Handball DM-Viertelfinale: HLZ-Jugend geht mit einem Sieg ab

Im Anflug: Frederik Zepp erzielt gleich den 8:8-Ausgleich für den HLZ-Nachwuchs.
Im Anflug: Frederik Zepp erzielt gleich den 8:8-Ausgleich für den HLZ-Nachwuchs.

Im Viertelfinalrückspiel der Deutschen Jugendmeisterschaften hat die männliche B-Jugend des Handball-Leistungszentrum (HLZ) Friesenheim-Hochdorf zu Hause den Favoriten SG Magdeburg geärgert. Der Nachwuchs geht erhobenen Hauptes vom Feld.

Nach der Partie kamen sie zusammen. Sieg oder Niederlage, das war in diesem Moment nicht das Thema. Während der Großteil der HLZ-Kameraden nach dem Abpfiff bei Familie und Freunden stand, war Karl Sommer im Gespräch mit Oskar Pakebusch, Malte Martin Eltze und Elvis Ernesto Kretschmar. Sie freuten sich, wieder zusammen zu sein. Das war vor einer Woche in Magdeburg so, aber auch am frühen Samstagabend in Hochdorf. „Wir kennen uns vom Lehrgang der Nationalmannschaft“, sagt Sommer. Er wirkte diesmal erleichtert. Immerhin gelang ihm nach der 26:21-Hinspielniederlage an der Börde im Rückspiel ein hart umkämpfter 29:28 (14:15)-Sieg gegen die favorisierten Gäste aus Sachsen-Anhalt.

19 Sekunden vor dem Abpfiff „tankte“ sich Tilo Müller im rechten Rückraum durch und warf den Siegtreffer. Zuvor hatte Lennart de Hooge mit seinem vierten Treffer seine Mannschaft nach einem durchgängigen Rückstand erstmals mit 28:27 in Front gebracht. Da stand die Halle Kopf. Es waren die emotionalsten Momente der Partie, denn bis zur 47. Minute hatten die Vorderpfälzer stets zurückgelegen, ehe Matej Simicic auf dem linken Flügel zum 26:27 verkürzt und Frederik Zepp zum vielumjubelten 27:27-Ausgleich getroffen hatte. Kaum ein Zuschauer saß zu dieser Phase auf seinem Platz, die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt. So laut war es schon lange nicht mehr im vollbesetzten TVH-Sportzentrum.

„Fast unlösbare Aufgabe“

Dazu sorgte Magdeburgs Trainer Pascal Tovornik, einst Profi bei Tusem Essen, für zusätzliche Unruhe bei seiner Mannschaft, da er ständig mit den Entscheidungen der beiden Unparteiischen haderte. Das rächte sich: Seine Jungs fanden nicht mehr ins Spiel, ihnen unterliefen zahlreiche Fehler. Zudem fanden sie nicht immer Lösungen gegen die offensiv ausgerichtete Deckung der Gastgeber. HLZ-Tormann Daniel Simon steigerte sich zwischen den Pfosten und hielt einige wichtige Bälle. Die Christmann-Sieben spielte sich in einen Rausch und belohnte sich nach 50 aufregenden Minuten mit dem Sieg.

„Auch wenn das Weiterkommen ins Viertelfinale eine fast unlösbare Aufgabe war, überwiegt jetzt die Freude über den Sieg. Gegen solch einen Gegner, das bleibt in Erinnerung“, erklärt Sommer. Die Kulisse und der Support der Fans haben Eindruck hinterlassen. „Das war schon Wahnsinn, aber damit hatten wir schon gerechnet“, verrät Kretschmar, Sohn der Handball-Legende Stefan Kretschmar. Während der Papa als Kommentator der Partie zwischen der SG Flensburg-Handewitt gegen den SC Magdeburg bereits auf dem Weg nach Berlin war, vermisste Elvis diesmal seine Schwester Lucie, die in der Bundesliga bei den „Flames“, der HSG Bensheim-Auerbach, unter Vertrag steht. „Wir haben telefoniert, Lucie spielt heute Abend noch gegen Zwickau“, erklärt Kretzschmar, ehe er zum Ausdehnen mit der Rolle zu seinen Kameraden geht.

Trainer hadert noch

Während die B-Jugendlichen des HLZ den Triumph genießen, findet Cheftrainer Kai Christmann in der Kabine sichtlich von den Strapazen gezeichnet seine Ruhe. „Wir hatten in der ersten Hälfte keine Torwartleistung, dazu haben wir in den Eins-gegen-Eins-Situationen nicht immer den Zugriff gefunden“, hadert Christmann mit den ersten 25 Minuten. Die Konsequenz: In seiner Pausenpredigt hat er einiges angesprochen und seine Mannschaft taktisch neu eingestellt. Das HLZ agierte fortan in der Abwehr deutlich offensiver, dazu zeigte die Mannschaft deutlich mehr Bereitschaft zum Kampf. „Ich kann der Mannschaft heute keinen Vorwurf machen. Es ärgert mich trotzdem, dass wir im Hinspiel so leichtfertig den Einzug ins Viertelfinale vergeigt haben.“

„Es ist schön, dass wir uns nach diesem Kampf mit einem Sieg belohnt haben“, sagt Lennart de Hooge. Gerade in der zweiten Hälfte wuchs der Sohn der Ex-Eule Peter de Hooge über sich hinaus, übernahm ebenso wie Frederik Zepp mehr Verantwortung. „Es war uns schon bewusst, dass fünf Tore eine Hypothek sind. Aber wir wollten zu Hause nochmals alles geben. Das haben wir auch getan“, waren sich die beiden Führungsspieler einig. „Wir hatten in Magdeburg einfach keinen guten Tag“, sagt Zepp rückblickend. Das ist jetzt Geschichte. Auch für Trainer Kai Christmann, der zum letzten Mal auf der Bank saß. Denn er wird aus beruflichen Gründen aufhören. „Die Jungs brauchen bei vier Trainingseinheiten in der Woche jemand, der immer vor Ort ist. Das ist bei mir nicht möglich“, erläutert Christmann. Sein Nachfolger in der neu geschaffenen B-Jugend Bundesliga wird Jozef Bokol. Der ehemalige slowakische Spielmacher kommt vom TV Hemsbach, wo er zuletzt Trainer in der Landesliga war. Auch Karl Sommer wird künftig nicht mehr dabei sein. Der 16 Jahre alte Rückraumspieler, der im Rückspiel am Kreis zum Einsatz kam, wechselt zu den Rhein-Neckar Löwen. Die drei anderen DHB-Nachwuchstalente Frederik Zepp, Tilo Müller und Lennart de Hooge halten der Spielgemeinschaft die Treue.

x