Ludwigshafen Familienbande im Erzgebirge

Ludwigshafen. Der EHV Aue, heute Abend, 19 Uhr, zu Gast bei der TSG Friesenheim, dümpelt im hinteren Tabellenmittelfeld der Zweiten Handball-Bundesliga herum. Spannender als das sportliche Abschneiden ist da schon die Geschichte einer Familienbande, die der Verein erzählt. Trainer Runar Sigtryggsson hat nicht nur einige isländische Landsleute, sondern mit seinem Bruder Arni, zuvor bei der TSG unter Vertrag, und mit Dadi Runarsson, auch seinen Sohn ins Erzgebirge geholt.

Hat ein Verein einen Trainer aus dem Ausland angestellt, verpflichtet der gerne mal den einen oder anderen Spieler aus seinem Heimatland. Man kennt sich, man weiß sich zu schätzen, und so eine kleine Enklave in der Fremde hilft ja manchmal auch, sorgt für Nestwärme in der Fremde. So ist das Land auf, Land ab zu beobachten – quer durch alle Sportarten hindurch. Auch in Aue, beim ortsansäßigen Handball-Zweitligisten EHV. Seit dem Sommer 2012 ist dort Runar Sigtryggsson für das Traineramt zuständig, ein ehemaliger isländischer Nationalspieler. Er verpflichtete mit Sveinbjörn Pétursson gleich zu Beginn seiner Amtszeit einen Landsmann, vergangenen Sommer kam dann mit Bjarki Már Gunnarsson ein weiterer Isländer hinzu. Und ihm folgten mit Runar Sigtryggsson und Dadi Runarsson zwei weitere Spieler aus dem nordeuropäischen Land. Richtig ulkig wird die Geschichte, wenn man weiß, dass Runar Sigtryggsson der 13 Jahre jüngere Bruder des Trainers ist, und Dadi Runarsson der Sohn – wie in Island üblich, findet sich der Vorname des Vaters im Nachname des Sohnes wieder. Wie diese Familienbande so tickt, das wäre schon schön zu erfahren gewesen. Doch Arni Sigtryggsson, der Ex-Friesenheimer, war diese Woche telefonisch nicht zu erreichen. Der 29-Jährige wechselte im vergangenen Sommer von der Vorderpfalz ins Erzgebirge. Vor seinem einjährigen Intermezzo in Friesenheim spielte Arni Sigtryggsson, der das Hinspiel wegen einer Fußverletzung verpasste, unter anderem für Haukar Hafnarfjörður in Island und BM Granollers in Spanien, für die er auch in der Champions-League beziehungsweise im EHF-Pokal auflief, in Deutschland für den DHC Rheinland und den TV Bittenfeld. Der EHV Aue steht irgendwo in der Grauzone der Tabelle, die nicht mehr wirklich zum Niemandsland gehört, aber irgendwie auch noch nicht wirklich zum Abstiegskampf. Acht Punkte haben die Ostdeutschen auf einen Abstiegsrang Vorsprung. Und es ist nicht unbedingt mehr damit zu rechnen, dass der EHV Aue noch in die kritische Zone reinrutscht – auch wenn bislang im Saisonverlauf erst vier Auswärtssiege gelangen. Zu Hause ist der Verein stärker, was auch die TSG Friesenheim bei der deutlichen 21:31-Klaschte im Hinspiel zu spüren bekam. In der Vorsaison konnte der EHV Aue knapp die Spielklasse halten. Es war die Rückkehrsaison in die Zweitklassigkeit nach einem einjährigen Intermezzo in der dritten Spielklasse gewesen – im Rahmen der Einführung der eingleisigen Zweiten Liga im Sommer 2011 verpasste der Verein die Qualifikation und stieg nach 19 Zweitliga-Jahren ab. Aber jetzt sind ja die Sigtryggssons da.

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