Ludwigshafen Auf dem Boden wird weitergekämpft

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„We love MMA“ – die Wettkampf-Reihe der Sportart Mixed Martial Arts – war am Samstag mit ihrer 30. Ausgabe in der Friedrich-Ebert-Halle zu Gast. Die in Deutschland noch junge Sportart ist immer mehr auf dem Vormarsch, wenn auch nicht gänzlich unumstritten.

Enthusiastisch reißt Ferdinand Jäger seine Arme nach oben. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht lässt er sich unter den tobenden „Ferdi, Ferdi“-Schreien in der Friedrich-Ebert-Halle feiern. Der 22-jährige Landauer hat soeben seinen tschechischen Kontrahenten, Max Handanagic, mit einem gekonnten Griff auf dem Mattenboden zur Aufgabe gezwungen. Mixed Martials Arts (MMA) verbindet, wie es der Name bereits verrät, verschiedene Kampfsportarten wie Boxen, Kickboxen, Judo, Ringen und Jiu-Jitsu, miteinander. Doch so vielseitig die Sportart und die Kämpfer auch sind, so unterschiedlich sind auch die Meinungen über diese. Die Gegner prangern vor allem die vermeintliche Brutalität des Sports an. Wenn die beiden Kontrahenten zusammen mit dem Kampfrichter in einem achteckigen Käfig, dem sogenannten Oktagon, für maximal zweimal fünf Minuten zum Kämpfen eingeschlossen werden, dann hat das zunächst etwas Animalisches. Im Gegensatz zum klassischen Boxen wird beim in den Vereinigten Staaten erfundenen MMA auch weitergekämpft, wenn ein Sportler zu Boden geht. Anzählen gibt es nicht. Oft verliert deshalb ein Kämpfer im Schlag- und Tritthagel seines Kontrahenten am Boden das Bewusstsein, kurz bevor der Ringrichter den Kampf vorzeitig abbricht. Die Bundesärztekammer plädierte deshalb bereits 2010 für ein Verbot der Kampfserie in Deutschland, da es das Ziel bei MMA sei, „ausschließlich die Verletzung des Gegners an Körper, Gesundheit und Leben“ zu suchen, so Vertreter der Kammer. Vorurteile, die auch die Kämpfer in der Friedrich-Ebert-Halle kennen, jedoch vehement zurückweisen. „MMA ist der härteste Sport der Welt, aber er ist auch unheimlich fair“, sagte Jäger noch leicht verschwitzt nach seinem gewonnenen Kampf. Und in der Tat: Dass bei dieser Veranstaltung keine Straßenkämpfer aufeinandertreffen, sondern technisch versierte, austrainierte Sportler, die ihren Gegnern nach jedem Kampf mit viel Respekt begegnen, wurde deutlich. So nahm auch Jäger den Tschechen Handanagic nach dem Kampf in den Arm und zollte ihm Respekt. „Er war unglaublich hartnäckig. Ich habe eine gewisse Zeit gebraucht, um mich darauf einzustellen, doch dann konnte ich alles umsetzen, was ich mir vorgenommen habe“, strahlte der Kämpfer des Luta Livre Landau, der so sehr für seinen Sport lebt. Seit vier Jahre betreibt Jäger, der im Federgewicht bis 66 Kilogramm antritt, Mixed Martials Arts. Disziplin, Verzicht und Qual sind dabei seine ständigen Begleiter. Sechs bis acht Wochen bereitet er sich auf solch eine Veranstaltung, wie in der Eberthalle vor. Vor allem in den letzten 14 Tagen wird die Trainingsintensität laut Jäger nochmals angezogen, ehe vier Tage vor dem Kampf nur noch die Techniken durchgegangen werden. Einer, der sich die Disziplin ganz oben auf die Fahne geschrieben hat, ist auch Leo Lauber. Der 28-Jährige, der für den FSS Heidelberg in den Käfig steigt, hungerte sich für seinen Kampf von 92 Kilogramm auf 84 herunter. Seiner Kampfkraft hat dies nicht geschadet. Im Gegenteil: Der Mittelgewichtler benötigte gerade einmal 112 Sekunden, um seinen tschechischen Kontrahenten Petr Kubick zur Aufgabe zu zwingen. Es war der zweite Sieg im zweiten Profikampf für Laub, der mit stehenden Ovationen des immer mehr in Fahrt kommenden Publikums aus dem Käfig begleitet wurde. „Ich hatte eigentlich viel Stand trainiert und wollte mit harten Fäusten den Kampf gewinnen. Doch am Ende habe ich nicht mal eine Faust geschlagen. So ist halt der Sport. Man weiß nie, was auf einen zukommt“, bilanzierte Laub.

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