Klingenmünster Motorradfans erinnern an begnadeten Konstrukteur

Glattflächige Motorgehäuse sind das Erkennungsmerkmal von Küchen-Motoren.
Glattflächige Motorgehäuse sind das Erkennungsmerkmal von Küchen-Motoren.

Am Samstag startet die Richard-Küchen-Gedächtnisfahrt durch die Südpfalz. Sie würdigt die Verdienste eines Mannes, der ein paar Jahre von Bad Bergzabern aus den Motorradmarkt aufgemischt hat.

Küchen-Maschine ist ein schönes Teekesselchen (ein Begriff, zwei Bedeutungen) für den nächsten Rateabend. Hier ist nicht die Rede von Moulinex oder Thermomix, oder wie die elektrischen Helfer im Haushalt heißen mögen, sondern von Motoren, vor allem Motorradmotoren, die der begnadete Konstrukteur Richard Küchen einst entworfen hat – unter anderem in Bad Bergzabern. Am Samstag, 4. Mai, erinnern Motorradfans mit der Richard-Küchen-Gedächtnisfahrt ab Klingenmünster an sein Wirken.

Organisator ist Rolf Beppler (84), ein in seiner Jugend äußerst erfolgreicher Fahrer im Enduro-Sport, der nach diesem großen Treffen, zu dem er 80 bis 90 Fahrer erwartet, die Veranstaltung in jüngere Hände legen will. Beppler hat selbst schon zahlreiche alte Motorräder restauriert, darunter auch einen Grünen Elefanten von Zündapp mit Boxermotor und Kardanantrieb. Küchen hatte den unmittelbaren Vorgänger schon 1935 entworfen.

Den Motorradmarkt beherrscht

Beppler schildert, dass Küchen 1919 in Bad Bergzabern eine Werkstatt angemietet hat (1920 hat er in Kaiserslautern seinen Meister gemacht) und dort bis 1924 sogenannte Einbaumotoren konstruierte, die er an verschiedene Hersteller lieferte, die sie in ihre Motorradrahmen einbauten. Beppler nennt einst klingende Namen wie Zündapp, Ardie, Horex, Express und Victoria. Bis 1930 sei etwa die Hälfte des deutschen Motorradmarktes von Küchen-Motoren angetrieben worden.

Küchens Konstruktionen waren bekannt für ihre glatten und reinigungsfreundlichen Oberflächen. Das erreichte er, indem er Nebenaggregate ins Motorgehäuse integrierte. Berühmte Vertreter dieses Bauprinzips sind beispielsweise der Zweizylinder-V-Motor der Victoria Bergmeister oder der Zweizylinder-Boxer der Hoffmann Gouverneur. Küchen hat sich auch einige Berühmtheit erarbeitet mit seinen Ventilsteuerungen über Königswellen und seinen Mehrventil-Motoren mit zwei Einlass- und einem Auslassventil. Er hat einen Beiwagenantrieb erfunden, und er hat den Motoren das Klappern abgewöhnt, sagt Beppler, denn Küchen sei auch der Erfinder der Hydrostößel zur Ventilsteuerung gewesen. Allerdings war Küchen auch mit manchem seiner Zeit voraus, denn nicht immer konnten das damalige Material und die Fertigungstechniken mit den Anforderungen Schritt halten.

Sprengfahrzeug und Kartoffelpressen

Im Zweiten Weltkrieg war Küchen auch für die Rüstungsindustrie tätig und hat etwas entwickelt, was heute in moderner Form beispielsweise in der Ukraine wieder eine Rolle spielt: ein kleines, per Kabel ferngesteuertes Kettenfahrzeug, das Sprengladungen in gegnerische Schützengräben tragen konnte. Dass Küchen nach dem Krieg auch Kartoffelpressen produzierte, also Küchengerät, ist eine für die Zeit nicht untypische Ironie der Geschichte.

Die Teilnehmer der Gedächtnisfahrt treffen sich an der Festhalle in Klingenmünster und starten dort um 10 Uhr zu einer Rundfahrt über Heuchelheim, Göcklingen, Eschbach, Ilbesheim, Leinsweiler, Siebeldingen, Albersweiler, Annweiler, Sarnstall, Spirkelbach, Wilgartswiesen, Hauenstein, Vorderweidenthal und Silz zurück zum Ausgangspunkt. Eine zweite Runde führt über Bad Bergzabern, Schweigen, Schaidt, Barbelroth, Billigheim, Rohrbach, Impflingen, Mörzheim und Heuchelheim zurück nach Klingenmünster.

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