Ludwigshafen Die Letzten ihrer Listen

Auf Platz 60 der Stadtratsliste zu kandidieren – das muss nicht unbedingt heißen, überhaupt gar keine Chance auf ein Mandat zu haben. Bei der Kommunalwahl 2009 hat der Friesenheimer Ortsvorsteher Carlo Saxl (CDU) einen sensationellen Sprung gemacht: Von Platz 58 auf der Liste wählten ihn die Stimmberechtigten auf den 15. Platz – und damit direkt in den Stadtrat. Rolf Deigentasch hält es allerdings für ausgeschlossen, dass ihm etwas Ähnliches widerfährt wie dem prominenten Parteifreund. Über die Möglichkeit hat er noch nicht einmal nachgedacht: „Ich weiß gar nicht, ob das Mandat mit meinem Beruf vereinbar wäre“, sagt der 56-Jährige aus dem Stadtteil Mitte, der bei einem Mannheimer Unternehmen für Data-Management zuständig ist. Dass er nicht für den Ortsbeirat Südliche Innenstadt kandidiert, hat allerdings einen persönlichen Grund: In dem sitzt schon seine Frau. Zunächst stand Deigentasch nicht mal wirklich auf der Liste seiner Partei – er war einer der Ersatzkandidaten der CDU, der er „seit sieben, acht Jahren“ angehört, und rückte auf den 60. Platz vor, als die Rheingönheimer Ortsvorsteherin Ursula Jung plötzlich verstarb. „Auch wenn ich keine Chance habe, gewählt zu werden, möchte ich mich aber schon im Wahlkampf aktiv einbringen, zum Beispiel an Ständen“, sagt er. „Sonst braucht man nicht in eine Partei einzutreten.“ Die Liste der SPD beginnt und endet in Ruchheim – mit Heike Scharfenberger und Peter Eisenberg. „Jeder Ortsverein sollte auf der Stadtratsliste angemessen vertreten sein“, sagt der 58-jährige Technische Beamte, der Fraktionssprecher im Ortsbeirat ist. „Aber ich bin nicht wirklich traurig, wenn es nicht klappt. Ich möchte mich gerne auf Ortsebene engagieren.“ Er glaube, dass sein Bekanntheitsgrad außerhalb seines Stadtteils nicht so groß sei, dass er bei der Wahl am 25. Mai Plätze gutmachen könne. „Aber trotzdem möchte ich zum Wahlkampf meinen Teil beitragen.“ Erst im Dezember ist Günther Cogac Mitglied der Grünen geworden – aus Frust über das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl und den Umgang mit der Partei im Wahlkampf. Man kann also schon fast von einer steilen politischen Karriere sprechen: Cogac kandidiert auf dem 37. und letzten Platz der Stadtratsliste und dem dritten Platz der Liste für den Ortsbeirat Friesenheim, wo der 31-jährige Industriekaufmann lebt. „Ich bin sehr motiviert, etwas zu verändern“, sagt er, „und ich möchte mich ganz stark im Wahlkampf engagieren.“ Ideen für die Entwicklung Ludwigshafens hat er auch: „Die Stadt braucht noch einen Stadtpark.“ Auf die Nachfrage, wo der denn sein könnte, gibt er allerdings, schon ganz Realpolitiker, zu: „Ich weiß, das ist schwierig.“ Auch für FDP-Mann Harald Glahn (71) ist die Kandidatur auf dem 60. Listenplatz eine völlig neue Erfahrung – allerdings aus einem anderen Grund: Er kandidierte sonst immer am anderen Ende der Liste und war viele Jahre lang Kreisvorsitzender und Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. Dem Gremium gehörte er von 1989 bis 1994 und von 2004 bis 2012 an – und dazwischen war der Oggersheimer Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium. „Ich bekenne mich als Liberaler und zu dem Team auf den Plätzen davor“, sagt er. „Die Kandidatur ist für mich eine Ehrensache.“ Er unterstütze zwar noch einige Dinge, freue sich aber auch darüber, sich seine Zeit frei einteilen zu können „und einfach mal Richtung Haardt zu radeln“. Der Möglichkeit, nach oben und in den Rat gewählt zu werden, begegnet Glahn mit Gelassenheit: „Jede Stimme für mich ist schließlich eine für die FDP. Aber ich halte das für ausgeschlossen.“ Er freue sich und leide jedenfalls mit der Partei. Und er glaube, sagt Glahn, dass sich in nächster Zeit alles „etwas sortieren“ werde. Für die FWG – die fünfte der bisher schon im Stadtrat vertretenen Parteien – kandidiert auf dem letzten, dem 31. Platz, Monika Gentili aus der Gartenstadt. Ihr Engagement im Wahlkampf dürfte sich allerdings in Grenzen halten – dafür habe die 49-jährige Biologin keine Zeit, sagte ihr Vater Rudolf Müller der RHEINPFALZ. Der 92-Jährige, der früher im Ortsbeirat Gartenstadt saß, steht selbst auf der Liste: auf dem aussichtslosen Platz 28.

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