieren die Opfer, weiß Traub. Mit 272 Fällen gab es einen weniger als im Vorjahr – aber 113 mehr als im Corona-Jahr 2021, das Einbrechern das Geschäft verhagelt hatte. Die Polizei geht von einer Normalisierung der Lebensumstände nach der Pandemie aus. Bei einem Drittel der Fälle hat es sich um Tageswohnungseinbrüche zwischen 6 und 21 Uhr gehandelt, die nach Einschätzung der Polizei zu einem großen Teil auf das Konto reisender Täter gehen. Positiv: In 47 Prozent der Fälle ist es beim Einbruchsversuch geblieben, eine Folge verbesserter Sicherheitsvorkehrungen mit einbruchhemmenden Fenstern und Türen. Die Polizei erinnert in diesem Zusammenhang an ihre Beratungsmöglichkeiten. Die Direktion hat im vergangenen Jahr in 70 Fällen Bürger beraten.

50 Polizisten verletzt

Wenig überraschend: Fast 100 Prozent Aufklärungsquote gibt es bei häuslicher Gewalt. Dabei kann es sich um körperliche, seelische oder sexuelle Gewalt handeln – und auch um Gewalt in der Pflege, worauf es eher von Pflegediensten als von Opfern Hinweise gebe. Mit 667 Fällen ist das Niveau des Corona-Jahres 2021 (674), als die Menschen viel zu Hause waren, fast erreicht. Traub unterstreicht, dass es gerade in diesem Bereich ein sehr hohes Dunkelfeld gibt, und er betont, dass der Polizei in Verbindung mit Interventionsstellen, Frauenhäusern und Justiz die Unterstützung der Opfer sehr wichtig sei. Er weiß aber auch, dass die Rückfallquote hoch ist. Deshalb versuche man, die Frauen aus dieser Spirale herauszuholen.

Der Polizeiberuf ist riskant: 2023 ist es 92-mal zu Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten gekommen; zehn Frauen und 40 Männer wurden verletzt.

Was die Innenministerin auf die Palme brachte, ist auch in der Kriminalstatistik der Polizeidirektion Landau ablesbar: Von knapp 7300 Tatverdächtigen waren 2054 oder 28,1 Prozent Nichtdeutsche. Das waren 115 oder 5,9 Prozent Verdächtige mehr als 2022. In der Mehrzahl der Fälle werden ihnen Diebstähle, Vermögensdelikte und Körperverletzungen vorgeworfen, oft aber auch Straftaten, die nur sie begehen können, wie zum Beispiel Verstöße gegen Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetze.

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