Rhein-Pfalz Kreis „DJs sind die neuen Rockstars“

Schifferstadt. Am 12. Mai möchte Jannis Schreiner alias DJ Olde die Schifferstadter Waldfesthalle zum Beben bringen – und das ganz offiziell im Kulturprogramm der Stadt. Das Schifferstadter Gewächs ist längst nicht mehr nur ein Lokalmatador, sondern auf dem steilen Weg, ein berühmter Sohn der Stadt zu werden. In der DJ-Szene ist er bereits international bekannt, doch seine Heimat ist ihm heilig, wie er im Interview verrät. Kein Wunder also, dass er seine Party zu Hause „We love Schifferstadt“ genannt hat.

Jannis, vor etwa eineinhalb Jahren warst Du einer unserer „Leute im Landkreis“. Was hat sich seither getan?

Alles ist viel mehr geworden: Ich lege zum Beispiel alle zwei Wochen montags beim Radio-Sender BigFM auf, das läuft super. Dann habe ich noch mehr Auftritte als DJ Olde in Deutschland sowie viele Anfragen aus dem Ausland. Zusätzlich mache ich die Online-Promotion der Musikwerkstatt in Neustadt. Dann gibt es weitere Projekte mit meiner DJ-Gruppe Sentinel Sound und ich mache für den Equipment-Hersteller Denon DJ-Videos und Showcases auf Musikmessen. Ein ganz schönes Arbeitspensum, zumal Du ja auch noch in Vollzeit IT-Fachmann bei der Evangelischen Kirche der Pfalz bist. Auf jeden Fall. Aktuell bin ich fast an meinem Arbeitslimit angekommen. Ich muss mittlerweile auch mal öfter zu neuen Projekten nein sagen, sonst bekomme ich das nicht mehr hin. Wie lange schläfst Du? Nicht viel, im Schnitt fünf Stunden, anders geht es nicht. Macht es noch Spaß, oder hast Du schon Ermüdungserscheinungen? Es macht mir immer noch richtig Spaß. Aber damit es mir auch weiterhin Spaß macht, muss ich meine Prioritäten setzen. Prioritäten setzen könnte ja zum Beispiel auch heißen, sich ganz auf den DJ-Job zu konzentrieren? Nein, ich möchte auf gar keinen Fall meinen Vollzeitjob hergeben. Jetzt ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, sich ein Team aufzubauen. Aber das ist doch schon der erste Schritt in die Selbstständigkeit? Nein. Da müsste ich mich ja entscheiden. Ich habe so viele tolle Projekte, ich könnte keines aufgeben. Es gibt vieles, das für mich funktionieren könnte. Am erfolgreichsten wäre ich wohl im Bereich Künstlermarketing und Promotion und Online-Marketing für Clubs. Das ist das, was ich von allem am besten kann. Okay, das klingt jetzt ein wenig überheblich. (lacht) Du bist im Netz auf vielen Kanälen unterwegs. Ist das der künftige und einzige Weg, in der Musikbranche erfolgreich zu sein? Ja, ich werbe nur online, egal ob für meine DJ-Auftritte, für meine DJ Gruppe oder für die Clubs. Das nimmt mindestens 60 Prozent der Arbeit ein. Ich werbe online aber hauptsächlich, weil Print sehr teuer ist und weil die Reichweite über das Internet so enorm ist, gerade bei den Kids. Dieses Selbstmarketing über das Internet machen ja mittlerweile auch die großen Stars. Und das muss man selbst machen. Sonst läuft es nicht so gut. Ich versuche auch, ein Allrounder zu sein. Ein DJ legt heutzutage nicht mehr nur auf, er ist auch ein Marketing-Spezialist, Foto- und Videograf, Redakteur und so weiter. Und man erreicht darüber Menschen und potenzielle Kunden weltweit. Was war Deine weiteste Flugreise zu einem Auftritt? In einem Club auf Solomon-Islands, 24 Stunden einfacher Flug, hinter Australien. Das war krass. Das war mit meiner Gruppe Sentinel Sound. Wir spielen karibische Musik, Reggae-Dancehall und so was. Bist Du inzwischen auch schon ein bisschen berühmt? Also hier in Schifferstadt ist es schon so, dass die jungen Leute auf der Straße mich erkennen. Aber angesprochen werde ich meist nicht. Es gibt auch einzelne Städte wie Celle zum Beispiel, wo ich viel aufgelegt habe, dort gab`s auf Partys schon Teenie-Geschrei. (lacht) Auch dank Facebook und Co.? Ja, klar, darüber auch. Hier in der Gegend aber lege ich zum Beispiel auch auf vielen Abi-Partys und Abschlussfeiern auf. Also ist der erste DJ, mit dem die Kids in Berührung kommen, DJ Olde. Schon verrückt. (lacht) Mittlerweile jettest Du um die ganze Welt, aber wenn Schifferstadt ruft, wie jetzt für die Party, bist Du sofort zur Stelle und sagst sogar Termine ab. Ganz schön viel Heimatliebe für einen jungen DJ, der immer gefragter ist. Ja, wenn Schifferstadt anklopft, bin ich da. Das ist für mich keine Frage. Ich bin ja fast jeden Abend unter der Woche in Schifferstadt, wegen meines Vollzeitjobs. Dieser und meine Heimatstadt erden mich. Ich bin auch sehr anständig erzogen worden. Meine Eltern haben mir früh beigebracht, mein Geld selbst zu verdienen. Ich hatte mit 13 Jahren meinen ersten Nebenjob. Dafür bin ich auch sehr dankbar. Da habe ich früh gelernt, mehrere Projekte gleichzeitig zu fahren. Hast Du noch Zeit für Freunde? Freundschaften zu pflegen, ist echt schwierig. Aktuell sind es die, die auch auf meine Partys kommen. Hier in Schifferstadt habe ich auch viele Freunde, die ich seit Jahren kenne und die für mich da sind. Aber mit ihnen den Kontakt richtig aufrecht zu halten, ist sehr schwer. Das tut mir auch weh. Ich muss zugeben, da bin ich im Moment sehr auf meine Projekte fokussiert. Ich war aber auch schon immer ein Einzelkämpfer. Was mich immer total freut, ist, wenn meine Freunde mich auf längere Touren zum Beispiel im Sommer begleiten. Eine Konstante gibt es in Deinem Leben: Deine langjährige Freundin und Verlobte Lisanne Zimmermann (25). Ja, auf jeden Fall. Sie unterstützt mich, stand von Anfang an voll hinter mir. Ohne sie wäre ich niemals so weit gekommen. Wir haben uns schon vor sieben Jahren in einem Club kennengelernt, da war ich aber zu Gast, nicht als DJ. Da bin ich auch froh drum. Heute könnte ich ein Mädchen gar nicht unvoreingenommen kennenlernen. Wieso? Sind DJs bei den Mädchen so gefragt? (schaut verwundert) Ehrliche Frage? Ja. DJs sind die neuen Rockstars, sie haben Bands komplett abgelöst. Ganz krass. Das begann mit David Guetta, der war der erste, der als DJ ein richtiger Star wurde, Robin Schulz war einer der ersten in Deutschland. Robin Schulz produziert auch seine eigenen Songs. Machst Du das auch? Ja, meine letzte Single wurde über eine Million mal bei Spotify gestreamt. Läuft sehr gut, da geht aber noch mehr. Vor Kurzem habe ich einen neuen Song und ein Video dazu in Madrid gemacht. Kann man über Streaming-Portale als Künstler überhaupt Geld verdienen? Ja, aber nicht so viel wie mit Verkäufen. Ärgert Dich das? Nein, für mich ist die Reichweite wichtiger. Darüber komme ich an Auftritte. Das Geld wird mit den Auftritten gemacht, da hat sich viel in der Musikszene geändert. Über CD-Verkäufe erreichen nur Künstler wie Helene Fischer Platin-Status. Die haben noch Fans, die CDs kaufen. Aber die jungen Leute heute streamen, kommen auf die Partys und lassen dort ihr Geld. Ist eben ein anderes Modell. Wirst Du noch in 20 Jahren auflegen? Ja, so lange, bis es uncool wird. (lacht) Bis der Erste sagt: Oh Mann, guck mal, der Alte da. Ein Problem ist es, glaube ich, wenn man nicht mit der Zeit geht. Wenn man sich alt werden lässt, zum Beispiel bestimmte Tracks nicht mehr spielt. Ich versuche immer, am Puls der Zeit zu sein, habe die neueste Technik, die neueste Musik und so weiter. Aber ich glaube schon, dass sich das im Alter ändern wird, dann werde ich mich wahrscheinlich auf andere Sachen konzentrieren.

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